zum Hauptinhalt
Lisa Heiseler (links) spielt mit Union erstmals in der Bundesliga.

© imago/Engler

Vor mehr als 11.000 Fans: Nürnberg versetzt Unions Premierenfeier einen späten Dämpfer

Der 1. FC Union Berlin feiert die Premiere in der Fußball-Bundesliga der Frauen. Vor toller Kulisse geben die Köpenickerinnen den Sieg aber kurz vor Schluss aus der Hand.

Stand:

Schon vor dem Anpfiff des historischen ersten Spiels des 1. FC Union Berlin in der Fußball-Bundesliga der Frauen stand Lisa Heiseler im Mittelpunkt. Von Präsident Dirk Zingler und Sportchefin Jennifer Zietz wurde die Kapitänin als Unionerin des Jahres ausgezeichnet. „Fußballgöttin“, schallte es von den gut gefüllten Tribünen im Stadion An der Alten Försterei.

Eine knappe Stunde später wiederholte sich der Vorgang. Vom Elfmeterpunkt erzielte Heiseler das erste Tor in der Bundesliga und sorgte für riesigen Jubel. Nach zwei souveränen Aufstiegen ist Union endlich in der höchsten Spielklasse angekommen. Gegen Mitaufsteiger 1. FC Nürnberg erlebten die Berlinerinnen aber, dass sie sich ab sofort auf mehr Gegenwehr einstellen müssen. Nachdem Union durch Heiseler kurz vor der Pause in Führung gegangen war, glich Selma Licina in der 90. Minute aus. So endete die Premiere am Sonntag vor 11.242 Zuschauenden 1:1 (1:0).

Dass ausgerechnet Heiseler das erste Tor in der Bundesliga schoss, grenzte hingegen schon fast an Kitsch. Die 27-Jährige spielt seit 2012 für Union und hat als kleines Mädchen, auf Kamera dokumentiert, von ihrem großen Traum gesprochen: einmal mit Union in der Bundesliga zu spielen. Dieser Traum wurde für Heiseler und den ganzen Verein nun wahr. Drei Jahre, nachdem Union die Professionalisierung der Frauenmannschaft beschlossen hat, sind die Köpenickerinnen angekommen.

„Es bedeutet mir unglaublich viel, dass ich mit dieser Mannschaft in der Bundesliga spielen darf, dass wir diesen Weg zusammen gegangen sind“, sagte Heiseler. „Dass so viele Fans gekommen sind, um uns zu unterstützen, ist wunderschön und macht uns stolz.“

Lisa Heiseler erzielte Unions erstes Tor in der Bundesliga.

© imago/Matthias Koch

Die Vorfreude war rund um den Verein schon seit Wochen zu spüren und am Sonntag greifbar. Schon lange vor Anpfiff machten sich Fans in rot-weißen Trikots auf den Weg in Richtung Stadion. Klubpräsident Zingler hatte sich im Interview mit dem Tagesspiegel über die späte Anstoßzeit am Abend vor dem Schulbeginn beklagt, doch viele Familien ließen sich davon nicht abhalten.

Erste Liga, mach dich schick – jetzt kommen die Frauen aus Köpenick.

Unions Fans auf einem Spruchband

Besonders die Gegengerade war bei strahlendem Sonnenschein gut gefüllt und war anders als bei den Männern, wo die lautesten Fans auf der Waldseite stehen, das Epizentrum der Stimmung. „Erste Liga, mach dich schick – jetzt kommen die Frauen aus Köpenick“, war bei Spielbeginn auf einem großen Spruchband zu lesen. Die letzten Zeilen der Vereinshymne von Nina Hagen sangen die Fans a cappella. Knapp 40 Nürnberger versuchten im Gästeblock mithilfe einer Trommel dagegenzuhalten.

Das gelang ihren Spielerinnen auf dem Rasen anfangs noch ganz gut. Union war die Nervosität anzumerken, den Aktionen fehlte die Präzision. Nürnberg spielte mutig und hatte einige gute Umschaltmomente. Ein gefährlicher Abschluss kam dabei allerdings nicht heraus.

11.242
Fans waren am Sonntag im Stadion

Union fand erst langsam zum dominanten Fußball, der die Mannschaft in der Zweiten Liga ausgezeichnet hatte. Viele Expertinnen trauen den Berlinerinnen eine starke Rolle zu, vor allem dank erfahrener Verstärkungen wie Tanja Pawollek. Dass das deutlich veränderte Team – gegen Nürnberg standen fünf Neuzugänge in der Startelf – noch nicht perfekt eingespielt ist, war klar zu erkennen.

Auffälligste Offensivspielerin war Naika Reissner, die mit ihren Antritten für ein Raunen auf den Rängen sorgte. Ihre Flanke von der linken Seite war es auch, die das Führungstor einleitete. Heiseler köpfte und traf dabei den weit nach oben abgespreizten Arm einer Nürnbergerin. Es gab folgerichtig Elfmeter und die Kapitänin verwandelte cool.

Nach der Pause hatte Union das Geschehen anfangs unter Kontrolle. „FCU, Deutscher Meister, das wirst du – irgendwann“, sangen die Fans siegessicher. Doch nun schlichen sich einige Nachlässigkeiten ins Spiel und Nürnberg riskierte mehr. Bei einem Lattenschuss von Aneta Polaskowa hatten die Berlinerinnen Glück, ihrerseits vergaben sie Chancen auf die vorzeitige Entscheidung. Das rächte sich in der 90. Minute.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })