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Typisch BVB: Borussia Dortmund zwischen Welt- und Kreisklasse
In der Champions League ist der BVB Tabellenführer, in der Bundesliga kassierte das Team elf Gegentore in vier Spielen. Dortmund kämpft auch unter Nuri Şahin mit enormen Schwankungen.
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Nuri Şahin weiß aus seiner Spielerkarriere, wie herausfordernd die Doppelbelastung aus Liga und Champions League sein kann. Als Entschuldigung wollte er diese nach dem enttäuschenden 1:2 beim 1. FC Union Berlin am Samstagnachmittag aber nicht gelten lassen.
„Es ist total menschlich, dass man nicht alle drei Tage eine Topleistung bringt“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund. „Wenn man eine Topmannschaft sein will, und das wollen wir, geht es aber darum, dass man alle drei Tage Ergebnisse holt.“ Am Samstag gelang weder das eine noch das andere. Der BVB spielte vor allem in der ersten Hälfte erschreckend schwach und verlor trotz einer Leistungssteigerung nach der Pause verdient.
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Zwei Niederlagen nach sechs Spielen sind zu viel für die Ansprüche der Dortmunder, die mal wieder Rätsel aufgeben. In der Champions League steht der BVB mit sechs Punkten hervorragend da und ist nach dem rauschhaften 7:1 gegen Celtic Glasgow am Dienstag, dem höchsten Sieg der Klubgeschichte in diesem Wettbewerb, sogar Tabellenführer. Vier Tage später war die Mannschaft nicht wiederzuerkennen. Typisch BVB, muss man mit Blick auf die jüngere Vergangenheit fast sagen.
Schon in der vergangenen Saison litten die Dortmunder unter extremen Leistungsschwankungen, die an eine gespaltene Persönlichkeit zu grenzen schienen. Dr. Jekyll zog ins Finale der Champions League ein und unterlag dort Real Madrid unglücklich. Mr. Hyde gelang es in der Bundesliga nicht, gegen Mainz oder Heidenheim zu gewinnen, landete auf Rang fünf, mit 27 Punkten Rückstand auf Meister Leverkusen.
Auch nach dem Trainerwechsel von Edin Terzic zu Şahin sucht der BVB weiter vergeblich nach Konstanz. In den vergangenen vier Bundesligaspielen kassierte der BVB elf Tore. „Das müssen wir auf jeden Fall angehen, wir werden uns unsere Gedanken machen“, sagte der Trainer.
Şahin und seine Spieler wirkten am Samstag leicht ratlos. Die Doppelbelastung, ein unangenehmer Gegner, der das Dortmunder Mittelfeldzentrum durch sein hohes Pressing aus dem Spiel genommen hat, die Defensivschwächen – es sind alles Teilaspekte, eine schlüssige Erklärung für die schwache Leistung hatte aber niemand.

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Auf eine ausführliche fußballtaktische Diskussion wollte sich der Trainer unmittelbar nach Abpfiff nicht einlassen. „Wir können darüber reden, warum wir so eine erste Halbzeit spielen, aber es ist nicht der Zeitpunkt, um darüber zu reden, welchen Fußball ich sehen möchte“, sagte der 36 Jahre alte Şahin, der als Spieler 2011 mit dem BVB Meister geworden war.
Viel mehr als um Stilfragen ging es ihm am Samstag um die Basics, die sein Team über weite Strecken nicht abrief. Zwischen den Zeilen klang da schon fast schon der beim BVB seit einiger Zeit auf dem Index stehende Begriff „Mentalität“ mit. „Wenn man spielerisch nicht glänzt wie heute, musst du trotzdem dein Tor verteidigen und mit einem 0:0 in die Kabine gehen“, sagte Şahin.
Ähnlich sah es Gregor Kobel und zog das erste Champions-League-Spiel zum Vergleich heran. „Wir spielen alle drei Tage. Wir reisen viel, wir kommen spät ins Bett, du bist müde. Es ist schwierig, alle drei Tage über 90 Minuten zu 100 Prozent zu performen“, sagte der BVB-Torwart. In Brügge habe das Team trotz einer schwächeren Leistung aber die Null gehalten „und am Ende machen wir unsere Butzen und gehen mit drei Punkten nach Hause“.
Das gelingt den Dortmundern in der Bundesliga momentan nicht. So geht der BVB mit schlechter Stimmung und vielen Fragezeichen in die Länderspielpause.
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