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Wie der Beginn von etwas Neuem: Das Comeback von Fabian Reese beflügelt Hertha BSC
Beim 3:1-Sieg gegen Magdeburg kehrt Fabian Reese 194 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel für Hertha auf den Platz zurück. Der Klub erhofft sich neuen Schwung im Kampf um den Aufstieg.
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Eine letzte Prüfung seiner Geduld musste Fabian Reese noch überstehen. Unbedeutend im Vergleich zum großen Ganzen. Und trotzdem irgendwie bezeichnend nach der langen Leidenszeit. So kurz vor dem Ziel konnte er es gar nicht mehr erwarten.
„Wir hätten für ihn einen Anschnallgurt gebraucht auf der Bank“, berichtete Benjamin Weber, der Sportdirektor von Hertha BSC. Doch als der Anschnallgurt endlich gelöst war, verzögerte sich der Moment, den Fabian Reese so sehr herbeigesehnt hatte, noch einmal. Herthas Offensivspieler stand bereits mit Luca Schuler zur Einwechslung bereit, der Ball aber wollte einfach nicht über die weiße Linie rollen. Als er es endlich tat, gab es Ecke gegen seine Mannschaft. Kein Trainer der Welt wechselt in einem solchen Moment.
Reese musste sich weiter gedulden, bis er – endlich, endlich – das Feld betreten durfte. 194 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel für Hertha BSC und mehr als vier Monate, nachdem er sich in der Saisonvorbereitung am Sprunggelenk verletzt hatte.
„Das ist der Moment, auf den er die ganze Zeit hingearbeitet hat“, sagte Cristian Fiél, der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten. Und nicht nur Reese selbst. Auch der Trainer, die Kollegen, die Fans, der ganze Verein, sie alle hatten so sehr auf diesen Moment gewartet.
Ich bin sehr glücklich heute nach etlichen Monaten etwas dunklerer Stimmung. Bei so einer Verletzung wird einem von heute auf morgen der Hauptlebensinhalt genommen.
Fabian Reese über seine viermonatige Verletzungspause
Das Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg hielt für Hertha BSC am Freitagabend viele schöne Geschichten bereit. Da war – nach drei Spielen ohne Sieg – der verdiente 3:1-Erfolg gegen einen bekanntermaßen spielstarken Gegner, der kurz nach der Pause sogar mit 1:0 in Führung gegangen war.
Da war das erste Tor des zuletzt glücklosen Mittelstürmers Luca Schuler seit Ende August. Da war das Startelf-Comeback von Kapitän Toni Leistner, der beim 0:1 zwar nicht besonders glücklich aussah, sonst aber ein echter Brocken in Herthas Defensive war. Und da war die Rückkehr von Diego Demme, der zwei Monate gefehlt hatte und kurz vor Schluss eingewechselt wurde.
Vor allem aber war da das Comeback von Fabian Reese, Herthas auffälligstem und wertvollstem Spieler der vergangenen Saison, noch dazu an seinem 27. Geburtstag. „Dass mein Comeback auf meinen Geburtstag fällt und wir 3:1 gewinnen, ist natürlich ein schöner, rundum gelungener Abend“, sagte er selbst. „Ich bin sehr glücklich heute nach etlichen Monaten etwas dunklerer Stimmung. Bei so einer Verletzung wird einem von heute auf morgen der Hauptlebensinhalt genommen.“
Erst in der Woche zuvor war Reese ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, und nach seiner ersten Einheit im Kreis der Kollegen hatte es bei ihm nicht so geklungen, als rechnete er mit einem schnellen Comeback auf den Platz. Am Freitagabend nun erklärte Reese: „Es ging doch schneller als erwartet. Ich war doch nicht so ein Holzfuß.“ Luca Schuler bestätigte diese Einschätzung: „In den Trainingseinheiten hätte man meinen können, er wäre nie weg gewesen.“
Reese gab die Vorlage zur Vorlage zum 3:1
Gegen Magdeburg stand Reese, inklusive Nachspielzeit, etwas mehr als 20 Minuten auf dem Feld. 20-Mal war er in dieser Zeit am Ball, 88 Prozent seiner Pässe brachte er an den Mann, zwei Torschüsse bereitete er vor. Und an Schulers Treffer zum 3:1 hatte er ebenfalls seinen Anteil. Reese gab die Vorlage zum Vorlagengeber Ibrahim Maza, den sogenannten Pre-Assist.
„Offensivspieler sind dazu da, in den entscheidenden Momenten Tore einzuleiten oder selber zu machen“, sagte Reese. „Letzte Saison hat es gut geklappt. Ich hoffe, dass es diese Saison ähnlich wird.“ Letzte Saison erzielte Reese in 35 Pflichtspielen 13 Tore; 21 bereitete er vor.
Allein diese Werte erklären, welche Hoffnungen sein Comeback auslöst. Reese kann seiner Mannschaft wie Hertha das gewisse Extra geben: ein Plus an Leidenschaft, an Unwiderstehlichkeit, an Zielstrebigkeit und Überzeugung. Also an all dem, was es braucht, um sich in der Zweiten Liga aus der grauen Masse hervorzuheben.
Hertha führte in Magdeburg bereits 2:1, als Fabian Reese eingewechselte wurde. Die Mannschaft hatte auch ohne ihn einen reifen Auftritt hingelegt, sich selbst von dem Rückstand nicht allzu sehr beirren lassen. Und trotzdem ist nicht zuletzt sein Comeback dazu geeignet, eine neue Aufbruchstimmung zu erzeugen.
Reese selbst sagte nach dem Spiel: „Wir haben in den letzten Wochen eine etwas turbulentere Zeit gehabt.“ Dem setzte die Mannschaft in Magdeburg einen alles in allem überzeugenden Auftritt entgegen. Durch den Sieg bleiben die Berliner in Kontakt zu den Aufstiegsplätzen, unabhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz. Dazu wirkte Reeses Rückkehr wie ein Signal, dass es eigentlich nur besser werden kann.
„Ich bin froh, dass er die 20 Minuten überstanden hat“, sagte Trainer Cristian Fiél. „Jetzt gucken wir mal weiter, Schritt für Schritt.“
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