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Köln hört. Im Kontrollzentrum soll alles ganz schnell gehen.

© DFL/promo

Zum Start der Zweiten Liga: Was sich durch den Videobeweis in der neuen Saison ändert

Die suboptimalen Voraussetzungen für Videoassistenten müssen kein Nachteil sein. Vom hohen Aufwand sollte nicht nur die Zweite Liga profitieren.

Das Beantworten kritischer Fragen, das Moderieren für die breite Masse unverständlicher Entscheidungen ist für Jochen Drees längst zur Normalität geworden. Er ist Leiter des Projekts Videobeweis des Deutschen Fußballbundes (DFB) – ein Projekt, das den beliebtesten deutschen Sport so sehr polarisieren lässt wie lange nicht mehr.

Nachdem die Bundesliga in der vergangenen Saison den Anfang machte, soll der Einsatz von Videoassistenten ab dieser Saison auch die Zweite Liga fairer machen. In durchschnittlich kleineren Stadien mit weniger Kameras und demnach weniger Möglichkeiten zur Aufklärung kniffliger Situationen. Wie passt das zusammen?

Für Drees bietet dieser Umstand die Chance, sich als Videoassistent auf die wichtigsten Einstellungen zu konzentrieren, um den Schiedsrichter auf dem Feld somit „bestmöglich unterstützen“ zu können. Das klingt fast so, als wenn das mit bis zu 20 Kameras in den Bundesliga-Stadien nicht möglich gewesen wäre. Beim Auftaktspiel der neuen Saison am Freitag treffen mit dem VfB Stuttgart und Hannover 96 zwei Absteiger aufeinander – beide Stadien sind somit schon für den Videobeweis ausgerüstet. Doch bereits am Samstag kommt es für Drees und den Videobeweis zur ersten Belastungsprobe.

Dann geht es in den kleineren Stadien zur Sache. In Kiel oder Osnabrück, wo der Ball nachmittags rollt, mussten für die neue Saison erst noch Glasfaserkabel verlegt werden, damit die Signale aus den Stadien in Echtzeit ins Kontrollzentrum, dem „Kölner Keller“, übermittelt werden können. Mehr als 180.000 Euro kostete es, jedes der 15 Stadien videobeweisfit zu machen – macht insgesamt rund 2,7 Millionen Euro.

Geringe Erfahrung der Videoassistenten

Neben den im Vergleich zur Bundesliga eingeschränkten technischen Voraussetzungen könnte auch die noch geringe Erfahrung der Videoassistenten eine Rolle spielen. Denn ab dem Start der ersten deutschen Spielklasse am 16. August muss der DFB auf einen Teil der 70 zusätzlich ausgebildeten Videoassistenten zurückgreifen. Zwar wurden diese in einer Offline-Phase der vergangenen Saison bereits getestet. Doch, das weiß auch Drees: „Es ist etwas völlig anderes, ob man bei einem Testspiel relativ entspannt vor dem Monitor sitzt oder ob man im Livebetrieb gefordert ist.“

Und letztlich war gerade deshalb die Entscheidung der Zweitliga-Klubs, sich für die Ausweitung des Videobeweises zu entscheiden, unabdingbar. Denn nur durch einen höheren Pool an Schiedsrichtern kann die „konkrete Ausbildung von Spezialisten“, wie es die Deutsche Fußballliga (DFL) es beschreibt, voranschreiten.

Denn letztlich gelten für Videoassistenten ganz andere Anforderungen als für Schiedsrichter – weshalb nicht jeder gute Schiedsrichter auch ein guter Videoassistent ist. Sprich: Ein mittelmäßiger Zweitliga-Schiedsrichter kann ein sehr guter Bundesliga-Videoassistent sein und ein sehr guter Bundesliga-Schiedsrichter ein nur mittelmäßiger Videoassistent. Wenn diese Rechnung in den kommenden Wochen aufgehen sollte, hätten sich Kosten und Aufwand gelohnt – für die Zweite Liga und Erste Liga. Und dann dürfte Jochen Drees auch mal in die seltene Situation kommen, ein paar lobende Worte zu moderieren.

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