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Zwei Heimspiele in Hessen: Tischtennisspielerinnen des TTC Eastside ziehen um
Der TTC Eastside zieht in der Tischtennis-Bundesliga freiwillig um – und trägt die anstehenden Spitzenspiele 550 Kilometer von Berlin entfernt aus.
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Im Spielberichtsbogen im Internet steht es kurz und bündig: „nicht anwesend/angetreten“ heißt an den Stellen, an denen eigentlich die Namen der Spielerinnen des TTC Eastside eingetragen worden wären. Anwesend waren die Spielerinnen am vergangenen Sonntag in der Heinrich-Loder-Halle des TSV Schwabhausen schon, zumindest für kurze Zeit. Angetreten sind sie nicht, mussten sie aber auch nicht. In der Halle war es so kalt, dass das Spiel in der Nähe von Dachau ausfiel. Dazu noch einmal ein Auszug aus dem Spielberichtsbogen: „Temperatur der Spielstätte unterschritt die vorgegebene Mindesttemperatur von 15 Grad Celsius. Spielbetrieb wurde nicht aufgenommen.“
Die Partie der Tischtennis-Bundesliga wurde inzwischen mit 8:0 für Eastside gewertet. „Insgesamt ist das alles blöd gelaufen. Es war natürlich nicht unser Ziel, auf diese Weise die Punkte zu bekommen. Aber es geht hier um Profisport. Die Verletzungsgefahr war einfach zu groß“, sagt Eastsides Präsident Alexander Teichmann.
Für Shan Xiaona, Nina Mittelham und Britt Eerland stehen bald internationale Turniere in Katar an, es geht um Preisgeld und Weltranglistenpunkte. Eine Verletzung kann und will da im Vorfeld keine Spielerin riskieren.
Kuriose Ereignisse am vergangenen Sonntag, ungewöhnliche Aussichten auch für dieses Wochenende: Am Samstag (14 Uhr) und Sonntag (13 Uhr) stehen Heimspiele gegen die DJK Kolbermoor und den TSV Langstadt mit der deutschen Nummer eins Petrissa Solja auf dem Programm, ausgetragen werden sie in der Sportschule des Landessportbundes (LSB). Allerdings in der des hessischen LSB in Frankfurt am Main, gut 550 Kilometer von der eigentlichen Heimstätte in der Paul-Heyse-Straße am Velodrom entfernt.
„Aktuell ist es aus unserer Sicht mit Blick auf die Corona-Lage am besten, Spieltermine wenn möglich zu koppeln. Das reduziert die Fahrten der Mannschaften und damit das Risiko“, begründet Teichmann den freiwilligen Verzicht auf das Heimrecht. Eastsides Spielerinnen wohnen größtenteils in Nordrhein-Westfalen, Britt Eerland bei Rotterdam. Für alle ist es nach Frankfurt deutlich näher als nach Berlin. Außerdem stand unter der Woche ein Lehrgang im Leistungszentrum des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) in Düsseldorf an.
Auch den gegnerischen Teams kam die Idee entgegen
Auch den gegnerischen Teams kam die Idee entgegen, Langstadt beispielsweise muss dank der Verlegung des Austragungsortes nur knapp 40 Kilometer fahren. „Wir können in unserem gewohnten Umfeld bleiben und sparen uns die lange Anreise und Hotelübernachtungen“, sagte Trainer Thomas Hauke im „Main-Echo“.
Da momentan ohnehin keine Zuschauer zugelassen sind, „macht es für uns keinen großen Unterschied, ob wir hier oder dort spielen“, sagt Teichmann. Der Umzug bringt außerdem den positiven Nebeneffekt mit sich, dass beide Spiele auf sportdeutschland.tv live im Internet übertragen werden. Das freut die Fans ebenso wie die Sponsoren, deren Plakate auch in der Frankfurter Halle präsentiert werden können.
Gewinnen die Berlinerinnen die Spitzenspiele, stehen sie nach langer Zeit mal wieder da, wo sie in der jüngeren Vergangenheit meist standen: auf Tabellenplatz eins. Doch die ungewohnte Lauerposition nahmen sie im Verein gelassen. Schließlich ist die Saison noch lang, und in der Zwischenzeit gab es schon zwei Titel, in der Champions League und im nationalen Pokal.
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Am vorigen Samstag hatte das erste Spiel in der Liga gegen Kolbermoor stattgefunden, Eastside gewann auswärts beim ersatzgeschwächten Tabellenführer knapp 5:3. Möglicherweise kommt nun erstmals die kürzlich verpflichtete Ding Yaping zum Einsatz, die in der vergangenen Saison noch mit großem Erfolg für Kolbermoor an die Platte gegangen war.
Die Bundesliga besteht in dieser Saison lediglich aus sieben Teams, manche Vereine haben in der Hauptrunde fünf Spiele offen, andere nur noch drei. „Es geht erst einmal darum, die normale Runde abzuschließen“, sagt Teichmann. Für die Play-offs kann er sich mehrere Szenarien vorstellen. Im Optimalfall dürfen im Frühjahr wieder Zuschauer kommen, auf „zumindest ein paar wenige“ hofft Eastsides Präsident. Dann wäre er dafür, die Saison wie geplant mit Hin- und Rückspielen in mehreren Runden durchzuspielen.
Sollte weiter ohne Publikum gespielt werden müssen, spricht sich Teichmann für eine Regelung ähnlich wie in der Champions League im vergangenen Dezember aus: in komprimierter Form, an einem Ort, an wenigen Tagen hintereinander weg.
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