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Trumps Dekret gegen trans Personen: Kümmert euch endlich um die echten Probleme im Frauensport!
Nicht mal zehn von 500.000 Frauen im Collegesport sind trans. Trotzdem wird ihre Teilnahme nun verboten. Das lenkt von den eigentlichen Problemen ab – und hilft Frauen im Sport nicht.

Stand:
Donald Trump hat den Frauensport gerettet. So zumindest stellt der US-Präsident es aktuell dar. Auf Fotos inszeniert er sich mit einer Gruppe von Mädchen und Frauen, während er ein Dekret mit dem Titel „Keine Männer im Frauensport“ unterzeichnet. Demnach dürfen trans Frauen nicht mehr am Frauensport teilnehmen. Schulen oder Hochschulen, die sich dem widersetzen, sollen finanziell nicht mehr mit Bundesmitteln unterstützt werden.
Trumps Entscheidung überrascht wenig. Vielmehr ist sie die logische Konsequenz seiner jahrelangen Hetze gegen trans Personen an Schulen und Colleges. Nun lässt er seinen Worten Taten folgen und Charlie Baker, der Präsident der „National Collegiate Athletic Association“ (NCAA), kündigte umgehend an, sich Trumps Anordnung zu fügen.
Dabei hatte NCAA-Präsident Baker kürzlich selbst gesagt, dass nur wenige trans Frauen überhaupt sportlich aktiv seien. Weniger als zehn der 500.000 Athlet:innen der NCAA sind offen trans.
Das ist so, als würde man mit einem Bulldozer das falsche Gebäude abreißen.
Suzanne Goldberg, Professorin an der Columbia-University, über das Dekret
Suzanne Goldberg, Professorin an der Columbia-University, fand in der „New York Times“ einen passenden Vergleich für das Dekret: Das sei in etwa so „als würde man mit einem Bulldozer das falsche Gebäude abreißen“.
Das stimmt, es gäbe durchaus Dinge, die man im Frauensport endlich „abreißen“ könnte. Zum Beispiel die Unterrepräsentation von Frauen in Führungsposition, den Gender-Pay-Gap und fehlende Chancengleichheit. Von genau diesen Problemen lenkt Trump allerdings ab, indem er den Mythos verbreitet, Männer könnten den Frauensport übernehmen.
Glauben er und die Republikaner wirklich, dass jemand eine Transition durchmacht – Hormone nimmt, Operationen durchführen lässt und sich queerfeindlichen Kommentaren aussetzt – nur um einen Frauenwettbewerb zu gewinnen?
Schmale Gehälter und kümmerliche Prämien
Die aktuelle Debatte erweckt den Eindruck, dass eine Karriere als Profisportlerin auf allen Ebenen lohnenswert sei. Als würden Frauen in zahlreichen Sportarten nicht immer noch schmale Gehälter und kümmerliche Titelprämien bekommen. Als würden sie nicht auf etliche Hürden stoßen, die ihnen den Weg an die Spitze erschweren.
Zwar wurde bei den Olympischen Spielen in Paris zum ersten Mal eine Geschlechterparität erreicht. Dennoch zeigt ein Faktencheck der Vereinten Nationen, dass es nach wie vor gravierende Probleme gibt.
So hören Mädchen im Alter von 14 Jahren doppelt so häufig mit dem Sport auf wie Jungen, was vor allem an der mangelnden Investition in diese Programme liegt. Dabei kann Sport das Selbstbewusstsein von Mädchen stärken und ihnen bessere berufliche Perspektiven bieten.
Zudem haben 21 Prozent der Profisportlerinnen im jungen Alter bereits sexuelle Übergriffe erlebt – fast doppelt so viele wie ihre männlichen Kollegen. Dennoch fehlen Schutzkonzepte, und die wenigen bestehenden sind unterfinanziert.
Die Millionenbeträge, welche die Republikaner in Werbespots zum Trans-Thema steckten, hätten Mädchen und Frauen im Sport wirklich helfen können, wären sie für Förderungsprogramme oder Schutzkonzepte genutzt worden.
Hinzu kommt, dass die Gehälter von Frauen und Männern im Profibereich massiv auseinanderklaffen. Auch in den USA, wo Sportlerinnen wie Megan Rapinoe bereits erfolgreich Verbesserung erkämpft haben.
So verdiente Basketballerin Caitlin Clark, beste Spielerin der WNBA, im vergangenen Jahr rund 77.000 Dollar. Im Vergleich zur NBA, wo allein der Mindestlohn über eine Million Dollar beträgt, ist das ein Witz. In der Forbes-Liste der 50 bestbezahlten Sportler 2024 war keine einzige Frau vertreten.
Mädchen und Frauen im Sport stehen vor vielen Problemen. Ein Ausschluss von trans Personen wird diese jedoch nicht lösen.
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