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Berg aus Kampf. Beim Derby blickte man in angestrengte Gesichter.

© AFP

Dortmund gewinnt das Revierderby: Viel Hektik, Kampf und wenig Fußball

Im Revierderby setzt Schalke auf Körperlichkeit. Das reicht bei der 1:2-Niederlage gegen Dortmund nicht aus.

Lucien Favre musste ein wenig mit sich kämpfen. „Am Ende haben wir verdient gewonnen“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund. Mit 2:1 (1:0) hatte sein Team das Revierderby beim FC Schalke 04 für sich entschieden. „Das war sehr schwer. Gegen solche Mannschaften ist es immer sehr schwer“, sagte der 61-Jährige. Denn gegen die körperlich robusten Schalker, die allerdings nicht viel mehr als Kampfkraft und Engagement zu bieten hatten, setzten sich die Dortmunder nur mit viel Mühe durch. Damit bleibt der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga weiter ungeschlagen. Die Schalker müssen dagegen aufpassen, nicht noch tiefer in den Abstiegskampf zu geraten. „Wir schauen nicht auf die Tabelle. Das haben wir im vergangenen Jahr nicht gemacht als wir Zweiter, Dritter oder Vierter waren. Und das machen wir auch jetzt nicht“, sagte Trainer Domenico Tedesco. Die fußballerischen Mittel seiner Mannschaft erschienen auch am Samstagnachmittag als kaum konkurrenzfähig.

Die Dortmunder nahmen das Spiel in der Anfangsphase in die Hand und versuchten im Bewusstsein, die spielerisch reifere und insgesamt auch schnellere Mannschaft zu sein, über eigenen Ballbesitz die eher defensiv orientierten Schalker möglichst viel Laufen zu lassen und in Unordnung zu bringen. Diese Vorteile des BVB zahlten sich bereits nach sieben Minuten aus. Allerdings nutzten die Dortmunder keine schnelle Passkombination, sondern einen profanen Freistoß von der linken Spielfeldhälfte, um in Führung zu gehen. Kapitän Marco Reus flankte, Thomas Delaney köpfte völlig unbedrängt aus rund acht Metern zum 1:0 ein.

Kaum eine Szene, in der von beiden Teams nicht reklamiert wurde

Im Anschluss erhöhten die Schalker ihr Engagement, angestachelt von 61 767 Zuschauern in der ausverkauften Gelsenkirchener Arena. Allerdings arteten die wuchtigen Versuche, vor das Dortmunder Tor zu gelangen, häufig auch in Derby-Aktionismus aus. Trainer Tedesco fuchtelte permanent wild mit seinen Armen herum und lief in seiner Coaching Zone hin und her, die Spieler suchten händeringend Lücken in der BVB-Abwehr – fanden aber so gut wie keine. Nach 28 Minuten kam der von einer Achillessehnenverletzung sichtlich behinderte Schalker Angreifer Guido Burgstaller nach einem Eckball zu einem Drehschuss, den BVB-Torhüter Roman Bürki parierte. Wie groß die Personalnot der Schalker derzeit in der Offensive ist, wurde in der 36. Minute deutlich, in der Burgstaller aufgrund sichtlicher Schmerzen ausgewechselt wurde. Neben dem defensiven Mittelfeldspieler Weston McKennie, der bereits als eine Notlösung im Sturm aufgeboten worden war, sollte nun Linksverteidiger Hamza Mendyl die Dortmunder Defensive als zweite Spitze verunsichern. Die Nerven mancher Schalker Profis lagen mehrheitlich blank. Und die Dortmunder? Die ließen sich von dieser permanenten Hektik anstecken, brachten lediglich noch einen gefährlichen Schuss vom diesmal in der Startelf aufgebotenen Angreifer Paco Alcacer zustande. Viel Hektik, Kampf und wenig Fußball prägten das Bild in der ersten Hälfte.

Nach dem Seitenwechsel hatten sich die Gemüter wieder ein wenig beruhigt, und die Spieler konzentrierten sich wieder ein wenig mehr auf ihre eigentliche Aufgabe. Dortmund übernahm die Spielkontrolle, Schalke bekam einen Elfmeter zugesprochen. Marco Reus hatte Amine Harit im Strafraum getreten, nach Videobeweis verwandelte Daniel Caligiuri nach 61 Minuten zum Ausgleich.

Im Anschluss brach erneut Hektik allerorten aus. Kaum eine Szene, in der von beiden Teams nicht reklamiert wurde, in der nicht unfair gehakelt oder gestochert wurde. Bis Jadon Sancho sich darauf besann, dass er außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Der Engländer schob nach feinem Doppelpass mit Raphael Guerreiro und einem unwiderstehlichen Sprint nach 74 Minuten zum 2:1 ein. Der Sieg der Dortmunder ging auch deshalb in Ordnung, weil Guerreiro fünf Minuten vor dem Ende noch den Pfosten traf und die Schalker nichts mehr zuzusetzen hatten.

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