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Teamchef und Topfahrer. Bei Mercedes harmonieren Toto Wolff (links) und der fünfmalige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton prächtig.

© Foto: Jens Büttner/dpa

Einmalige Siegesserie in der Formel 1: Toto Wolff ist auf Rekordkurs

Als Formel-1-Teamchef von Mercedes schreibt Wolff Sportgeschichte. Dass die Silberpfeile so dominieren, liegt vor allem an ihrem Entscheider.

Früher lief es für Toto Wolff auch schon schlechter. „Einmal in Spa habe ich ein Rennen durch einen eigenen Fehler weggeschmissen, obwohl ich in der ersten Startreihe stand“, erzählt der heutige Mercedes-Teamchef. „Wir sind dann gemeinsam zurück nach Österreich gefahren und ich durfte mir stundenlang anhören, was ich doch für ein Idiot sei, so einen dummen Bock zu schießen.“

Wir, das waren Wolff und sein Rennausbilder Walter Lechner, Besitzer einer renommierten Rennfahrer-Schule. Längst ist aus dem Schüler Wolff eine echte Größe in der Motorsport-Branche geworden – weil er zu einem intelligenten Lehrer gereift ist.

Als Formel-1-Teamchef von Mercedes kann Toto Wolff vielleicht schon an diesem Sonntag (20.10 Uhr, live bei RTL und Sky) den neuen Weltmeister bejubeln. Die Rechnung ist einfach: Holt Wolffs Topfahrer Lewis Hamilton in Mexiko 14 Punkte mehr als Teamkollege Valtteri Bottas, ist die WM entschieden, Hamilton wäre zum sechsten Mal Weltmeister.

Weil die Entscheidung nur noch zwischen den beiden Mercedes-Piloten fallen kann, steht jetzt schon fest, dass Toto Wolff in diesem Jahr Formel-1-Geschichte geschrieben hat: Sechs Konstrukteurs-WM-Titel in Folge, dazu auch noch sechs Fahrer-WM-Titel in der gleichen Zeit – das gab es noch nie.

Auch insgesamt ist der 47-Jährige inzwischen einer der erfolgreichsten Teamchefs aller Zeiten. Mehr Titel haben nur noch Ron Dennis mit McLaren (zehn Fahrertitel, sieben bei den Konstrukteuren) und Frank Williams (Team Williams/sieben Fahrerpokale und neun bei den Konstrukteuren).

Technisches Kunstwerk. In seinem Auto hat Lewis Hamilton gut fahren – in Mexiko winkt Titel Nummer sechs.

© Rodrigo Arangua/AFP

Wolff, der im Januar 2013 zusammen mit Niki Lauda offiziell die Herrschaft bei den Silberpfeilen übernahm, verweist gerne auf das gesamte Team, wenn er auf seinen Anteil an der Mercedes-Erfolgsgeschichte angesprochen wird. „Ich weiß, wie viel harte Arbeit dafür geleistet worden ist.

Es gab auch Rückschläge und schmerzliche Momente, aber das Team hat sich immer wieder aufgerappelt und reagiert. Ich bin sehr stolz auf die ganze Mannschaft“, sagt Wolff. Die harte Arbeit hat sich gelohnt, seit Beginn der Turbohybrid-Ära 2014 holte Mercedes alle WM-Titel.

Wolffs Anteil an der Erfolgsgeschichte ist beträchtlich, auch wenn er das so deutlich nie sagen würde. Sein Führungsstil prägt die gesamte Unternehmenskultur. Ein Formel-1-Team mit mehr als 1200 Mitarbeitern ist letztlich nichts anderes als ein hoch spezialisiertes High-Tech-Unternehmen.

„Wir haben keine Kultur, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Fehler können offen angesprochen werden. Leute bekommen bei uns Verantwortung. Und das leben wir auch“, erklärt Wolff eine seiner Philosophien.

Er lässt Hamilton seine Freiheiten

So umsichtig wie Wolff sein Team leitet, so ausgeprägt ist sein Wille, sich nie mit dem bisher Erreichten zufrieden zu geben. „Wir verlangen sehr viel von uns. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, dann tut das weh. Wir versuchen jedes Mal, aus einer Niederlage etwas zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen“, sagt Wolff. Er sei davon überzeugt, dass eine elementare Stärke von Mercedes darin bestehe, nach Niederlagen nochmal zuzulegen. „Wenn man das schafft und dann wieder beide Titel holt, dann erzeugt das sehr kraftvolle Emotionen.“

Wenn er über Emotionen spricht, weiß Wolff, wovon er spricht. Als Ex-Fahrer kennt er die Gefühlswelt seiner Racer. Auch das ist eine Stärke Wolffs: dass er sich besser als viele andere Teamchefs in die Lage der Piloten versetzen kann.

Speziell im Umgang mit Superstar Lewis Hamilton beweist Wolff ein gutes Händchen. Der Spitzenfahrer genießt alle Freiheiten, die er braucht. Dafür fordert Wolff Leistung auf der Strecke ein. Was Hamilton neben selbiger treibt, ist ihm egal – auch wenn die Außenwelt das manchmal heftig kritisiert. Der Erfolg gibt dem weltmeisterlichen Teamchef recht.

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