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Alan Ibrahimagic vertritt bei der Basketball-Nationalmannschaft den erkrankten Cheftrainer Álex Mumbú.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

Über Hermsdorf auf die große Basketballbühne: Das ist „Lieblingsmensch“ Alan Ibrahimagic

Die Öffentlichkeit lernt Alan Ibrahimagic als Vertreter von Álex Mumbrú bei der EM gerade erst kennen. Doch seine früheren Spieler schwärmen vom Trainer, der mit 14 Jahren nach Berlin kam.

Stand:

Für Alan Ibrahimagic galt bis vor wenigen Tagen dasselbe wie für viele exzellente Co-Trainer im Profisport. Spieler und Verantwortliche schwärmen von ihnen, der Öffentlichkeit sind sie jedoch weitgehend unbekannt. Beim Namen Ibrahimagic hätten die meisten Sportfans vermutlich auf einen neuen Spitznamen des schwedischen Fußballexzentrikers Zlatan Ibrahimovic getippt. Die vergangene Woche hat den 47 Jahre alten Basketballcoach allerdings unerwartet ins Rampenlicht befördert.

Seit Bundestrainer Álex Mumbrú kurz vor Beginn der Europameisterschaft wegen akuter Schmerzen im Bauchbereich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, steht Ibrahimagic bei den deutschen Basketballern in erster Reihe. Drei Spiele hat er in Vertretung von Mumbrú als Cheftrainer hauptverantwortlich betreut, die Ergebnisse sprechen für sich.

Das DBB-Team gewann jeweils deutlich, erzielte mehr als 100 Punkte und steht nach dem mitreißenden 107:88 gegen die Basketballnation Litauen vorzeitig im Achtelfinale. An diesem Montag (15.30 Uhr, Magentasport und RTL) wartet gegen Außenseiter Großbritannien eine Pflichtaufgabe, bevor es am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen Gastgeber Finnland vermutlich um den Gruppensieg geht.

An der Seitenlinie wird weiter Ibrahimagic stehen. Mumbrú konnte das Krankenhaus zwar am Samstagabend verlassen, eine Rückkehr noch in Tampere, wo die deutsche Vorrunde ausgetragen wird, ist dennoch eher unwahrscheinlich.

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Natürlich wünscht sich der DBB-Tross eine schnelle Genesung des Spaniers, das betont auch Ibrahimagic immer wieder, doch Besorgnis ist wegen Mumbrús Abwesenheit nicht zu spüren. Das hat zum einen mit der gefestigten Mannschaftsstruktur und der herausragenden basketballerischen Klasse der Weltmeister um Dennis Schröder, Franz Wagner, Isaac Bonga und Daniel Theis zu tun. Zu einem großen Teil aber auch mit dem Vertretungsbundestrainer.

Beim DBB gibt es wahrscheinlich keinen Mitarbeiter, der durch die Bank so viel Wertschätzung und Vertrauen genießt wie Ibrahimagic. 2007 arbeitete er beim Deutschen Basketballverband erstmals als Nachwuchscoach, seit 2013 ist er hauptamtlich angestellt. Bundestrainer kamen und gingen, doch Ibrahimagic war immer da. Als Co-Trainer der A-Nationalmannschaft und Chef im Nachwuchs – und das äußerst erfolgreich.

Die U 19 – mit Alba-Spielmacher Jack Kayil – führte er in diesem Jahr ins Finale der Weltmeisterschaft. Derselbe Jahrgang zauberte sich 2024 bei der EM zu Gold. Mit der U 20 holte er schon mehrere Medaillen bei Europameisterschaften. 2018 gewann die U 18 unter seiner Leitung das renommierte Albert-Schweitzer-Turnier, das als inoffizielle WM gilt.

Kapitän und MVP war damals Jonas Mattisseck, der – wie viele ehemalige Spieler – immer noch in höchsten Tönen von Ibrahimagic spricht. „Alan ist ein hervorragender Typ. Ein sehr guter Trainer, aber ein noch besserer Mensch“, sagt der 25-jährige Alba-Profi.

Albas Jonas Mattisseck hat viele Jahre in diversen Jugendnationalmannschaften unter Ibrahimagic gespielt.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

In den Jugendnationalmannschaften war Ibrahimagic von der U 16 bis zur U 20 fast durchgängig sein Trainer, auch danach blieb der Kontakt bestehen. Er ist für seine Spieler da, stellt sich nie in den Vordergrund. Das merkt man auch in diesen Tagen bei der EM. „Es ist eine große Ehre, für so eine Mannschaft verantwortlich zu sein, aber ich bin in meinem Tunnel. Trotzdem warten wir sehnlichst, dass der Coach zurückkommt“, sagt Ibrahimagic, dem man dabei ansieht, dass er lieber in der Trainingshalle als vor Kameras stehen würde.

Zu vielen Spielern hat Ibrahimagic ein sehr gutes Verhältnis. Mit den Wagner-Brüdern Franz (links) und Moritz schaute er vor einem Jahr bei den alten Kollegen von Alba vorbei.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

Mattisseck lobt Ibrahimagic abgesehen von seiner Fachkenntnis vor allem für die zwischenmenschlichen Fähigkeiten. „Man merkt, dass es für ihn das Wichtigste ist, dem Team und den Spielern zu helfen. Diese Leidenschaft macht es leicht, ihm zu vertrauen“, sagt Mattisseck. Der Berliner NBA-Profi Moritz Wagner, der sich bei seinen Heimatbesuchen im Sommer auch mal mit Ibrahimagic ein Alba-Spiel anschaut, nannte ihn bei „Magentasport“ einen seiner „Lieblingsmenschen“.

Ibrahimagic ist im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen und mit 14 Jahren nach Berlin gekommen. Beim VfB Hermsdorf spielte der Bosnier in der Jugend, später auch bei den Männern in der Regionalliga. Nach einem dreijährigen Intermezzo in Australien, bei dem er die dortige Staatsangehörigkeit annahm, machte er auch seine ersten Schritte als Trainer im Berliner Norden.

Später arbeitete er bei TuS Lichterfelde und in der Jugend von Alba. Dort war er in der Saison 2011/12 Assistent des späteren Weltmeistertrainers Gordon Herbert bei den Profis. Im Jahr darauf arbeitete er in gleicher Funktion bei den Riesen Ludwigsburg. Seine wahre Berufung fand er anschließend jedoch beim DBB. Es gibt wohl keine Altersstufe im männlichen Nachwuchs, die er noch nicht trainiert hat, keinen internationalen Wettbewerb, an dem er nicht teilgenommen hat.

Neu für ihn ist lediglich die große Bühne eines Turniers im Männerbereich. Alan Ibrahimagic wird darauf hoffen, dass Álex Mumbrú diese bald wieder betreten wird. Bis dahin ist die deutsche Basketball-Nationalmannschaft aber in besten Händen.

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