zum Hauptinhalt
Top, auch in der Vermarktung. Eileen Gu.

© dpa

Das Fischen nach Followern: Warum Gold bei den Olympischen Spielen kein Garant für nachhaltige Popularität sein muss

Sportlerinnen und Sportler potenzieren ihren Erfolg in den Sozialen Medien. Wobei mancher deutscher Goldmedaillengewinner da weit hinterherhinkt. Ein Kommentar.

Die erstaunliche Nachricht vorweg: Die erfolgreichste deutsche Athletin bei den Winterspielen auf Instagram war – logo, Juliane Seyfarth! Auf der Skisprungschanze war Seyfarth mit Platz 14 zwar nur olympisches Mittelmaß, aber auf Instagram hat sie während der Peking-Spiele 13.000 neue Fans gewonnen, mehr als alle anderen olympischen Sportler:innen.

Die Gründe für den Seyfarthschen Erfolg offenbaren sich beim Blick auf ihr Instagram-Konto. Doch es ist keinesfalls so, dass allein das Entledigen von Kleidung beim Fischen nach Volk hilft: Eileen Gu, die chinesisch-amerikanische Doppelolympiasiegerin, hat 1,4 Millionen Follower:innen - wohl weil das Gesamtpaket mit der erfolgreichen Geschichte um ihre Person riesig ist.

Mit der Ski-Freestylerin kann eine Seyfarth nicht mithalten oder die auf Instagram zweiterfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin, die Shorttrackerin Anna Seidel, die auf der Bahn übrigens offiziell nicht einmal ins Ziel kam und disqualifiziert wurde. Die Spiele von Peking sind erst ein paar Tage Geschichte und es hallt ihnen abseits er Sensationsmeldung um Seyfarth nichts Besonders nach, ja sie sind schon fast schon wieder vergessen. Was natürlich auch an der Sterilität liegt, die sie ausgestrahlt haben.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

In der Corona-Blase kam keine Stimmung auf, auch wenn es Aufreger gab, wie etwa beim Fall Kamila Walijewa im Eiskunstlauf der Frauen. Aber aus deutscher Sicht fehlten die ganz großen emotionalen Höhepunkte, daran konnten auch die vielen, vorrangig im Eiskanal gewonnenen Medaillen, nichts ändern.

Abseits des Sports ist noch Luft nach oben

Das war vier Jahre zuvor anders. In Pyeongchang 2018 gab es den zauberhaften Auftritt im Eiskunstlauf von Aljona Savchenko und Bruno Massot und das Eishockeymärchen mit den deutschen Spielern, die fast Gold holten. Es waren Momente für die Sportewigkeit.

Seinen Moment für die Ewigkeit hatte sicher ein Franceso Friedrich mit seinem zweiten Doppelsieg in Peking auch, doch Bobfahren ist für die meisten Menschen im Lande außerhalb von Pirna eben nicht so greifbar, wie ein Erfolg auf dem Eis oder auf Instagram. Was könnte Friedrich und was könnten mit ihm etwa auch die männlichen Nordischen Kombinierer tun, um sich auch den Sportfans nachhaltig in Erinnerung zu bleiben? Die Antwort darauf suchen sie in diesen Sportarten schon seit Jahren.

Erfolgreich abseits der Schanze. rJuliane Seyfarth hat auf Instagram 13.000 Follower dazugewonnen während Olympia.
Erfolgreich abseits der Schanze. rJuliane Seyfarth hat auf Instagram 13.000 Follower dazugewonnen während Olympia.

© McKay/REUTERS

Eisschnelllauf zum Beispiel ist in den Niederlanden der Hit – auch weil sich die Protagonist:innen abseits der Bahn gut verkaufen und so die Popularität ihrer Sportart verstärken: Jutta Leerdam, Silbermedaillengewinnerin über 1000 Meter in Peking, zum Beispiel, hat 2,5 Millionen Fans auf Instagram. Vielleicht sollten Friedrich und Co auch mal auf den sozialen Netzwerken angreifen, gerne auch angezogen und mit Witz. Da ist noch viel Luft nach oben: Friedrich hat aktuell 2931 Follower auf Instagram, Stand Dienstagmittag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false