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Ticketpreise bei der Fußball-WM: Der Größenwahn der Fifa kennt keine Grenzen – und die Fans spielen auch noch mit
Ein paar billige Tickets ändern nichts: Die Fußball-WM bleibt ein Luxusprojekt und der Weltverband treibt seinen Größenwahn immer weiter auf die Spitze.

Stand:
Wird die Fußball-WM jetzt doch für ganz normale Anhänger erschwinglich? Die Fifa hat nach massiver Kritik an ihren horrenden Ticketpreisen für die XXL-Veranstaltung im kommenden Sommer in den USA, Kanada und Mexiko eine neue Basiskategorie für „treue Fans“ geschaffen. Dort gibt es zwar nicht viele, aber immerhin ein paar Karten zum Beispiel auch für die deutschen Vorrundenspiele für vergleichsweise überschaubare 51 Euro.
Ja, sogar für das Finale wird diese günstige Variante angeboten. Augenwischerei bleibt das alles trotzdem. Die Fifa macht aus der WM-Endrunde die größte Geldbeschaffungsmaßnahme der Sportgeschichte. Das Erstaunliche: Die Fußball-Anhänger gehen da sogar mit. Angeblich haben bereits 20 Millionen Menschen Tickets für eines der 104 Spiele bestellt.
Es ist wie verhext: Die Fifa steht seit Jahren am Pranger, weil sie den echten Fans den Fußball stehlen will. Kommerz um jeden Preis ist die Devise, die Präsident Gianni Infantino zu seiner persönlichen Maxime gemacht hat. Beispiele gefällig? Da wäre die Klub-WM, bei der im vergangenen Sommer erstmals 32 Vereine um einen Titel mit überschaubarem sportlichen Wert, aber dafür um ganz viel Geld spielten.
Noch irrer als die aktuelle WM soll jene im Jahr 2030 werden – dann nicht nur in drei Ländern mit 48 Teams, sondern auf drei Kontinenten mit sechs Gastgebern und möglicherweise sogar 64 Mannschaften. Man könnte sich darüber wundern; andererseits weiß jeder Fußballfreund schon längst: Der Größenwahn der Fifa kennt keine Grenzen.
Und damit wären wir wieder bei den Kosten für den normalen Anhänger aus Deutschland. Klappt es nicht mit den „billigen“ Tickets, was bei dem sehr geringen Kontingent wahrscheinlich ist, muss ein Fan des DFB-Teams bis zu einem möglichen Finale in Kategorie 1 rund 14.000 Euro berappen. Mit Flug, Unterkunft und Verpflegung für die sechs Wochen dürfte ein durchschnittliches Jahresnettogehalt verbraucht sein.
Wird Deutschland Weltmeister, lässt sich die Fifa auch nicht lumpen: 43 Millionen Euro würde das DFB-Team dann erhalten, insgesamt werden sogar rund 560 Millionen Euro an Prämien ausgelobt. Wer will, kann da jetzt eins und eins zusammenzählen.
Andererseits: Wer bei den Fifa-Festspielen so viel Geld für Tickets ausgibt, muss ähnlich verrückt sein, wie im Weltverband gedacht wird. Die traurige Realität lautet jedoch: ohne Größenwahn keine WM. Und das gilt für den Fifa-Boss genauso wie für den einfachen Fan. Mit dem Unterschied, dass sich Gianni Infantino das ganz offensichtlich leisten kann – während die wirklichen Anhänger immer öfter in die Röhre gucken. Erschwinglich wird eine Fußball-WM für diese Menschen wohl nie mehr sein.
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