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Den Aufstieg fest im Blick. Torben Wosik hat für Hertha BSC in dieser Saison erst ein Einzel verloren.

© Horstmüller/Imago

Mit 46 noch richtig Lust auf Tischtennis: Torben Wosik will mit Hertha BSC in die Zweite Liga

Der Berliner Tischtennis-Spieler Torben Wosik hat viele Titel gewonnen. Nun strebt er mit Hertha BSC den Aufstieg an. Die Chancen stehen sehr gut.

Die Schmerzen kamen ziemlich pünktlich zu Saisonbeginn. Zunächst kämpfte sich Torben Wosik noch durch, doch es wurde nicht besser. Im vergangenen Herbst ließ sich Wosik gründlich untersuchen. Diagnose: Mehrere Muskelbündelrisse im linken Oberschenkel. Im Normalfall bedeutet das gut sechs Wochen Pause. „Das geht nicht“, entgegnete Wosik, „in dieser Zeit haben wir zwei entscheidende Spiele um den Aufstieg.“

Wosik ließ sich mit Salben behandeln, spielte weiter, gewann mit Hertha BSC die zwei wichtigen Partien – und auch alle anderen. Nach Ende der Hinrunde führt Hertha die Tabelle der Dritten Tischtennis-Bundesliga Nord mit 18:0 Punkten deutlich an. „Wir wollen unbedingt in die Zweite Liga. Ich bin unheimlich heiß“, sagt Wosik.

Wosik gehört zu erfolgreichsten deutschen Tischtennis-Spielern

Einzel- und Teammedaillen bei großen Titelkämpfen, zwei Mal Deutscher Meister im Einzel, dazu insgesamt fast ein Dutzend nationale Titel im Doppel und Mixed – Torben Wosik gehört zu den erfolgreichsten deutschen Tischtennisspielern. Mittlerweile ist er 46 Jahre alt, muss niemandem mehr etwas beweisen.

„Aber ich habe noch sehr viel Spaß am Tischtennis“, sagt Wosik, „wenn ich alles verlieren würde, wäre das wohl anders.“ Doch er gewinnt fast alles. 9:1 im Einzel und 7:2 im Doppel lauten die Bilanzen in dieser Saison.

„Was er in seinem Alter leistet, ist einmalig. Auch was das Trainingspensum angeht“, sagt Gerd Welker, der Herthas Tischtennisabteilung vor 56 Jahren gegründet hat und seitdem ihr Vorsitzender ist. Beruflich bedingt steht Wosik fast permanent an der Platte, er besitzt eine Tischtennis-Akademie in Böblingen, bietet dort Training und Lehrgänge an. Dazu trainiert er selbst drei- bis viermal die Woche.

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In letzter Zeit allerdings weniger aufgrund der Oberschenkelprobleme. Rund um Weihnachten will er anderthalb Wochen komplett regenerieren. „Länger geht schlecht, wir spielen am 11. Januar schon wieder.“ Union Velbert kommt in die Sporthalle der Ernst-Reuter-Oberschule in der Bernauer Straße (16 Uhr).

Seine Profikarriere hatte Wosik im Jahr 2013 beendet, spielte danach mehrere Jahre beim TSV Ansbach und schaffte mit dem Team den Aufstieg in die Dritte Liga. Aber er wollte noch einmal mehr erreichen. Wosik hatte Ziele – und Gerd Welker auch. Auf Sicht sollte es zurück in die Zweite Liga gehen.

Torben Wosik wohnt in Stuttgart, aber spielt in Berlin

Mit den vor dieser Saison getätigten Verstärkungen wird dies aller Voraussicht nach gelingen. Welche Summe der Gesamtverein Hertha BSC der Abteilung zukommen lässt, behält Welker für sich. Aber auf einer Präsidiumssitzung hat der 77-Jährige vorsorglich bereits verlauten lassen, dass er eine Liga höher etwas mehr Geld bräuchte.

Schon wegen der weiteren Fahrten. Ein „Nein“ habe er im Präsidium noch nicht gehört. Und überhaupt: „Wenn eine Abteilung im Verein so einen Lauf hat, sollte das doch unterstützt werden.“

Wosik, dessen älterer Bruder Ralf ebenfalls sehr erfolgreich Tischtennis gespielt hat, wohnt in Stuttgart und könnte bei einem ambitionierten Verein in der Region mehr verdienen als in Berlin. Hier zahlt er sogar die Anreise selbst. Aber er unternimmt gern etwas mit seinen Teamkollegen und mag die Stadt, auch „wenn alles sehr viel teurer ist als damals“, wie Wosik sagt.

Damals ist allerdings schon 25 Jahre her. Er hatte eine Saison lang bei Super Donic in der Bundesliga gespielt. Wosik ist verrückt nach Tischtennis, im besten Sinne. Er spielte sogar zwischenzeitlich zusätzlich für den Oldenburger TB bei den Senioren und holte zweimal die Deutsche Meisterschaft, zusammen mit anderen Größen wie Steffen Fetzner und Peter Franz. Die Strecke von Stuttgart nach Oldenburg war ihm aber auf Dauer zu happig.

Wosik freut sich auf das Duell mit Borussia Dortmund

Dass es etwas älter gewordene Ausnahmespieler noch einmal wissen wollen, ist im Tischtennis nicht ungewöhnlich. Bei Senioren-Weltmeisterschaften beispielweise waren schon Weltklassespieler wie Jörgen Persson, Jörg Roßkopf oder Liang Geliang dabei. Eine Teilnahme dort hat auch Wosik auf der Liste. 2020 in Bordeaux wird es aber nichts, zu dem Zeitpunkt wird er mit der Familie Urlaub machen.

Er befasst sich zunächst lieber mit dem Nahziel Aufstieg. Und schaut schon etwas voraus. Auf einer Position würde Vorsitzender Welker die Mannschaft zur nächsten Saison gern verstärken, „dann würden wir ganz oben mitspielen“, ist sich Wosik sicher. Es würde ihm gut gefallen.

Aber auch so ist die Zweite Liga für ihn abseits der sportlichen Herausforderung interessant: Bei Borussia Dortmund spielt mit Evgeny Fadeev einer der Trainer aus Wosiks Akademie. Und in der Sporthalle des TTC GW Bad Hamm begann Wosik 1978 mit dem Tischtennis. „Da würden auch meine Eltern kommen. Sie haben mich als Kind immer bei allem rund ums Tischtennis unterstützt. Das wäre eine ganz tolle Sache“, sagt Wosik.

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