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Imane Khelif

© IMAGO/Ulrik Pedersen

Verpflichtende Geschlechtertests: Der Weltboxverband biedert sich Donald Trump an

World Boxing will bei den Olympischen Spielen in Los Angeles auf internationaler Bühne punkten – und nutzt dafür schon jetzt den Fall Imane Khelif.

Inga Hofmann
Ein Kommentar von Inga Hofmann

Stand:

Ehrlichkeit und Integrität – mit diesen Werten will der Weltverband World Boxing das ramponierte Image des Boxens aufpolieren. Das ist auch dringend nötig, denn der Vorgänger, die International Boxing Association (Iba), wurde wegen schwerer Vergehen wie Wettbewerbsverzerrung und Korruption von Olympia ausgeschlossen.

Mit seinen 102 nationalen Verbänden, darunter auch Deutschland, will sich World Boxing davon abgrenzen und bei den Spielen in Los Angeles 2028 endlich wieder glänzen.

Allerdings mit einer zweifelhaften Maßnahme: Jeder Boxer und jede Boxerin muss künftig einen Geschlechtstest durchführen, um zum Wettbewerb zugelassen zu werden. So auch bei den Spielen in LA, wo das Internationale Olympische Komitee die Entscheidung, wer in der jeweiligen Geschlechterkategorie antreten darf, den Weltverbänden überlässt.

Man respektiere zwar die Würde des Einzelnen, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme, oberste Priorität hätten aber „Sicherheit und Fairness des Wettbewerbs“. Deshalb sei es wichtig, „strenge Geschlechterkategorien“ beizubehalten.

Trump und Musk heizten die Stimmung gegen Khelif an

Strenge Geschlechterkategorien? Die gab es bislang doch auch. Wozu also die Gentests? Der Verband begründet das Vorgehen mit dem Fall der algerischen Boxerin Imane Khelif. Ihr war bei den Spielen in Paris vorgeworfen worden, trans zu sein und körperliche Vorteile zu haben, woraufhin eine Hasskampagne sondergleichen folgte, angeheizt von prominenten Persönlichkeiten wie US-Präsident Donald Trump und Elon Musk.

Will der Weltverband den Behauptungen von Trump, Musk und der russischen Iba wirklich mehr Glauben schenken als dem eigenen algerischen Mitgliedsverband?

Inga Hofmann

Zwar widersprachen Khelif, der Algerische Boxverband und das IOC den Behauptungen und führten sogar Kinderbilder an, um zu beweisen, dass Khelif als Mädchen aufwuchs – die Welle an Hassnachrichten bis hin zu Morddrohungen konnten aber auch sie nicht stoppen.

Nun, fast ein Jahr später, werden die Vorwürfe ausgerechnet vom neuen Weltverband gefüttert, der Khelif vom anstehenden Eindhoven World Cup ausschließt. Will er den Behauptungen von Trump, Musk und der russischen Iba wirklich mehr Glauben schenken als dem eigenen algerischen Mitgliedsverband?

Die neuen Geschlechtertests sollen übrigens von der Arbeitsgruppe Anti-Doping überwacht werden. Will der Weltverband tatsächlich etwas für Ehrlichkeit und Integrität tun, dann sollte er den Kampf gegen unnatürliche Mittel intensivieren. Im Gegensatz zu fehlenden strikten Geschlechterkategorien waren Dopingskandale in der Vergangenheit nämlich ein reelles Problem.

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