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Stämmig. Marco Stamm führte die deutschen Wasserball zum ersten WM-Sieg.
© How Hwee Young/dpa

Fünf Tore trotz Bänderriss: Verletzter Marko Stamm führt Wasserballer zu erstem WM-Sieg

Nach dem 15:8 gegen Brasilien stehen die Chancen der deutschen Wasserballer aufs WM-Viertelfinale gut. Marko Stamm legt tollen Auftritt hin.

Marko Stamm hatte kurz vor Schluss erneut getroffen, bereits zum fünften Mal im Spiel gegen Brasilien. Nun schwamm er zum Beckenrand, kletterte raus und bewegte sich langsam humpelnd vorwärts. Das Sprunggelenk des linken Fußes war dick bandagiert, am Ende des ersten WM-Spiels gegen Japan hatte sich der Berliner einen Bänderriss zugezogen. Doch das hinderte ihn nicht daran, am Mittwoch beim 15:8 (4:1, 6:1, 2:2, 3:4) gegen Brasilien wieder erfolgreichster Torschütze in der deutschen Mannschaft zu sein.

„Er hat heute ein super Spiel gemacht“, sagte Bundestrainer Hagen Stamm, gleichzeitig Vater von Marko und früher als Aktiver einer der ganz Großen des deutschen Wasserballs. „Ich könnte ja sagen, das sind die Gene. Aber es sind nicht die Gene, er schießt die Tore alleine“, so Hagen Stamm in Gwangju.

Dabei sah es nach der Partie gegen Japan zunächst nicht danach aus, dass der Mann von den Wasserfreunden Spandau 04 bei dieser WM in Südkorea überhaupt noch Tore erzielen kann. Der 30 Jahre alte Marko Stamm konnte sich nur mit Krücken oder im Rollstuhl fortbewegen, wurde zum Teil im Athletendorf sogar von seinen Teamkollegen getragen.

„Den Rollstuhl musste ich nach einem Tag wieder abgeben, weil er nur für Notfälle ist und ich kein Notfall bin“, erzählte Stamm. „Nach und nach habe ich dann gesagt, Zähne zusammenbeißen. Denn wenn ich nicht laufen kann, kann ich auch nicht spielen.“

Zu Anfang saß er gegen Brasilien draußen, es lief es auch ohne ihn. Deutschland führte schnell 3:0. Nach dem ersten Viertel stand es 4:1. Mitte des zweiten Viertels griff Stamm trotz seiner Schmerzen erstmals ins Geschehen ein. Bis zur Halbzeit machte er gegen einen häufig nicht besonders clever verteidigenden Gegner zwei Tore. 10:2 lautete der Zwischenstand.

Jedes Tor ist wichtig

Der erste Sieg bei der ersten WM-Teilnahme nach sechs Jahren war quasi eingefahren. Doch es ging auch um Tore. Diese können noch wichtig werden. Stamm war weiter dabei, traf weiter. Die Mitspieler ebenso. Doch im letzten Viertel ließen die Kräfte nach, Brasilien verkürzte ein wenig.

Vor dem abschließenden Gruppenspiel am Freitag ist für Deutschland zwischen Rang eins und drei alles möglich. Gelingt gegen Italien (5.30 Uhr MESZ, im Livestream beim ZDF) ein Überraschungscoup, ist der direkte Viertelfinaleinzug perfekt. Ansonsten würde bei Punktgleichheit das Torverhältnis darüber entscheiden, ob Deutschland oder Japan Zweiter wird.

„Ich möchte alles werden, nur nicht Dritter. Dritter wäre eine hohe Strafe“, sagte Bundestrainer Stamm. Denn dann wartet sehr wahrscheinlich Vize-Europameister Spanien. Werden die Deutschen Zweiter, wäre man deutlich favorisiert gegen Südafrika oder Neuseeland. Gegen Südafrika beispielsweise hieß es beim Weltcup in Berlin im vergangenen September 24:5.

Nun freuen sich die deutschen Wasserballer erst einmal, dass Marko Stamm weiter dabei ist. Er selbst war trotz des lädierten Fußes bester Laune. „Ich habe vor einem halben Jahr gesagt, ich höre erst auf, wenn meine Mitspieler mich im Rollstuhl zum Beckenrand schieben.“ Kurze Pause: „Dass es doch so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Da muss ich meine Aussage nochmal revidieren.“

Weiter durchbeißen

Er will sich jetzt weiter durchbeißen. „Das ist die Weltmeisterschaft, wenn nicht hier, wann dann.“ Sprach’s und kämpfte sich die Treppe zur Dopingkontrolle runter. Mehr als nötig wird er vor dem nächsten Spiel nicht zu Fuß unterwegs sein. Aber wie sagte sein Vater: „Er muss ja nicht gehen, sondern Tore schießen.“ (mit dpa)

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