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Immer voll dabei. Woo-yeong Jeong im Einsatz.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Tor, Kriegsrecht, Rückkehr: Die verrückte Woche des Woo-yeong Jeong

Am Ende einer aufregenden Woche freut sich Woo-yeong Jeong auf ein Wiedersehen mit dem VfB Stuttgart – und könnte Teil einer neuen Sturmachse werden. 

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In seinen 25 Jahren auf dieser Erde hat Woo-yeong Jeong schon ruhigere Wochen erlebt. Am vergangenen Samstag gelang dem Leihspieler sein zweites Tor für den 1. FC Union. Am kommenden Freitagabend steht ein Wiedersehen mit seinem Stammverein VfB Stuttgart (20.30/Dazn) an. Und mitten in der Trainingswoche wurde das Kriegsrecht in seiner Heimat ausgerufen. 

Zur Armee muss Jeong aber glücklicherweise nicht, und zur politischen Krise in Seoul wollte sich der südkoreanische Nationalspieler am Mittwoch nicht äußern. Er habe während der Chaos-Stunden in seiner Heimat am Dienstag natürlich Kontakt zu Freunden und Familien gehabt, sagte er. Doch am Ende sei er „Fußballspieler und kein Politiker. Ich bin hier, und ich will einfach meinen Job machen“.

Als Fußballspieler steht er an diesem Wochenende auch im Mittelpunkt, denn das Auswärtsspiel am Freitag ist für ihn eine Art Heimkehr. In der vergangenen Saison spielte Jeong noch in Stuttgart, noch heute steht er beim VfB unter Vertrag. Nun kehrt er als Wahlberliner zurück in den Südwesten. „Das ist ein sehr besonderes Spiel für mich. Ich freue mich sehr, in Stuttgart zu spielen, weil ich viele Jungs dort kenne“, sagte der Südkoreaner. 

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Schließlich hat er noch gute Erinnerungen an seine Zeit in Schwaben. Mit Stuttgart erreichte Jeong die Champions League und wurde Vizemeister. Einen guten Draht hatte er auch zu Trainer Sebastian Hoeneß, der ihn im Sommer noch zu einem Verbleib überreden wollte. Am Ende entschied sich Jeong aber für eine Leihe, in der Hoffnung, dass er in Berlin öfters spielen würde. 

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Bisher ist diese Rechnung aufgegangen. In seinen ersten drei Monaten bei Union hat Jeong schon sieben Startelf-Einsätze (zwei Tore) verbucht: genauso viele wie in der gesamten vergangenen Spielzeit in Stuttgart. „Ich bin zufrieden, weil ich schon viel Spielzeit bekomme. Man kann sagen, es läuft besser“, betonte er am Mittwoch, mit nur einem kleinen Vorbehalt. „Ich denke, man kann auch mehr Tore schießen in jedem Spiel.“

Bei Union braucht man gerade nichts dringender als Tore. Auch deshalb war Jeongs Treffer am Samstag, als er nach schöner Vorarbeit von Benedict Hollerbach zum zwischenzeitlichen 1:1 abstaubte, ein Befreiungsschlag für die Köpenicker. Union verlor zwar am Ende wieder und setzte damit eine Serie von sechs Partien ohne Sieg fort. Doch immerhin gab es jetzt ein Tor in einem Pflichtspiel: das erste seit mehr als einem Monat. 

Ob er deshalb in Stuttgart gleich wieder in der Startelf steht, muss man noch abwarten. In den vergangenen Wochen war die Aufstellung des Union-Angriffs in etwa so berechenbar wie die südkoreanische Politik. Trainer Bo Svensson hat zuletzt fast verzweifelt durchrotiert und in jedem Bundesliga-Spiel seit September auf eine neue Sturmkonstellation gesetzt. Mal hatte dies taktische Gründe. Oft lag es aber auch daran, dass Union einfach zu wenig Tore schießt und Svensson dafür immer noch vergeblich nach Lösungen sucht. 

Seit Samstag hat er immerhin eine weitere Variante parat. Mit seiner Laufbereitschaft und Aggressivität im Eins-gegen-eins gilt Hollerbach schon lange als einziger Lichtblick im Union-Angriff. Gegen Leverkusen haben er und Jeong gezeigt, dass sie sich teils instinktiv verstehen und durchaus für mehr Durchschlagskraft sorgen können. 

Das liegt auch an der gemeinsamen Vergangenheit.Mit Benedict habe ich schon in der U18 und U19 bei Bayern München gespielt. Ich weiß, was er auf dem Platz macht“, erklärte Jeong. So auch beim Tor am vergangenen Wochenende: „Wenn Hollerbach so eine Aktion hat, will er immer ins Eins-gegen-eins und probiert dann, zu flanken. Deswegen wollte ich einfach in den Fünferraum.“

Nun gilt es, jene Leichtigkeit etwas konstanter auf den Platz zu bringen und am besten schon gegen Stuttgart für Gefahr zu sorgen. Mit einem Sieg könnte Union am VfB vorbeiziehen und wieder an die internationalen Plätze heranrücken. Eine weitere Pleite könnte die Berliner hingegen erstmals in dieser Saison in die Nähe der Abstiegsränge bringen. Ein weiteres Jeong-Tor wäre also Gold wert. Und zwar auch, wenn er gegen seine alten Stuttgarter Fans nach eigenen Angaben nicht jubeln würde.

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