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Wechselspiel: Vertragen mit Verträgen

Neben den Dauergerüchten um Podolski beunruhigen die Verhandlungen mit van Bommel den FC Bayern.

Selbstverständlich geht es im Trainingslager des FC Bayern München in Dubai um die Vorbereitung auf die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga. Für alle, die es noch nicht begriffen haben, hatte es Jürgen Klinsmann noch einmal klargestellt. Mit der Bemerkung: „Die Vorbereitungen für die kommende Saison laufen im Hintergrund.“ So hatte jedenfalls der Trainer jeden Kommentar zu einem sofortigen Wechsel von Ivica Olic vom Hamburger SV, einem Tausch gar mit dem bei den Bayern genervten und von Dauergerüchten um seine Zukunft umwehten Lukas Podolski, abgelehnt.

Ein Besuch von HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer im Bayern-Hotel in Dubai hatte Spekulationen über einen Stürmertausch noch vor dem Duell beider Klubs zum Rückrundenauftakt ausgelöst. Während Podolski weiter öffentlich Druck für einen schnellen Wechsel machte, taxierte Manager Uli Hoeneß die Wahrscheinlichkeit einer solchen Aktion gestern auf „unter ein Prozent“.

Auch die Spieler haben für entsprechende Fragen schon ihr Sprüchlein bereit. Zum Beispiel Hamit Altintop. „Das Thema Podolski ist in der Mannschaft kein Thema“, sagte der türkische Nationalspieler, dem Klinsmann kürzlich bescheinigte, er könne „den Laden zusammenhalten“. Auf Nachfrage konnte Altintop sich ein wenig bayerisches Platzhirschgebaren in Richtung Olic nicht verkneifen: „Wenn ein guter Spieler kommt, sich anpasst, seine Fähigkeiten zeigt und das umsetzt, was der Trainer von ihm fordert, dann ist er willkommen“. Mit Altintop war gestern zur täglichen Pressekonferenz im Mannschaftshotel „The Palace“ Mark van Bommel erschienen. Zu Podolski bemerkte er nur: „Ich weiß nicht, was da läuft.“ Zu van Bommel wurde van Bommel dann schon deutlicher: „Der FC Bayern hat mir ein Angebot gemacht, über das ich bis Ende Januar nachdenke. Es sitzen zwei gleichberechtigte Parteien an einem Tisch. Ich würde gerne in München bleiben, aber nicht unter jeder Bedingung.“ Die Bayern haben van Bommel einen Einjahresvertrag angeboten, den Manager Uli Hoeneß süffisant mit der Bemerkung garnierte, man könne diesen ja Jahr um Jahr verlängern. Van Bommel will offensichtlich eine längerfristige Bindung erwirken. „Ich bin 31, topfit, spüre, dass ich bei den großen Spielen gut mitspielen kann“, stellte der Bayern-Kapitän fest. Im Übrigen gebe es Kollegen, die bis 38 noch Fußball spielten. Völlig klar, van Bommel ist unzufrieden mit der Offerte.

Da kommt es ihm recht, dass sein holländischer Landsmann und HSV-Trainer Martin Jol den Mittelfeldmann jüngst überschwänglich lobte. Schätzen Sie Martin Jol, Herr van Bommel? „Er ist ein ausgezeichneter Trainer, ich habe noch nie mit ihm gearbeitet.“ Könnten Sie sich vorstellen, bald unter ihm zu arbeiten? Da antwortet van Bommel in einer Mischung aus Rudi-Carell-Witz und Hans-Meyer-Sarkasmus mit vielsagendem Lächeln: „Klar – wenn er mal holländischer Nationaltrainer wird.“ Im Ernst: Nichts Konkretes ließ er sich entlocken, aber an der Art, wie er hartnäckigen Fragen nach seiner Zukunft immer wieder auswich, sie wegscherzte oder mit der Bemerkung „ich würde gerne bleiben“ kommentierte, ließ sich doch erkennen, dass die Zeit des Mark van Bommel beim FC Bayern sich dem Ende zuneigen könnte, sollte Uli Hoeneß aus zwei Einjahresverträgen nicht doch noch einen Zweijahresvertrag machen.

Falls van Bommel bleiben sollte, hat er sich vorsichtshalber schon eine Aufgabe für die nächste Spielzeit vorgenommen: die Bekämpfung von Anatoly Timoschtschuk, der auf der Van-Bommel-Position in St. Petersburg auftritt und den Uli Hoeneß bereits, unter den üblichen Vorbehalten, als einen der Wunschkandidaten für die neue Saison beschrieben hat. Herr van Bommel, was denken Sie darüber, dass die Bayern Timoschtschuk verpflichten wollen? „Er kann gerne kommen, er wird dann auf der Bank sitzen.“ Die Bayern, Herr van Bommel, werden Timoschtschuk nicht holen, damit er auf der Bank sitzt, oder? „Dann werde ich eben dafür sorgen, dass er auf der Bank sitzt.“ Da sprach dann nicht Hans Meyer oder Rudi Carell, sondern Mark van Bommel, der Kapitän mit dem Kämpferherz. Da war es ihm ernst – obwohl die Planungen für die neue Saison nur im Hintergrund laufen.

Moritz Müller-Wirth

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