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Olympia-Fan. Die Spiele werden wohl ohne den russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Bühne gehen.

© Alberto Pizzoli/AFP

Wada-Urteil zu Russland: Mehr wachsweich als wirksam

Die vierjährige Sperre gegen Russland für Olympia und Weltmeisterschaften klingt hart. Aber die Realität könnte anders aussehen. Wieder mal. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

In Russland ist internationaler sportlicher Erfolg von großer Relevanz. Der Patriotismus der Riesennation findet im Sport zu einem großen Teil ein Ventil. Sport ist daher auch Staatssache.

Dass die Russen immer wieder bei der Welt-Antidoping-Agentur Wada negativ auffallen, dass sie immer wieder gesperrt werden, verwundert nicht. Sportlicher Erfolg schlägt beim russischen Staatsdoping jede Moral. Und sie nehmen sogar Treffer hin, die Sperren für russische Athleten bei den Olympischen Spielen 2016 und 2018 haben kein Umdenken bewirkt.

Eine WM ohne Russland? Halb so schlimm

Nun also geht es mit Russland in die nächste Runde. Das mit dem wachsweichen Fast-Olympia-Startverbot sollte den Staat nicht schocken, sie werden schon einen Weg finden, die Erfolge neutral startender russischer Sportler als Erfolge russischer Sportler zu verkaufen.

Für die kommenden vier Jahre wird es laut Wada-Urteil keine offizielle russische Mannschaft bei Olympia geben. Aber russische Sportler dürfen wie schon bei den Winterspielen von Pyeongchang 2018 unter neutraler Flagge bei der Eröffnungsfeier ins Olympiastadion tanzen. Und am Ende der Spiele tanzen sie dann – wie in Südkorea geschehen nach dem Sieg im Eishockey-Finale – mit Goldmedaille um den Hals und trotz neutraler Flagge die russische Hymne singend wieder ab.

Die russischen Zuschauer hat das Etikett „Olympic Athletes from Russia“ nicht besonders gestört. Im Stadion oder an der Strecke beim Biathlon feuerten sie ihr Team mit „Rossija“-Rufen. Selbst im für Patrioten so wichtigen Medaillenspiegel gab es kein wahres Problem: Denn den gibt es offiziell nicht. Wer wollte, konnte und kann also die Plaketten der Russen zusammenzählen und im Tableau einfügen.

So könnte allein die Möglichkeit, dass Russland bei der Fußball-WM 2022 nach jetziger Lesart womöglich nicht starten darf, zur echten Strafe werden. Doch ob es wirklich so weit kommt, steht in der Macht des Fußballweltverbandes, der Fifa. Und nun heißt es ja inzwischen, dass Russland unter neutraler Flagge spielen könnte. Und sollte der Weltverband den Gastgeber von 2018 tatsächlich doch ausschließen, wäre auch dies nur halb so schlimm für Russland. Die Fußballer sind es ohnehin gewohnt, bei einem Turnier mal nicht dabei zu sein. Der WM-Bann wäre also womöglich kein Wirkungstreffer, sondern nur ein Trefferchen.

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