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Paul Drux könnte gegen Montpellier sein Comeback geben.

© camera4/Imago

Füchse Berlin in der Krise: Wenn ein Team im Regen steht

Die Füchse Berlin sind vor dem Viertelfinal-Rückspiel der European League gegen den Spitzenklub Montpellier HB unter Druck.

Es erinnert an einen Zeichentrickfilm. An diese Szene, in der die Hauptfigur durch die Gegend läuft und stets von einer tiefgrauen Regenwolke verfolgt wird, die über ihrem Kopf hängt. Egal was sie versucht, es gelingt ihr nicht, aus der Misere herauszukommen.

Bei den Füchsen dürfte das Gefühl momentan ähnlich sein. Seit der WM-Pause im Januar läuft sportlich nicht mehr viel zusammen. Mit der Zeit wurde das Auftreten der Handballer immer unsicherer, und die ohnehin schon hohe Fehlerzahl stieg weiter. Einzelgespräche, Extra-Einheiten oder auch ein Kurztrainingslager über Ostern halfen nicht.

Auf das verlorene Viertelfinal-Hinspiel in der European League bei Montpellier HB (29:32) vor einer Woche folgte zwei Tage später die Auswärtsniederlage gegen Wetzlar in der Bundesliga (27:29). Und so zeigte sich am vergangenen Donnerstag ein Bild, das sinnbildlich für die Entwicklung der Berliner steht.

Spielmacher Fabian Wiede hatte sich das Trikot tief ins Gesicht gezogen. Vornübergebeugt kniete er auf dem Hallenboden, mit starrem Blick und einer Körpersprache, die unmissverständlich war. „Das ist eine Katastrophe. Wir haben uns jetzt fast die letzte Chance verspielt, um oben angreifen zu können und in die Top vier zu kommen“, sagte der Nationalspieler.

Aktuell weist das Konto seiner Mannschaft in der Liga 21 Minuspunkte auf – nur acht mehr stehen auf der Habenseite. Eine Bilanz, die Wiede recht gibt. Eine Qualifikation für einen der internationalen Plätze für die nächste Saison ist in Gefahr und damit das Minimalziel der Füchse.

Das Hinspiel ging 29:32 in Frankreich verloren

Umso wichtiger ist es deshalb, im Rückspiel gegen Montpellier am Dienstag den Negativtrend zu durchbrechen, den Drei-Tore-Rückstand zu drehen und sich dadurch den Einzug in das Final Four zu sichern. „Das ist unsere letzte Möglichkeit, diese Saison positiv zu Ende zu bringen“, sagte Wiede.

Als Gegner wartet schließlich ein Champions-League-Aspirant, der auf zahlreiche internationale Topakteure wie den argentinischen Mittelmann Diego Simonet oder den schwedischen Defensivspezialisten Fredric Pettersson im Kader verweisen und zugleich auf talentierte französische Nachwuchstalente wie Kyllian Villeminot bauen kann. Nicht ohne Grund ordnet Sportvorstand Stefan Kretzschmar Montpellier als „eine der besten Mannschaften Europas“ und „schwerstmöglichen Gegner in diesem Wettkampf“ ein.

Mental ist die Herausforderung nicht geringer als sportlich. Denn wie geht man so ein Spiel an, wenn aktuell nicht wirklich etwas funktioniert? Eine Hoffnung liegt bei Paul Drux. Der 26-Jährige laboriert seit sechs Wochen an einem Meniskusschaden und will bei dem Entscheidungsspiel wieder auf dem Parkett stehen.

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„Es juckt natürlich in den Fingern“, sagt Drux, dem als Kapitän zuletzt in vielerlei Hinsicht die Hände gebunden waren. „Wir brauchen ein Positiverlebnis und sei es durch einen Dreckssieg.“ Heißt: Nicht Schönspielen ist die Devise, sondern Kämpfen und Füreinander-Einstehen. „Da müssen wir in der Abwehr anfangen und uns Respekt verschaffen. Da muss es dann mal krachen.“

Drux wäre dafür auf jeden Fall der richtige Mann – nicht nur in der Defensive, sondern gleichermaßen im Angriff. Er geht dahin, wo es weh tut, und fightet von der ersten bis zur letzten Minute. Zusammen mit den, nach ihrer Corona-Erkrankung mit viel Feuer zurückgekehrten, Jacob Holm und Hans Lindberg, könnte dies das emotionale Element sein, das den Berlinern zuletzt gefehlt hat.

Schaffen es die Füchse, sich in einen Rausch zu spielen, ist ein Weiterkommen gegen die Franzosen machbar – zumal drei Tore im Handball kein Gradmesser sind. Dann würde sich vielleicht auch die Regenwolke verflüchtigen. Carolin Paul

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