zum Hauptinhalt
Schwimmer in der Seine beim olympischen Triathlon der Männer.

© IMAGO/Agencia EFE

Triathlon bei den Paralympics 2024: Gegen den Strom

Beim Triathlon in Paris soll wie schon zu den Olympischen Spielen in der Seine geschwommen werden – eigentlich. Der Fluss macht es den Veranstaltern nicht leicht.

Von Helen Päßler

Stand:

Der Himmel über Paris ist am Samstag wolkenverhangen, zwischendurch lassen heftige Schauer fast vergessen, dass es eigentlich noch Sommer ist. Genau dieser Regen hatte vor einigen Wochen dafür gesorgt, dass die Wasserqualität der Seine sich verschlechterte – sogar so drastisch, dass der olympische Triathlon der Männer verschoben werden musste.

Und auch während der Paralympischen Spiele hält die Seine die Wettkampfverantwortlichen auf Trab. Wegen angekündigter erneuter Regenfälle wurden bereits alle für Montag geplanten Triathlonwettkämpfe auf Sonntag vorverlegt, sodass nun alle Startklassen ihre Rennen am selben Tag bestreiten.

Es wäre jedoch nicht die Seine, wenn sie nicht noch mehr Probleme zu bieten hätte. Dieser Tage steht vor allem die Strömungsgeschwindigkeit im Zentrum der Debatte.

Für die Spiele wäre es eine Blamage, wenn es ein Duathlon wird.

Para-Triathlet Max Gelhaar

Die 750 Meter lange Schwimmstrecke führt von einem Ponton bis zur Wendeboje. Auf dem Weg zurück heißt es dann, gegen den Strom zu schwimmen. Para-Athletinnen und -Athleten wären dabei je nach Art der Beeinträchtigungen von der Strömung besonders stark betroffen, sagt die deutsche Triathletin Neele Ludwig dem Tagesspiegel. Die Ursachen dafür seien beispielsweise veränderte Schwimmlagen oder Kräfteverhältnisse der Sportlerinnen und Sportler.

Max Gelhaar, der ebenfalls am Sonntag an den Start gehen wird, sagt, dass er bei einem Training gut mit der Strömung zurechtgekommen sei. Im Wettkampf wolle er dennoch eine etwa dreißig bis vierzig Meter längere Strecke schwimmen, um der Strömung bestmöglich auszuweichen.

Auch wenn es weniger als 24 Stunden vor dem ersten Startschuss aussieht, als wäre das Schwimmen in der Seine möglich, ist die finale Entscheidung noch nicht gefallen. Bis um 3 Uhr morgens am Sonntag wäre es theoretisch noch möglich, Änderungen am Wettkampfplan vorzunehmen. Die Alternativen: Eine Verschiebung des Wettkampfes, was jedoch aufgrund der Wetterprognose unwahrscheinlich ist, oder der Duathlon. Hierbei würden die Athletinnen und Athleten zweieinhalb Kilometer laufen, anschließend zwanzig Kilometer Radfahren und zum Schluss erneut die Laufschuhe schnüren, um nach einer fünf Kilometer langen Strecke ins Ziel zu kommen.

Neele Ludwig und Max Gelhaar sind sich einig: Ein Duathlon wäre das Worst-Case-Szenario. „Für die Spiele wäre es eine Blamage, wenn es ein Duathlon wird“, sagt Gelhaar. Neele Ludwig sagt, dass sie sich für einen Triathlon qualifiziert habe und sich sehr auf das Schwimmen freue.

Der Klimawandel wird den Sport verändern

Dazu kommt, dass das Klassifizierungssystem der Paralympischen Spiele nicht für solche Änderungen des Wettkampfs ausgelegt ist. Es sei nicht nur eine Sportart, die in die Klassifizierung einfließe, sondern es komme auf eine Gesamtbewertung der Einschränkungen unter der Berücksichtigung aller drei Sportarten an – fiele eine weg, könnte sich dies auf die Ergebnisse auswirken, erklärt Gelhaar.

Para-Triathlet Max Gelhaar bei einem Wettkampf 2023 in Japan.

© IMAGO/AFLOSPORT

Auch wenn es aller Voraussicht nach in Paris zu einem Triathlon kommen wird, könnte es in der Zukunft wohl häufiger zu der Austragung von Duathlons kommen.

„Wir merken natürlich bei den Outdoor-Sportarten den Klimawandel auch. Es wird sich verändern und man muss sich immer mehr den Gegebenheiten anpassen“, sagt Ludwig. Gelhaar erklärt, dass es seit einigen Jahren grundsätzlich einen Plan B gebe, falls die Verhältnisse einen Triathlon nicht zuließen.

Abgesehen von den äußeren Bedingungen sorgte auch der Fehlerteufel bei einigen Athletinnen und Athleten für einen kurzen Schockmoment. Eine der Regeln des Triathlons besagt, dass Sportler, die von einem anderen Athleten überrundet werden, aus dem Wettbewerb ausscheiden. Diese gilt allerdings ausschließlich für den olympischen Bereich – im Para-Sport entfällt sie.

Neele Ludwig hofft, dass das Schwimmen stattfindet. Sie habe sich schließlich für einen Triathlon qualifiziert.

© DBS

Das entsprechende Korrigieren der Präsentation für das Briefing der Para-Sportlerinnen und -Sportler hatten die Organisatoren jedoch versäumt. Nach kurzer Aufregung dann jedoch die Entwarnung – es handelte sich lediglich um einen Fehler und nicht um eine offizielle Regeländerung.

Aktuell konzentrieren sich Ludwig und Gelhaar nun auf das, was vor ihnen liegt. Die Vorfreude stand beiden bei den Gesprächen im Paralympischen Dorf bereits ins Gesicht geschrieben. Während sich Neele Ludwig besonders auf das Schwimmen in der Seine sowie ihre Familie und Freunde an der Strecke freut, fiebert Max Gelhaar bereits dem Moment entgegen, an dem er die Ziellinie überquert. Dann falle endlich der mentale Druck, den er sich selbst mache, von ihm ab, erklärt er. Bis dahin liegen aber hoffentlich noch 750 Meter Schwimmen, zwanzig Kilometer auf dem Fahrrad und eine fünf Kilometer lange Laufstrecke vor dem Leipziger.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })