zum Hauptinhalt
Wilfried Kanga (re.) verlässt Hertha BSC.

© dpa/Andreas Gora

Update

Man muss auch mal Glück haben: Hertha BSC bekommt Wilfried Kanga von der Gehaltsliste

Damit hat Hertha wohl nicht gerechnet: Dinamo Zagreb zahlt 1,8 Millionen Euro für Wilfried Kanga. Das eröffnet den Berlinern die Chance, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden.

Stand:

Dass man im Fußball auch mal Glück haben muss, das hat Hertha BSC am vergangenen Sonntag zur Genüge erfahren. Der Berliner Fußball-Zweitligist trat zum Auftakt der Rückrunde beim SC Paderborn an, führte Mitte der zweiten Hälfte scheinbar komfortabel mit 2:0 – und musste am Ende doch froh sein, einen knappen 2:1-Erfolg ins Ziel gerettet zu haben.

Das, was sich tags darauf bei Hertha jenseits des Fußballplatzes zutrug, dürften die Berliner als nicht minder glückliche Fügung empfunden haben. Am Montagabend verkündeten sie den Transfer des Stürmers Wilfried Kanga zu Dinamo Zagreb in die erste kroatische Liga.

Damit ist Hertha den Ivorer, der seit dem Sommer bereits an Cardiff City verliehen war, nicht nur endgültig losgeworden; der Klub kassiert auch noch eine vergleichsweise üppige Ablöse, mit der nicht zwingend zu rechnen war. 1,8 Millionen Euro plus möglicher erfolgsabhängiger Boni lässt sich Zagreb die Verpflichtung des neuen Stürmers kosten.

Das ist zwar wenig in Vergleich zu dem, was Hertha im Sommer 2022 an den damaligen Schweizer Meister Young Boys Bern überwiesen hat, knapp fünf Millionen Euro nämlich. Es ist aber deutlich mehr, als die Berliner nach Kangas dürftigen Leistungen in den vergangenen Jahren erwarten durften.

1,8
Millionen Euro soll Hertha BSC für Kanga bekommen

Dass Herthas Sportdirektor Benjamin Weber den Transfer „eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung“ nannte, war daher eher eine schamlose Untertreibung. Eigentlich hätte es am Montag in der Geschäftsstelle der Berliner zur Feier des Tages Champagner für alle geben müssen.

In Herthas Planungen spielte der 26 Jahre alte Kanga schon lange keine Rolle mehr. Im April 2023 hat er sein letztes von insgesamt 23 Spielen für die Berliner bestritten. Nur 15-Mal stand er dabei in der Startelf, ganze 4-Mal blieb er über die volle Spielzeit von 90 Minuten auf dem Feld.

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Frühjahr 2023 war Hertha mit Macht bemüht, einen neuen Arbeitgeber für Kanga zu finden. Abgesehen davon, dass der Klub sich sein üppiges Gehalt ohnehin nicht mehr leisten konnte, gab es in Herthas sportlicher Führung auch große Vorbehalte gegen den bulligen Mittelstürmer.

Der damalige Trainer Pal Dardai zeigte sich in der Vorbereitung auf die Zweitligasaison immer wieder höchst irritiert von Kangas eher laxer Arbeitseinstellung. Nach dem Training verließ er oft als Erster den Platz und wenn die letzten Spieler in der Kabine aufschlugen, war Kanga meistens schon frisch geduscht und vom Vereinsgelände entschwunden.

Holt Hertha jetzt Grönning?

Im Sommer 2023 wurde Kanga an den belgischen Erstligisten Standard Lüttich verliehen, der wie Hertha zum Portfolio des amerikanischen Investors 777 Partners gehörte. Wäre das Unternehmen aus Florida nicht selbst in finanzielle Turbulenzen geraten, hätte es vermutlich nach Kangas einjähriger Probezeit einen fixen Wechsel nach Belgien gegeben. Denn in Lüttich wusste der Stürmer mit zwölf Toren in 37 Pflichtspielen durchaus zu überzeugen.

Ganz anders sah es dann ab dem Sommer in Cardiff aus. Kangas Bilanz in Wales erinnerte an seine glücklose Zeit bei Hertha. In 16 Pflichtspielen für den Zweitligisten war er an keinem einzigen Tor beteiligt, im September stand er zuletzt in der Startelf.

Für Hertha traf Kanga insgesamt zweimal. Sein erstes Tor – im zehnten Einsatz für die Berliner – war immerhin eines, das das Olympiastadion erbeben ließ. Gegen Schalke 04 erzielte er kurz vor Schluss und nur drei Minuten nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Gäste den 2:1-Siegtreffer. Die daraufhin aufkeimende Hoffnung auf eine erfolgreiche Beziehung zwischen Klub und Stürmer erfüllte sich anschließend allerdings nicht.

In Zagreb erhält Kanga nun einen Vertrag über drei Jahre – und Hertha die Möglichkeit, dank der unverhofften Einnahme in diesem Winter doch noch auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Der Klub sucht vor allem einen Mittelstürmer, der die Lücke schließt, die Haris Tabakovic im Sommer mit seinem Wechsel nach Hoffenheim gerissen hat.

Ein akutes Interesse besteht an Sebastian Grönning, 27. Der dänische Mittelstürmer vom Drittligisten FC Ingolstadt soll im Sommer ohnehin kommen, wenn er nach Ablauf seines Vertrages ablösefrei ist. Dank Wilfried Kanga könnte der Transfer nun ein halbes Jahr vorgezogen werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })