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David Ambler

© Getty Images/RYAN PIERSE

„Trumps Havard-Pläne sind eine Schande“: So wichtig ist die Eliteuni für internationale Topsportler

Der britische Ruderer David Ambler verdankt Harvard seine olympische Medaille. Doch nun droht ein Aufnahmeverbot internationaler Studenten.

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Überwältigt von ihren Emotionen. So zeigten sich die britischen Ruderer im vergangenen Sommer, als sie bei den Olympischen Spielen in Paris im Vierer ohne Steuermann die Bronzemedaille holten.

Unter ihnen: David Ambler, der bereits 2022 und 2023 Weltmeister geworden war und nun seine erste olympische Medaille gewann. „Es ist großartig“, sagte er in einem Fernsehinterview. „Danke an alle, die uns auf diesem Weg begleitet haben.“

Später bedankte er sich auf Instagram noch einmal explizit bei allen Unterstützern und nannte in diesem Zusammenhang auch seine Universitäten. Der 27-Jährige studierte von 2016 bis 2020 Psychologie und Wirtschaft an der Harvard Universität in den USA, wo er im U-23-Team ruderte, und schloss seine Ausbildung anschließend an der Oxford Universität ab.

Insbesondere Harvard schreibt er eine große Bedeutung für seine sportliche Karriere zu. „Ich hatte eine fantastische Zeit. Es war immer mein Ziel, dort zu studieren. Harvard hat sehr hohe akademische Anforderungen. Sportlich gesehen ist das Niveau beeindruckend.“

Zahlreiche internationale Topathleten messen sich an der US-Eliteuniversität in Sportarten wie Segeln, Golf, Eishockey und Basketball miteinander, die Trainingsbedingungen sind sehr gut. „Harvard trug maßgeblich dazu bei, dass ich mich sportlich extrem steigerte und meine beste Leistung abrufen konnte.“

Schockierende Entwicklungen unter Trump

Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere erlebte Ambler im vergangenen Jahr in Paris. Harvard habe „eine extrem wichtige Rolle“ bei der Qualifikation für die Spiele und dem Gewinn der Bronzemedaille gespielt. „Die Universität, das Ruderprogramm und die Trainer haben einen großen Anteil an dem Erfolg. Ich habe Harvard viel zu verdanken.“

Umso mehr schockieren ihn die aktuellen Entwicklungen. Denn US-Präsident Donald Trump will Harvard die Aufnahme internationaler Studierender verbieten. Heimatschutzministerin Kristi Noem warf Harvard Antisemitismus vor, deshalb soll sie nicht länger Studenten über ein Austauschprogramm aufnehmen dürfen, das von ihrem Ministerium verwaltet wird. 

Es ist wichtig, für das einzutreten, woran man glaubt.

David Ambler

Ein Gericht hat diesem Vorhaben zwar mittlerweile den Riegel vorgeschoben, nachdem die Uni geklagt hatte. Doch der Rechtsstreit könnte noch eine Weile andauern. „Das ist eine riesige Enttäuschung“, sagt Ambler. „Für zukünftige Athleten tut es mir unglaublich leid, dass sie womöglich nicht die gleichen Chancen haben wie ich.“

Die Sportprogramme haben eine wichtige Bedeutung

Gerade für internationale Studierende haben die vielfältigen Sportprogramme der US-Universitäten eine wichtige Bedeutung. Die Sportabteilung in Harvard umfasst 42 Teams, die in der „Division I“, der höchsten College-Spielklasse aktiv sind. Prominente Persönlichkeiten wie die kanadischen Eishockeyspieler Steve Moore und Craig Adams begannen hier ihre Karriere.

Die britischen Bronzegewinner Oliver Wilkes, David Ambler, Matt Aldridge and Freddie Davidson.

© imago/Xinhua/Shen Bohan

David P. Weber, Juraprofessor an der Creighton Universität, sagte der „New York Times“, dass College-Sportler besonders „vulnerabel“ seien, da diese zumeist ein F-Visum besitzen. Internationalen Profisportlern stünden auch andere Visa-Möglichkeiten offen, aber für Studierende sei dies zumeist der einzige Weg.

Anderer Ansatz als in Europa

Das sei besonders bedauerlich, weil die Unis für Sportler wie ihn „the place to be“ seien, meint Ambler. „Sie haben einen anderen Ansatz als in Europa. Sport wird eine große Bedeutung zugeschrieben. Er gilt als essenzielle Ergänzung zu den akademischen Vorlesungen. Das liegt auch an der Kultur des Landes.“

Zu einigen ehemaligen Teamkollegen hat er bis heute Kontakt. In zwei Wochen kommt es in Boston zu einem Wiedersehen – Anlass ist das fünfjährige Jubiläum seines Studienabschlusses.

Mit vielen Alumni tauscht Ambler sich über die aktuellen Geschehnisse aus, die meisten teilen seine Sicht „Auch sie bezeichnen es als Schande. Internationale Studenten zeichnen die Uni aus, ohne sie wäre Harvard nicht das Gleiche. Man trifft auf Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen. Von ihnen lernt man mindestens genauso viel wie von den Professoren.“

Internationalen Sportler:innen, die aktuell in Harvard studieren, rät Ambler dazu, ihren Mund aufzumachen und sich zu positionieren. „Es ist wichtig, für das einzutreten, woran man glaubt.“ Für ihn sind das Werte, die man auch als Mannschaftssportler vertritt: Zusammenhalt, Toleranz und gegenseitige Unterstützung.

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