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Deutschlands Spielerinnen in weißen Shorts.

© dpa/Harald Tittel

Weiße Shorts trotz Menstruation?: Handballerinnen fordern neue Kleiderordnung – deutscher Verband bezieht Stellung

Vor der Handball-WM im November kritisieren einige Verbände die helle Kleidung für Frauen. Eine Spielerin nennt das Ganze mit Blick auf die Periode „peinlich und unangenehm“. Andere Sportarten sind bereits weiter.

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Weiße Shorts, auf denen man im Zweifel während der Periode Blutflecken sieht? Das wollen viele Handballerinnen nicht mehr in Kauf nehmen, und so üben vor der Weltmeisterschaft Ende November mehrere nationale Verbände Kritik an der Kleiderordnung. In einem gemeinsamen Brief an den Weltverband IHF fordern der norwegische, dänische und schwedische Verband eine Regeländerung bezüglich der Turnierkleidung, wie mehrere Medien berichten.

„Eine Vorschrift, die das Tragen eines hellen Unterteils vorschreibt, empfinden wir als frauenfeindlich“, wird Randi Gustad, Präsidentin des norwegischen Verbandes vom norwegischen Sender NRK zitiert. Die norwegische Nationalspielerin Veronica Kristiansen sagt dem Sender: „Ich hasse weiße Shorts.“ Den Zyklus könne man nicht kontrollieren und Blutflecken seien „sowohl peinlich als auch unangenehm“.

Derzeit ist in den Regularien der IHF ein Satz heller Trikots und Hosen vorgeschrieben. Auch die deutschen Handballerinnen trugen beim Länderspiel gegen Frankreich weiße Shorts (siehe Foto oben). „Der Deutsche Handballbund hat im Wissen um die mit weißen Trikothosen verbundenen Belastungen bereits vor zwei Jahren eine Anpassung des IHF-Reglements angeregt“, schreibt der Verband auf Anfrage des Tagesspiegels.

Weiße Hosen muss die englische Nationalspielerin Beth Mead mittlerweile nicht mehr tragen.

© IMAGO/PETR STOJANOVSKI

„Diese ist auf internationaler Ebene von Frauen erarbeitet worden. Für Frauen ist es inzwischen möglich, unabhängig von der Farbe der Trikothose schwarze Unterziehkleidung zu tragen. Wenn sich die IHF mit diesem Thema erneut beschäftigt und weitere Flexibilität zeigt, begrüßen wir dies im Sinne aller Handballerinnen.“

Englische Fußballerinnen hatten bereits Erfolg

Das Thema beschäftigt aber nicht nur den Handball. Auch in anderen Sportarten protestierten Athletinnen schon gegen die Kleiderordnung, beispielsweise im Fußball und im Tennis. Bei der Fußball-EM in England 2022 hatte die englische Nationalspielerin Beth Mead kritisiert, dass die Shorts „in einer Phase des Monats für uns Frauen unpraktisch“ seien und hatte damit Erfolg: Bei der WM im darauffolgenden Jahr durften sie und ihre Teamkolleginnen blaue Hose und ein weißes Trikot tragen.

Auch in Wimbledon hat Weiß Tradition. Seit der ersten Austragung des Turniers 1877 müssen alle Teilnehmenden ausschließlich weiß tragen – eine Regelung, die ursprünglich eingeführt wurde, um Schweißflecken zu vermeiden, aber in den vergangenen Jahren zunehmend infrage gestellt und von Spielerinnen wie Alicia Barnett kritisiert wurde.

Die Kleiderordnung ist indes längst keine ästhetische Frage, sondern kann sich auf die Psyche und die Leistung der Spielerinnen auswirken. Das zeigt eine Studie des Sportökonomen Alexander Krumer, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Der Professor vom Molde University College in Norwegen wertete die Ergebnisse von Fußballwelt- und Europameisterschaften zwischen 2002 und 2023 aus und kam zu dem Schluss, dass Frauenteams mit weißen Shorts im Schnitt weniger Punkte erzielten als Teams mit dunklen Shorts. Bei den Männern wurde ein solcher Effekt nicht beobachtet.

Krumer stellt die Vermutung auf, dass Spielerinnen in Bezug auf ihre Periode und die weißen Shorts Sorgen hätten – und sich deshalb nicht voll auf das Spiel fokussieren könnten. Gerade bei der WM im kommenden Monat wird es aber auf den vollen Fokus ankommen, denn dann wollen auch die deutschen Handballerinnen auf internationaler Ebene angreifen.

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