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Wie auf dem Platz, so vor Gericht: Hertha BSC kassiert die nächste krachende Niederlage
Fredi Bobic triumphiert gegen seinen früheren Arbeitgeber vor Gericht. Hertha sollte die Konsequenz daraus ziehen und die juristische Auseinandersetzung beenden.

Stand:
Die Fans von Hertha BSC haben vermutlich gute Gründe, Fredi Bobic, dem früheren Sportgeschäftsführer ihres Klubs, gram zu sein. Da wären zum Beispiel viele der von ihm verantworteten Transfers, die nicht annähernd die Erwartungen erfüllt haben. Stichwort Myziane Maolida.
Da wären des Weiteren seltsame Personalentscheidungen wie die Bestellung von Tayfun Korkut zum Cheftrainer des damaligen Fußball-Bundesligisten. Und natürlich wäre da auch sein viel zu hohes Gehalt, gemessen an dem viel zu geringen Ertrag seiner Arbeit.
Aber schon das ist Bobic streng genommen gar nicht vorzuwerfen.
„Man kann als Verein auch schlechte Entscheidungen treffen“, hat sein Anwalt am Donnerstag vor dem Landgericht Berlin gesagt. Zu diesen schlechten Entscheidungen zählte sicher auch die Ausgestaltung des Vertrages, den Bobic im Sommer 2021 bei den Berlinern bekommen hat.
Dass die aktuelle Vereinsführung nun dafür geradestehen muss, ist angesichts der schwierigen finanziellen Lage des Klubs ärgerlich. Unverantwortlich ist allerdings, dass die aktuelle Vereinsführung den schlechten Entscheidungen der Vergangenheit weitere schlechte Entscheidungen folgen lässt. Das hat am Donnerstag zu einer krachenden Niederlage vor Gericht geführt, die mit Herthas krachenden Niederlagen auf dem Fußballplatz zuletzt durchaus vergleichbar ist.
Es wirkt fast so, als leite Hertha aus dem wenig erquicklichen Wirken Bobics als Sportgeschäftsführer eine Art Entschädigungsanspruch ab, den es nun mit aller Macht durchzusetzen gelte: Moralisch sind wir doch im Recht, wenn wir für seine schlechte Arbeit nicht noch weiter bezahlen wollen.
Juristisch aber ist Hertha eben nicht im Recht. Das sollte dem Verein inzwischen auch langsam mal aufgegangen sein. Inklusive der Konsequenz, dass eine Fortsetzung der gerichtlichen Auseinandersetzung mit Bobic wenig ratsam erscheint.
Dass für eine außerordentliche Kündigung des damaligen Sportchefs keine hinreichenden Gründe vorgelegen haben, das ist bereits im Mai 2024 in einem Feststellungsverfahren vor dem Landgericht so entschieden worden. Die Berufung Herthas gegen dieses Urteil, so hört man, hat ebenfalls keine Aussicht auf Erfolg. Und auch der Richter im Urkundenprozess sah am Donnerstag keinen Anlass, den Sachverhalt anders zu bewerten.
Mit der Verzögerungstaktik in der Causa Bobic hat Hertha zu Beginn der juristischen Auseinandersetzung wertvolle Zeit gewonnen, die dem Klub womöglich sogar das Überleben gesichert hat. Im Sommer oder Herbst 2023 hätte ein Vollstreckungstitel des früheren Geschäftsführers mutmaßlich Herthas Insolvenz zur Folge gehabt.
Inzwischen aber lässt sich die Verhandlungstaktik allenfalls noch mit Starrsinn begründen. Es ist ein Starrsinn, der den Klub teuer zu stehen kommt. Im Mai lag ein Vergleichsvorschlag auf dem Tisch, dem Hertha letztlich die Zustimmung verweigert hat.
Dass Bobic bei einem solchen Vergleich 3,2 Millionen Euro bekommen sollte, hielt der Klub für unangemessen viel. Stattdessen muss Hertha dank der aufgelaufenen Zinsen jetzt sogar mehr als vier Millionen Euro zahlen.
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