zum Hauptinhalt
Pellegrino Matarazzo (rechts) ist einer von mehreren Kandidaten für die Nachfolge von Bo Svensson.

© imago/Thomas Frey

Trainersuche beim 1. FC Union Berlin: Wenig Hoffnung für Fußballromantiker

André Breitenreiter wird nicht Nachfolger von Bo Svensson. Aber wer soll den 1. FC Union aus der Formkrise retten? Die Wünsche der Fans dürften kaum erhört werden.

Stand:

Die Erleichterung bei vielen Fans des 1. FC Union Berlin war groß am Sonntagmittag. André Breitenreiter wird neuer Cheftrainer – allerdings nicht in Köpenick, sondern bei Hannover 96. In den vergangenen Tagen war der Name des 51-Jährigen immer wieder als möglicher Nachfolger des am Freitag entlassenen Bo Svensson gefallen. Schließlich hatte Unions Sportchef seinen Kumpel schon auf Schalke und in Hannover als Trainer verpflichtet. Die Reaktionen in der Fanszene auf die Gerüchte waren, gelinde gesagt, wenig euphorisch.

Jetzt steht fest, dass es Breitenreiter nicht wird. Doch die Frage, wer Union nach neun Spielen ohne Sieg aus der Formkrise und zum Klassenerhalt führen soll, ist weiter offen – und die Zeit drängt. Am 2. Januar starten die Berliner in die Vorbereitung und dann soll auch der neue Trainer dabei sein, um möglichst viel Vorbereitungszeit für das wichtige Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim neun Tage später zu haben.

Klicken Sie hier für weitere Fußball-Videos

Union befindet sich tabellarisch zwar nicht in einer hochbrisanten Lage wie im Herbst 2023, als die Trennung von Urs Fischer auf dem letzten Platz erfolgte, der Druck ist dennoch groß. Nach dem Schweizer übernahmen Marco Grote und Marie-Louise Eta interimsmäßig, es folgte Nenad Bjelica, dann erneut Grote/Eta und schließlich Bo Svensson. Den Berlinern fehlen die Kontinuität, Gradlinigkeit und Ruhe, die den Klub bei seinem märchenhaften Aufstieg bis in die Champions League auszeichneten.

Besonders für Heldt ist die neuerliche Trainersuche entscheidend. Dass Svensson nach weniger als sechs Monaten bereits wieder entlassen wurde, muss sich der Manager auch selbst ankreiden. Aus Mainz war bekannt, was für Fußball der dänische Trainer spielen lässt, doch zur Mannschaft, die ihm Heldt zusammengestellt hat, passte das offensive Pressing nicht.

Sportchef Horst Heldt steht unter Druck

Zudem fehlte ein treffsicherer Stürmer, der auch in der Vergangenheit unter Fischer die eine oder andere spielerische Schwäche überdeckt hatte. Diese Baustellen muss Unions Sportchef in der ersten Transferperiode ohne den in die Bundespolitik gewechselten Oliver Ruhnert auflösen, wobei die Trainerposition Vorrang hat.

Dass die Berliner auf ein junges Trainertalent setzen, wie St. Pauli vor dem Aufstieg in die Bundesliga mit Fabian Hürzeler, ist nahezu ausgeschlossen. Ein reiner Feuerwehrmann dürfte aufgrund der ohnehin schon fehlenden Kontinuität auch nicht zielführend sein.

Die Liste an vereinslosen Bundesligatrainern ist üppig bestückt. Prominente Namen wie Roger Schmidt, Edin Terzic, Lucien Favre oder Niko Kovac scheiden vermutlich schon aus finanziellen Gründen aus. Eine Rückkehr von Urs Fischer, der bei Union sogar noch bis zum Sommer unter Vertrag steht, wird es nicht geben.

Der Traum vieler Fans heißt Steffen Baumgart, der nach seiner Entlassung beim HSV vor einem Monat theoretisch verfügbar ist. Als Stürmer wurde der gebürtige Rostocker zwischen 2002 und 2004 zum Publikumsliebling, seine Frau arbeitete lange im Fanshop, die Familie hat ihren gemeinsamen Lebensmittelpunkt in Köpenick.

Die Rückrunde geht knackig los, Januar und Februar werden sehr wichtige Monate für uns.

Horst Heldt

So schön die Geschichte wäre, sprechen aber auch einige Punkte dagegen. Vor allem die spielerische Kompatibilität. Als Trainer steht Baumgart für einen komplett gegensätzlichen Fußball, der zu Unions Kader vermutlich noch schlechter passt als der Spielstil von Svensson. Zudem wäre eine Rückkehr von Baumgart emotional sehr aufgeladen und die Erwartungen kaum zu erfüllen.

Markus Gisdol ist seit Sommer vereinslos und kennt die Bundesliga gut.

© REUTERS/THILO SCHMUELGEN

Die weiteren Kandidaten, die der Bundesliga-Trainermarkt hergibt, sind weit weniger fußballromantisch, aber vermutlich wahrscheinlicher. Mit Markus Gisdol hat Heldt schon in Köln zusammengearbeitet und der 55-Jährige ist nach einem erfolgreichen Dreivierteljahr bei Samsunspor in der Türkei seit dem vergangenen Sommer vereinslos. Das gilt auch für Pellegrino Matarazzo, der Mitte November bei der TSG Hoffenheim entlassen wurde.

Eine Tendenz des Vereins lässt sich bisher nicht erkennen, doch klar ist, dass der neue Trainer sofort funktionieren muss. „Die Rückrunde geht knackig los, Januar und Februar werden sehr wichtige Monate für uns“, sagte Heldt. Nach dem Ende der kurzen Winterpause geht es für Union innerhalb von 15 Tagen gegen Heidenheim, Augsburg, Mainz und St. Pauli. Mit guten Ergebnissen kann man die Weichen in Richtung einer ruhigen Rückrunde stellen – oder richtig in den Abstiegskampf abrutschen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })