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Spätstarter. Erst mit 16 Jahren begann Patch mit dem Volleyball.

© Naoki Nishimura/Imago

Volleyball: Benjamin Patch: Der Königstransfer für die BR Volleys

Der US-Nationalspieler wird Nachfolger von Paul Carroll. Dabei hat er erst ziemlich spät damit begonnen, Bälle übers Netz zu schmettern.

Von Johannes Nedo

Seine Begeisterung ist nicht gespielt. Benjamin Patch ist verrückt nach Kunst und Fotografie. Und wenn der US-Amerikaner von Berlin erzählt, dann schwärmt er von den Möglichkeiten, die sich hier den Kreativen bieten. Er schwärmt von den inspirierenden Streifzügen, die er mit seinen Freunden schon durch die Stadt gemacht hat, und er schwärmt von seinem Besuch bei der Fashion Week. „Berlin ist eine meiner Traumstädte zum Leben“, sagt Patch. „Es passt perfekt zu meinen Leidenschaften.“

Weil seine derzeit größte Leidenschaft zudem das Volleyballspielen ist, befindet er sich ab Herbst in einer für ihn wirklich kaum mehr zu toppenden Konstellation. Schließlich schwärmt er auch vom besten Berliner Volleyballverein, der als Meister der vergangenen drei Jahre ja auch der beste Volleyballverein Deutschlands ist. „Die Shoji-Brüder haben mir nur Gutes erzählt. Ich mag es, wenn es in einem Klub familiär und eng zugeht“, betont der 24-Jährige. Von der neuen Saison an wird Patch nun all seinen Leidenschaften in Berlin frönen können.

Wie der Tagesspiegel exklusiv erfuhr, bekommt der US-Nationalspieler einen Zweijahresvertrag bei den BR Volleys. Der 2,03 Meter große Diagonalangreifer wird somit der Nachfolger des langjährigen Leistungsträgers Paul Carroll, der nach Russland gewechselt ist. Manager Kaweh Niroomand ist mit der Verpflichtung überaus zufrieden. „Der Diagonalangreifer ist ja die Königsposition“, sagt er. „Dass wir Patch nun bekommen haben, den Diagonalangreifer einer Top-Nationalmannschaft wie der USA, hat einige Experten überrascht.“

Kaweh Niroomand: "Riesiges Potenzial"

Patch überzeugte vor allem während der vor kurzem zu Ende gegangenen Nations League, bei der die USA Dritter wurde. „Er ist unglaublich athletisch, springt unglaublich hoch und hat noch ein riesiges Potenzial“, sagt Niroomand. Hätten die Volleys Patch erst nach der Nations League kontaktiert, wäre die Chance ihn zu verpflichten minimal gewesen. Den Berlinern ist also eine Art Königstransfer gelungen.

Patch kommt vom italienischen Erstligisten Vibo Valentia. Dort hatte er eine durchwachsene erste Saison in Europa. Sein Team wurde nur Zwölfter von 14 Klubs. „Die Spieler und der Klub haben keine wirkliche Verbindung zueinander hinbekommen“, sagt Patch. Umso mehr sehnt er sich nach einem anderen Miteinander in Berlin. „Ich habe lange mit dem neuen Trainer Cedric Enard gesprochen, und wir sind beide genau auf einer Linie. Die Chemie im Team muss stimmen, es muss ein echtes Mannschaftsgefühl herrschen.“

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Damit dies gelingt, setzt Patch voll auf seine Stärken. „Ich bringe viel Energie und Spaß auf den Platz“, betont er. „Die Fans werden mich auf dem Court auch schon mal tanzen sehen.“ Das Entertainment könnte während der Spiele in der Max-Schmeling-Halle also noch größer werden. Zumal Patch nun mit Kyle Russell und den weiteren Neuzugängen Dustin Watten und Jeff Jendryk einer von vier US-Amerikanern im Kader der Volleys ist. „Wir vier sind alle sehr harte Arbeiter. Wir können der Mannschaft einiges geben“, betont er. Davon ist auch Niroomand überzeugt. „Von den Vieren versprechen wir uns viel bei der Motivation und dem Teambuildung. Sie werden wichtige Führungsrollen übernehmen“, sagt der 65-Jährige.

Leidenschaftlicher Fotograf

Dass Patch bei den Volleys in die großen Fußstapfen Paul Carrolls tritt, ist ihm bewusst. „Aber ich werde mich nicht auf die Vergleiche mit ihm konzentrieren, sondern auf mich“, sagt er. Damit ist er schon immer gut gefahren. Erst im Alter von 16 Jahren kam Patch zum Volleyball. Seine Cousins spielten es bei einer Familienfeier. „Ich war sofort infiziert davon“, erzählt er. Danach trat Patch einem kleinen Team bei: „Und dann explodierte ich.“ Er schaffte es auf die Brigham Young Universität in Utah, wurde einer der besten College-Spieler der USA und gehört mittlerweile zum Stamm des Nationalteams. Dieser Werdegang in so kurzer Zeit ist bei einer Sportart wie Volleyball, in der es auf so eine starke Technik und zahllose Wiederholungen ankommt, tatsächlich wie eine Explosion. „Ich fühle mich eigentlich noch immer wie ein relativ neuer Volleyballspieler“, sagt Patch. „Deshalb will ich immer noch mehr lernen.“

Diese Wissbegierde zeichnet ihn auch bei seiner zweiten großen Leidenschaft aus: der Fotografie. „Ich liebe einfach die Menschen, deswegen fotografiere ich. Ich finde es wunderbar, dass ich mit meinen Fotos Geschichten erzählen und unvergessliche Momente festhalten kann.“ Vor allem eine ganz eigene Art der Hochzeitsfotografie hat es ihm angetan, eindringlich, natürlich, in kraftvoller Umgebung. Zu bestaunen ist seine Arbeit auf seiner Internetseite benjaminpatchphotography.com. Außerdem hat er auch mehr als zehn Jahre getöpfert. „Ich brauche einfach neben dem Sport noch andere Glücksquellen“, betont Patch. Und er ist überzeugt, dass er diese demnächst in Berlin finden wird – neben der Volleyball-Glücksquelle natürlich.

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