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2:2 verloren – so fühlte sich das Endergebnis für die Dortmunder im Revierderby letztlich an.

© dpa/David Inderlied

Verschenkte Punkte im Meisterrennen: Dortmund verfällt auf Schalke in alte Muster

Ausgerechnet im Revierderby erleidet Dortmund einen Rückschlag im Titelrennen. Während Schalke feiert, ist der Ärger beim BVB groß.

Von
  • Holger Schmidt, dpa
  • Thomas Eßer, dpa

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl fand nach dem emotionalen Derby-Rückschlag im Titelrennen deutliche Worte. „Wir haben zwei Punkte verschenkt“, sagte der 43-Jährige und bewertete den Auftritt von Borussia Dortmund als zumindest phasenweise zu lässig. Womöglich habe die Mannschaft gedacht, „es geht heute von alleine“, sagte der enttäuschte Kehl nach dem „komplett unnötigen“ 2:2 beim FC Schalke 04.

Ausgerechnet im Duell mit dem Erzrivalen und mitten im engen Titelkampf mit dem FC Bayern verfiel der BVB wieder in Muster vergangener Tage. Vorne waren die Dortmunder zu ineffizient, hinten leisteten sie sich ungewohnte Fehler. Während die Schalker das Remis nach zweimaligem Rückstand euphorisch feierten, ärgerten sich die Borussen wie nach einer Niederlage.

Es tut weh.

Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund

„Es tut weh“, sagte Kehl. „Ich hoffe nicht, dass uns diese zwei Punkte am Ende komplett wehtun.“ Der Sportdirektor verwies zwar auch auf die zuvor so erfolgreiche Phase mit acht Siegen in der Fußball-Bundesliga in Serie. Doch die Sorge davor, dass am Saisonende doch wieder die Bayern jubeln und der BVB wie so oft ohne Zählbares dasteht, ist greifbar. Erst das Champions-League-Aus beim FC Chelsea, nun der jubelnde Gegner im Revierduell, dazu zahlreiche verletzte oder erkrankte Leistungsträger: Viel schlechter hätten die vergangenen Tage für die Schwarz-Gelben kaum laufen können.

Als wäre der sportliche Ärger nicht schon groß genug, mussten die Borussen auf Schalke zudem viel Spott ertragen: Hämisch imitierten die Schalker Fans nach der Partie Dortmunder Gesänge von der Meisterschaft. Die Mannschaft hüpfte dazu vor der Kurve. „Wir haben alles rausgeholt und konnten den Gegner tabellarisch ein bisschen ärgern“, sagte Torwart und Ur-Schalker Ralf Fährmann.

Sein Trainer war ebenfalls zufrieden. Thomas Reis hat es geschafft, aus dem zwischenzeitlich abgeschlagenen Schlusslicht ein konkurrenzfähiges Team zu formen. Schalke präsentiert sich als Einheit, die Zuschauer honorieren das. Bei aller Freude über den packenden Derby-Abend bleibt Reis dennoch Realist. Der Kampf um den Klassenerhalt ist wieder eng, doch Schalke liegt nach wie vor auf einem Abstiegsrang. „Wir werden nicht zu euphorisch sein“, sagte Reis. „Wir stehen im Moment noch da, wo wir am Ende der Saison nicht stehen wollen. Wir wollen möglichst viele Punkte sammeln, damit wir nächstes Jahr auch wieder Derbys haben.“

In München kann sich das Titelrennen am 1. April entscheiden

Das würde wohl bei aller Rivalität auch dem BVB gefallen. Zwei Zähler liegen die Dortmunder nun hinter den Bayern, vor dem Spiel waren sie noch punktgleich. Nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln und der Länderspielpause geht es zum großen Gipfeltreffen nach München. Eine Chancenverwertung und Inkonsequenz in der Abwehr wie auf Schalke kann sich der BVB dort noch weniger leisten.

„Wir haben es versäumt, den Sack zuzumachen und die Tür für den Gegner wieder geöffnet“, sagte Trainer Edin Terzic über seine Mannschaft, die lange überlegen war und Gelegenheiten für deutlich mehr Tore hatte. „Wir müssen unbedingt daraus lernen, wenn wir höhere Ziele erreichen wollen“, forderte er. Mit Aussagen zum Titelrennen und zur Meisterschaft hatte sich der 40-Jährige in den vergangenen Wochen trotz des beeindruckenden Laufs des BVB sehr zurückgehalten – wahrscheinlich wusste er ganz genau warum.

Entwarnung gab Terzic bei Schlüsselspieler Jude Bellingham. Der 19 Jahre alte englische Ausnahmekönner hatte mit einer Kniebandage gespielt. Nach der Partie saß er länger auf dem Boden und schlug vor Wut mit der Hand auf den Rasen. Verletzt ist er aber nicht. „Jude hat häufiger schon mit der Bandage gespielt. Das gibt ihm einfach Stabilität. Da ist nichts Wildes“, sagte Terzic. „Er ist jemand, der sehr intensiven Fußball spielt und das hinterlässt natürlich auch Spuren.“

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