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Gut beraten: Assistenztrainer Israel Gonzalez (rechts) übernimmt zum Trainingsstart bei Alba Berlin den Job von Chefcoach Aito Garcia Reneses.

© Nordphoto/Imago

Trainingsstart des Basketball-Bundesligisten: Bei Alba Berlin geht es auch ohne den Chef

Alba Berlin startet in die Vorbereitung auf die neue Saison in der Basketball-Bundesliga – unter besonderen Umständen.

Es ist Punkt elf Uhr an diesem Montag, als im Trainingszentrum in der Schützenstraße ein Pfiff durch die Halle schrillt. Alba Berlins Sportdirektor Himar Ojeda hat sich gemeinsam mit dem Trainerstab in der Mitte des Parketts aufgebaut, und nun traben von allen Seiten die Spieler des Teams heran. Hände werden zusammengeschlagen, Spieler und Verantwortliche spenden sich gegenseitig motivierenden Applaus. Als wieder Ruhe einkehrt, ergreift Ojeda das Wort und eröffnet mit einer kleinen Ansprache vor dem Team offiziell die Saisonvorbereitung des Basketball-Bundesligisten.

Bereits in den vergangenen Tagen haben einige Spieler in kleineren Gruppen wieder das individuelle Training aufgenommen. Albas Neuzugänge Marcus Eriksson, Makai Mason und Tyler Cavanaugh etwa weilen schon ein wenig länger in Berlin, auch die jüngeren Spieler wie Kenneth Ogbe, Tim Schneider oder Jonas Mattisseck waren bereits fleißig. Doch an diesem Montag geht es nun auch wieder geregelt und in der großen Gruppe ans Werk – oder besser gesagt: in der größeren Gruppe, denn ganz vollständig ist das Team noch nicht.

Da sind zunächst einmal Albas Nationalspieler. Rokas Giedraitis bringt sich zurzeit mit dem litauischen Team für die Weltmeisterschaft in China in Schuss, die in knapp zwei Wochen beginnt. Niels Giffey und Johannes Thiemann haben es unter die letzten 13 Spieler des Kaders von Bundestrainer Henrik Rödl geschafft und werden in dieser Woche mit der deutschen Auswahl zur WM-Vorbereitung nach Japan fliegen. Nur Martin Hermannsson wird sein Programm mit dem isländischen Nationalteam bereits Ende der Woche absolviert haben und dann nach Berlin zurückkehren.

Drei Spieler von Format werden einen großen Teil von Albas Saisonvorbereitung also verpassen. Alles halb so wild, findet Sportdirektor Ojeda, als er später umringt von Journalisten im Vorraum der Halle über die kommende Saison plaudert: „Wir hatten in der Vergangenheit schlimmere Situationen mit mehr Spielern bei den Nationalteams“, sagt er.

Lediglich deren Ermüdung bereitet ihm leichte Sorgen. Weil Alba noch bis Ende Juni im Finale um die Meisterschaft spielte, hatten die Nationalspieler vor Beginn der WM-Vorbereitung nur wenige Wochen Zeit zur Erholung. „Es wird eine sehr lange Saison“, sagt Ojeda. Mit Bundesliga, Pokal und Euroleague dürften die Berliner in der kommenden Saison um die 80 Spiele absolvieren, 67 sind es mindestens. Große Probleme bei der Wiedereingliederung erwartet Ojeda jedoch nicht. Schließlich standen Giffey, Thiemann und Giedraitis bereits alle in der vergangenen Saison bei Alba unter Vertrag und kennen den Spielstil der Berliner entsprechend bestens.

Gonzalez springt für Reneses ein

Doch auch das Gesicht dieses Spielstils fehlt den Berlinern zum Trainingsstart noch: Chefcoach Aito Garcia Reneses wird ebenfalls erst im Laufe der Vorbereitung zum Team dazustoßen. Der 72-Jährige ist für seine geduldige Detailarbeit und seine spezielle Philosophie bekannt. Und deren Verinnerlichung braucht Zeit, das betonen Spieler und auch Reneses selbst immer wieder. Doch auch über die Abwesenheit des Lehrmeisters macht sich Ojeda keinen Kopf.

Das hat zwei Gründe: Der erste heißt Israel Gonzalez. Albas Assistenztrainer arbeitet bereits seit Jahren mit Reneses zusammen und springt nun für ihn ein. „Israel ist komplett bereit“, sagt Ojeda. „Er weiß genau, was Aito will.“ Und auch Gonzalez selbst betont, dass er mit Reneses stets im Austausch steht: „Auch wenn er nicht hier ist, wird er immer beim Team sein“, sagt Gonzalez. „Er wird alles über das Team wissen und darüber, wie die Dinge laufen.“ Bereits in seiner Zeit als Reneses’ Assistent bei CB Gran Canaria hat Gonzalez einmal für zwei Wochen seinen Chef vertreten, als der mit gesundheitlichen Problemen ausfiel. Und für den Beginn der Vorbereitung hat er klare Vorstellungen: „Der Hauptfokus wird darauf liegen, dass wir in Form kommen und uns an die Grundlagen aus der vergangenen Saison erinnern.“

Der zweite Grund für Ojedas Ruhe trotz der besonderen Umstände zum Trainingsstart ist der Eifer des Chefcoachs selbst: Reneses befindet sich nach seiner Augenoperation noch für die letzten Checks in Spanien, kann es offensichtlich aber kaum erwarten, zum Team zurückzukehren: „Zu Beginn meinte er noch Anfang September“, erzählt Ojeda. „Aber jetzt drängt er mit jedem Tag, an dem wir reden, weiter nach vorne.“ Bereits nächsten Montag will Reneses zurück nach Berlin kommen. Und dann auch schleunigst wieder selbst den Ton in der Schützenstraße angeben.

Leonard Brandbeck

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