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Sport: Trauriger Charme

Deutschlands Eishockey-Team trifft auf Slowenien

Es war angenehm, am Sonntag in Innsbruck. Die Sonne schien, und die Kulisse, welche die Alpen rund um die Stadt in Tirol bildet, wirkte frühlingshaft-freundlich. Was nicht so ganz zur Stimmung der Mannschaft, die in der Eishalle neben der Olympiahalle trainierte, passte. Schon gestern ist das deutsche Eishockey-Nationalteam in Innsbruck angekommen.

Physisch jedenfalls. Innerlich mag sich mancher – auch beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) – noch damit beschäftigen, was sich bisher bei der Weltmeisterschaft in Wien ereignet hat. Frühestens wollte das Team von Bundestrainer Greg Poss zum Viertelfinale nach Innsbruck reisen. Doch jetzt, nach drei Vorrunden-Niederlagen, spielen sie in der Relegationsrunde, die sie mit einem 3:3 gegen Österreich begonnen haben.

In Innsbruck, sagt der deutsche Stürmer Jan Benda, „fühlt man sich schon ein wenig abgeschoben vom Welt-Eishockey“. Die Abstiegsrunde hat eben ihren eigenen, traurigen Charme. Vor allem für diejenigen, die sie unerwartet trifft. Das sind auch die Organisatoren der WM, die die Relegation als Rahmenprogramm vorgesehen hatten. Wer hat schon geglaubt, dass am heutigen Mittag um 12.15 Uhr Deutschland und nicht Kasachstan gegen Slowenien spielt? Nicht einmal das übertragende Deutsche Sport-Fernsehen (DSF), das nun attraktive Sendezeit am Nachmittag an das Verkaufsfernsehen abgeben musste – im Tausch. Denn zu dem Zeitpunkt, an dem das DSF heute das deutsche Spiel zeigt, wären sonst Küchenutensilien oder Münzsammlungen angeboten worden.

Das ist aber noch das geringste Problem der deutschen Mannschaft, denn es erwartet sie heute ein schweres Spiel, allein schon wegen der psychologischen Situation. Favorit Deutschland spielt gegen den Abstieg aus der A-Gruppe, Außenseiter Slowenien für den Klassenerhalt – ohne Druck. Denn niemand erwartet von einem Land, das 888 lizenzierte Eishockey-Spieler hat, Großtaten bei einer WM. Überraschend haben die Slowenen aber zum Auftakt der Abstiegsrunde die Dänen 4:3 geschlagen. Österreichs Verteidiger Martin Ulrich, lange bei den Berlin Capitals und bei der Düsseldorfer EG aktiv, sagt, dass Slowenien ein unangenehmer Gegner ist. „Wir haben gegen die in der Vorbereitung gespielt. Die spielen ein ganz schmutziges Eishockey.“ Dann verdreht Ulrich die Augen.

Den Österreichern geht es wie den Deutschen. Auch sie wollten mit der Abstiegsrunde nichts zu tun haben. Nun stehen sie nach dem gestrigen 3:4 gegen Dänemark vor dem Abstieg. Soweit ist es für die Deutschen noch nicht. „Wir haben das Training genutzt, um unser Überzahlspiel zu üben“, sagt Benda, der heute wieder anstelle von Jochen Hecht Mannschaftskapitän sein soll. „Hoffen wir, dass der Knoten endlich platzt.“ Auf jeden Fall werde sein Team vorsichtig agieren. „Slowenien hat gegen Dänemark einen 0:3-Rückstand aufgeholt, wir sind gewarnt.“

Auch nicht gerade beruhigend für die Gemüter der deutschen Spieler dürfte die Anwesenheit von Hans Zach sein. Gestern schaute der ehemalige Bundestrainer schon in Innsbruck vorbei. Ist ja nicht so weit von seinem Heimatort Bad Tölz entfernt. Und natürlich, schon jetzt wird von manchen die Wiedereinsetzung Zachs als Trainer gefordert. Eine abenteuerliche Idee inmitten der gefühlten Tristesse von Innsbruck. Auch wenn der neue Bundestrainer Greg Poss bisher bei der WM überfordert war, ist ein Schritt zurück zu Zach ein Schritt nach vorn?

Diese Diskussion sollte beim DEB frühestens am Dienstagnachmittag beginnen, nach dem letzten Turnierspiel gegen Dänemark. So sieht es auch Benda: „Die Analyse sollte erst nach der WM beginnen.“ Denn noch lässt sich die Situation ja retten. Ein Erfolg gegen Slowenien wäre ein erster, großer Schritt.

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