zum Hauptinhalt

Sport: Wer ihm glaubt

Hoyzer wollte Kronzeuge sein – nun ist das Vertrauen in ihn erschüttert

Berlin - Stephan Holthoff-Pförtner erreichte die Nachricht von der Verhaftung seines Mandanten auf Sri Lanka. Der Anwalt, der in Asien derzeit für Altkanzler Helmut Kohl den Bau einer Kinderklinik organisiert, reagierte entsetzt. Am Wochenende war der Schiedsrichter Robert Hoyzer in Berlin verhaftet worden, und die Kanzlei von Holthoff-Pförtner bekam viel zu tun. „Das ist eine sehr populistische Entscheidung der Staatsanwaltschaft“, sagte Holthoff-Pförtner am Sonntag dem Tagesspiegel. Allerdings musste er auch einräumen, dass Hoyzer „einen Vorwand dafür geliefert hat“.

Am Samstag ist der Schiedsrichter Robert Hoyzer, der die Manipulation mehrerer Fußballspiele gestanden hat und sich als Kronzeuge anbieten wollte, in Berlin verhaftet worden. Bis zu einem Haftprüfungstermin am heutigen Montag bleibt er in Untersuchungshaft in der JVA Moabit (siehe rechts). Die Staatsanwaltschaft begründete die Festnahme mit Fluchtgefahr. Der Haftbefehl war am Donnerstag erlassen worden, der Vorwurf lautet auf „Mittäterschaft beim gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in acht Fällen“.

Besonders die Frage von Hoyzers Glaubwürdigkeit habe zu dem Antrag auf Untersuchungshaft geführt, sagt Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge auf Nachfrage. „Er hat keine neuen Namen genannt, er hat auch keine neuen Spiele genannt, die er manipuliert habe.“ Es habe sich aber herausgestellt, dass Hoyzer nicht alles gesagt habe, sagte der Generalstaatsanwalt. Zudem spielte wohl auch die öffentliche Meinung eine Bedeutung. „Wir sind ja auch nicht von einer anderen Welt. Man muss zwar nicht reagieren, wenn Herr Hoeneß etwas fordert, aber man macht sich schon seine Gedanken, wenn man die Zeitungen liest“, gibt Karge zu. Uli Hoeneß, der Manager von Bayern München, hatte sich Mitte der Woche darüber empört, dass Hoyzer immer noch auf freiem Fuß war.

Jetzt sitzt Hoyzer ebenso wie die kroatischen Brüder S. in Moabit. Die drei Kroaten, die hohe Wettgewinne mit von Hoyzer manipulierten Spielen erzielt haben sollen, haben heute ebenso wie Hoyzer einen Haftprüfungstermin. Hoyzer wird aber allein angehört.

Dem Schiedsrichter droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Gefängnisstrafe. Die Strafe kann nur dann zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn sie zwei Jahre oder weniger beträgt. Bei einem gewerbs- und bandenmäßigen Betrug mit einem Schaden in Millionenhöhe könnte die Strafe aber nach Ansicht von Strafverteidigern höher liegen.

Am Sonntag war Robert Hoyzer in einer ZDF-Reportage zu sehen, in der er kurz vor seiner Festnahme an den Stätten des Betrugs posiert und über seine Manipulationen spricht. Dabei stand er auch im Stadion von Paderborn, wo er am 21. August vergangenen Jahres den Hamburger SV um einen Sieg gebracht hatte, und sagte: „Ich war nur noch äußerlich der Schiedsrichter.“

Meinungsseite

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false