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Wann reagiert der Klub auf die Krise?: Cristian Fiél ist als Trainer bei Hertha BSC gescheitert
Noch scheuen die sportlich Verantwortlichen vor einer Entscheidung in der Trainerfrage zurück. Dabei dürfte inzwischen klar sein, dass Cristian Fiél bei Hertha keine Zukunft mehr hat.

Stand:
Der Trainer, den viele Fans von Hertha BSC am liebsten bei ihrer Mannschaft auf der Bank sehen würden, war am Samstag beim Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern bereits im Stadion. Nein, hier ist nicht die Rede von Pal Dardai, den Sky bei der Übertragung der Partie bezeichnenderweise im Bild zeigte, als er ein scheinbar feixendes Lachen im Gesicht trug.
Es geht um Oliver Reiß, der bis zum Sommer viele Jahre erfolgreich in Herthas Nachwuchs gearbeitet hat. Der Klub hätte ihn vor dieser Saison liebend gern zum Co-Trainer von Cristian Fiél gemacht – mit der Perspektive, zugleich der erste Kandidat für dessen Nachfolge zu sein, wenn denn einmal ein Nachfolger für Fiél benötigt werden würde.
Reiß hat dankend abgelehnt. Aus gutem Grund.
Was hätte er denn in dieser Konstellation zu gewinnen gehabt? In der Öffentlichkeit wäre Reiß immer als eine Art Schattentrainer gehandelt worden, mit der Folge, dass man ihm womöglich fehlende Loyalität zu seinem Chef vorgehalten hätte.
Einen ähnlichen Fall hat es vor einem Jahr bei Borussia Dortmund gegeben, als Edin Terzic mit Nuri Sahin ein neuer Assistent zur Seite gestellt wurde. Auch Sahin wurden von vornherein Ambitionen auf den Posten des Cheftrainers unterstellt. Der Ausgang ist bekannt.
Oliver Reiß hat Hertha vor der Saison verlassen, um als U-19-Trainer bei Manchester City zu arbeiten. Es gibt schlimmere Schicksale. Trotzdem sieht sich der 42-Jährige mittelfristig im Profifußball. Viele Fans von Hertha BSC träumen daher von seiner Rückkehr. Zumal in Berlin bald eine Cheftrainerstelle frei werden dürfte.
Inzwischen ist es nach Lage der Dinge keine Frage mehr, ob Hertha den Posten des Cheftrainers neu besetzen muss; die Frage ist nur noch, wann es passieren wird.
Cristian Fiél – man muss es so deutlich sagen – ist spätestens seit der 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern am Wochenende gescheitert. Die Zahlen, Daten und Fakten sprechen eine deutliche Sprache, und zwar gegen ihn. Mit einem den Namen nach immer noch überdurchschnittlich besetztem Kader hat Fiél einen deutlich unterdurchschnittlichen Ertrag erzielt. Zuletzt gab es für die Mannschaft und ihren Trainer drei Niederlagen nacheinander.
Fiéls Idee funktioniert nicht
Hertha wird die eigenen Ziele in dieser Saison krachend verfehlen. Und wenn der Klub nicht noch ernsthaft in den Abstiegskampf abrutscht, dann liegt das wohl vor allem an der Schwäche der Konkurrenz. Aber selbst darauf sollte man sich lieber nicht mehr verlassen. Hertha spielt in den nächsten drei Wochen in Düsseldorf, gegen Nürnberg und in Elversberg.
Nicht nur die Zahlen sprechen gegen Fiél, auch das Auftreten der Mannschaft. Seine fußballerische Idee, mit der er sich an niemand Geringerem orientiert als an Pep Guardiola, funktioniert nicht. Das Team ist allenfalls phasenweise in der Lage, sie umzusetzen. Konstant ist bei der Mannschaft nur die Fehleranfälligkeit. Dass es seit Monaten nicht gelingt, dieses Problem zu beheben, fällt letztlich auch auf den Trainer zurück.
Herthas sportliche Führung mit Benjamin Weber und Andreas „Zecke“ Neuendorf, die einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Misere hat, scheut in der Trainerfrage noch vor dem Unvermeidlichen zurück. Zum einen, weil Fiél im Sommer ihr erklärter Wunschkandidat war und dessen Verpflichtung für Hertha-Verhältnisse richtig viel Geld gekostet hat; zum anderen, weil der Traum vom Aufstieg ohnehin ausgeträumt ist und auch ein kurzfristig neuer Impuls daran nichts mehr ändern wird.
Spätestens zur neuen Saison – mit einem dann qualitativ deutlich schwächeren Kader – wird ein neuer Trainer auf der Bank sitzen. Vielen erscheint Oliver Reiß als der passende Kandidat. Denn kaum jemand kennt die Spieler aus der eigenen Akademie, die zwangsläufig eine noch wichtigere Rolle einnehmen müssen, so wie er.
Aber Leute, die wiederum Reiß gut kennen, beschreiben ihn als klugen Kopf und strategisch denkenden Menschen. Nicht zuletzt bei der Planung seiner Karriere.
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