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Sport: Trainer gegen Stars

Wie sich Real Madrid in Probleme verstrickt

Der Weg in die Krise: Der Abstieg der Königlichen zu Vasallen begann vor drei Jahren, als aus dem Projekt des damaligen Präsidenten Florentino Perez ein Global Player in Sachen Unterhaltung und Marketing wurde. Eine Mannschaft ist aus dem Klub der individualistischen Millionäre nicht mehr geworden. Zwei Präsidenten und fünf Trainer verschliss der Klub seither. Dazu kam in dieser Saison eine misslungene Transferpolitik. Über 100 Millionen Euro gab Real Madrid für neue Spieler aus. Zuerst kaufte der Verein Routiniers wie Cannavaro (33), Emerson (30) und Ruud Van Nistelrooy (30), dann unerfahrene Spieler wie die Argentinier Fernando Gago (20) und Gonzalo Higuain (19) sowie Marcelo Vierira (18) aus Brasilien. Ein unglücklicher Strategiewechsel mitten in der Saison.

Der Trainer: Fabio Capello schwingt die Peitsche – und vergisst das Zuckerbrot. David Beckham verbannte er auf die Ersatzbank, um ihn nach harscher Kritik doch wieder in den Kader zu holen. Ronaldo geißelte er als ewigen Moppel und vergraulte den Stürmerstar zum AC Mailand. Die Politik der schwarzen Listen hat das Vertrauensverhältnis zwischen Mannschaft und Trainer zerrüttet. Dem Italiener mangelt es auch an Ideen. Seine Defensivtaktik ging bisher nicht auf. Dass Capello spätestens zu Saisonende Madrid verlässt, gilt als sicher. Aussichtsreichster Nachfolger ist Bernd Schuster, der Trainer des FC Getafe.

Die Schwächen des Teams: Real Madrid hat ein doppeltes Problem: In der Verteidigung und im Angriff. Stürmer Ruud van Nistelrooy beschwert sich, dass er zu wenige Pässe zugespielt bekommt. Weltstar Cannavaro zeigte in der Verteidigung bisher eher schwache Leistungen. Vor allem der partyfreudige Mittelfeldspieler Robinho und Emerson werden ausgepfiffen. „Uns fehlt es an Selbstvertrauen“, sagte van Niestelrooy.

Die Stärken: Fabio Capello hofft auf den Umkehreffekt der Champions League: „Bis jetzt haben wir zu Hause schlecht gespielt. Aber gegen Bayern werden wir ein großartiges Spiel zeigen, einfach weil die Champions League immer anders ist als die Liga.“ Auf psychologische Faktoren setzt der Coach auch bei der Mannschaftsaufstellung und nominierte Roberto Carlos. Der für seine wuchtigen Freistöße berühmte Abwehrspieler erzielte 2004 in München das 1:1, an dem die Bayern beim Rückspiel scheiterten. Im Mittelfeld fallen Beckham und Raul Schlüsselrollen zu, Emerson wird wahrscheinlich auf der Ersatzbank sitzen.

Das Saisonziel: Auch wenn Real mit zwölf Toren in elf Heimspielen die schlechteste Bilanz in der 105-jährigen Vereinsgeschichte aufweist, wollte Capello gestern von einer schweren Krise nichts wissen. „Wir liegen nur vier Punkte hinter dem Tabellenführer FC Barcelona. So schlecht steht’s um uns gar nicht.“

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