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Deutsch-Amerikanische Freundschaft im Olympiastadion.

© Imago/Imagn Images

Und dann singt auch noch Scooter: Volle Dröhnung Unterhaltung im Olympiastadion

Über 72.000 Menschen feiern das erste NFL-Spiel in Berlin. Schon vor dem Kick-off herrscht prächtige Stimmung rund um das Olympiastadion. Drinnen wird es dann über drei Stunden lang vor allem – laut.

Stand:

Verkehrstechnisch war Berlin am Sonntagmittag bereits voll auf der Höhe. Als in einer vollen S-Bahn Richtung Olympiastadion lautstark ein „Biertransport“ angekündigt wurde, wanderte die Flasche tatsächlich unfallfrei und unter großem Jubel von Absender über zahllose Hände bis zum gewünschten Empfänger am anderen Ende des Waggons.

„Beim Fußball wäre die Flasche nur halb voll angekommen“, meinte ein Fahrtgast im Trikot des Footballteams der Green Bay Packers gleichermaßen grinsend wie anerkennend.

In der Tat erinnerte zwar manches beim NFL-Spiel der Indianapolis Colts gegen die Atlanta Falcons an Fußball, aber eben nicht alles. Obwohl der Himmel am Sonntag über Berlin ziemlich grau blieb, war es vor und im Stadion bemerkenswert bunt. Jerseys fast aller Teams der National Football League waren in zahlreichen Farben vertreten. Und wem bei maximal neun Grad zu frisch wurde, der wärmte sich den Kopf unter einer Mütze mit dem Logo seiner Lieblingsmannschaft.

72.203
Fans besuchten das Spiel im Olympiastadion

Es herrschte eine entspannt-freudige Stimmung unter den Besuchern, Angst sich in Colts-Blau, Packers-Grün oder Chiefs-Rot zu zeigen, musste niemand haben. Beim Fußball soll das ja zuweilen anders sein, mehr als Trikots zweier Teams sind bei normalen Zweitliga-Spielen von Hertha BSC dann auch eher die Ausnahme.

Cheerleading mal anders. Hauptsache, den Fans gefällt’s.

© AFP/Odd Andersen

Die Freude, beim ersten regulären Saisonspiel der US-Football-Liga in Berlin dabei sein können, hatte allerdings auch ihren Preis. Ein Bills-Fan aus Schleswig-Holstein berichtete davon, „250 Euro für das Ticket“ bezahlt zu haben. Zusammen mit seinem Kumpel im 49ers-Leibchen waren so schon 500 Euro weg. Dazu kamen noch die Kosten für Anreise und Übernachtung. „Und essen und trinken müssen wir ja noch was“, meinten die Fans und deuteten auf ihre halbvollen Bierbecher.

Im Stadion dominierten aber die Colts, auf dem Papier war das schließlich auch ein Heimspiel für das Team aus Indianapolis. Und die frühere Mannschaft von Berlins einstigen Football-Profi Björn Werner wurde deutlich mehr angefeuert als die Gäste aus Atlanta.

Im Mittelpunkt steht das NFL-Erlebnis

Wobei das Spiel irgendwie auch nur noch ein nettes Extra war. Im Mittelpunkt stand an diesem Tag eindeutig das NFL-Erlebnis. Und dabei ist Sport eben nur eine Sache, schließlich war die US-Liga schon die ganze Woche überall präsent in Berlin.

Colts-Party im Olympiastadion. Auch wenn es am Ende knapp war für das Heimteam.

© AFP/Odd Andersen

Und so feierten sich die Football-Fans vor allen Dingen selbst. Immer wieder animiert durch die Dauerbeschallung aus den Lautsprechern und einem Play-Caller, der jeden Spielzug noch einmal für die Zuschauer zusammenfasste – auf Englisch natürlich. Wobei auch ausreichend auf deutsche Befindlichkeiten Rücksicht genommen wurde. Zum 9. November passend spielte zum Beispiel der Musiker Malik Harris vor dem Kick-off ein paar Takte aus dem Scorpions-Klassiker „Winds of change“.

Mehr krachend denn berührend war hingegen der Auftritt von Scooter nach dem ersten Touchdown für die Indianapolis Colts. Der deutsche Party-Barde gab ein paar Beats seines Songs „Maria (I like it loud)“ nach dem 6:0 zum besten, denn tatsächlich feiert das US-Team damit auch in der Heimat seine Touchdowns.

Der Spielzug der ersten/zweiten Halbzeit wird präsentiert von der S-Bahn.

Werbeeinblendungen kurz vor der Pause und kurz vor Ende des NFL-Spiels.

In der Halbzeit war schließlich der australische Rapper The Kid Laroi an der Reihe, der zwei seiner Lieder spielte. Für eine richtige Show wie beim Super Bowl in den USA fehlte da aber noch einiges bei diesem wie auch schon bei den anderen Deutschland-Spielen der NFL.

Da waren dann auch schon 90 Minuten vorbei, im Fußball wäre jetzt die Schlussphase eingeläutet worden, an diesem Sonntag begann gerade erst die zweite Halbzeit. Nach mehr als drei Stunden war das Spektakel dann beendet, die Zuschauer hatten für ihr Geld die volle Dröhnung Unterhaltung bekommen.

Und am Ende hatten sie auch ein richtig spannendes Spiel gesehen, in dem sich die Colts mit 31:25 nach Verlängerung gegen die Falcons durchsetzten. Auf den Biertransport dürfte anschließend auf dem Rückweg noch die eine oder andere Bewährungsprobe zugekommen sein.

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