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Auslauf im Ressort. Die Hygieneregeln rund um die Handball-WM in Ägypten sind streng. Ein Spaziergang in der weiträumigen Hotelanlage aber ist erlaubt. Davon machen auch die deutschen Nationalspieler Gebrauch, so auch der Berliner Paul Drux (3.v.l.).

© Sascha Klahn/dpa

Nationalspieler von den Füchsen Berlin: Wie Paul Drux die Handball-WM in Ägypten erlebt

Die deutschen Handballer gewöhnen sich langsam an die besonderen Bedingungen bei der Weltmeisterschaft in Ägypten. Am Dienstag treffen sie auf Ungarn.

Pünktlich um 8 Uhr klingelte bei Nationalspieler Paul Drux am Sonntagmorgen der Wecker. Es war noch nicht ganz klar, was der neue Tag bei der Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten bringen würde. Das Spiel gegen Kap Verde stand an – oder auch nicht.

Der Handballverband von Kap Verde verkündete zwar gegen 10 Uhr auf Facebook, dass nicht geplant sei, am Abend anzutreten, ein offizielles Statement der Internationalen Handball Föderation ließ aber auch sich warten. Am Mittag kam dann die erlösende Nachricht: Das Spiel findet nicht statt, Deutschland gewinnt 10:0. Ein leichtes Aufatmen ging durch die Runde.

Auch Paul Drux, Profi bei den Füchsen Berlin, pustete durch. „Natürlich wollen wir spielen und hätten die Punkte lieber auf dem Feld geholt, aber die Entscheidung war vom gesundheitlichen Aspekt her richtig“, sagte Drux.

So blieb es der DHB-Auswahl allerdings verwehrt, sich noch einmal unter Wettkampfbedingungen zu beweisen und allen Spielern die Chance zu geben, WM-Luft zu schnuppern, bevor am Dienstag die richtungsweisende Begegnung gegen Ungarn stattfindet (20.30 Uhr/ZDF). Was Drux am Sonntag noch nicht wusste: Am nächsten Morgen sollte die Mannschaft von Kap Verde abreisen und die Weltmeisterschaft um eine Nation ärmer sein.

Dass diese Weltmeisterschaft sehr speziell ist, wird auch am Alltag der Handballer deutlich. Mittlerweile steht jeder der acht in dem Hotelressort der Deutschen untergebrachten Nationen ein eigenes Restaurant zur Verfügung, um die Hygieneregeln besser einhalten zu können – da wird die Auswahl am Buffet nicht kleiner.

Das Team von Kap Verde wird bei der WM nicht mehr spielen

Ein paar kleine Einschränkungen gibt es Drux zufolge aber doch: „Unser Arzt hat uns schon darauf hingewiesen, dass sich unser Magen erst an die neue Umgebung gewöhnen muss und wir aufpassen sollen, dass wir uns keine Bakterien einfangen.“ Magentabletten werden täglich zur Unterstützung gereicht, bisher gab es allerdings noch keine Probleme diesbezüglich.

Vorsichtsmaßnahmen gibt es nicht nur, was die Ernährung betrifft. Die Spieler sind auch angehalten, sich nicht aus der Blase Handball-Weltmeisterschaft herauszuwagen. So bietet die weitläufige Anlage mit ihren Gärten und Brunnen ausreichend Raum, um sich die Beine zu vertreten.

Paul Drux genoss in den vergangenen Tagen die ägyptische Sonne auf der Terrasse bei einem Kaffee mit Blick auf die Pyramiden. Nur durfte er dort nicht hin, das Verlassen des Hotels würde die konzipierte Hygieneblase zu sehr gefährden. So bleibt es bei: nur gucken, nicht anfassen.

Paul Drux (rechts) genießt an der Seite von Bob Hanning (Mitte) die Sonne in Kairo.
Paul Drux (rechts) genießt an der Seite von Bob Hanning (Mitte) die Sonne in Kairo.

© Füchse Berlin

Etwas handfester sind hingegen die anderen Möglichkeiten, um sich einer möglichen Langeweile entgegenzustellen. Zwar gibt es den sonst üblichen Gemeinschaftsraum nicht, doch vom Kartenspiel, über die Dartscheibe bis hin zum Pingpong-Tisch ist alles vor Ort.

„Die Platte ist so klein, das hat mehr mit Glück zu tun als mit Verstand“, sagt Drux über die Spielversuche seiner Kollegen und zieht die Dartscheibe vor. So gut wie sein Zimmerkumpan Silvio Heinevetter sieht er sich allerdings nicht. „Ich stehe da in der zweiten Reihe.“

Sein Konkurrenzdenken an der Dartscheibe hält sich in Grenzen. Anders als beim Handball. Da will Drux selbstredend ohne Niederlage in die Hauptrunde einziehen. Um den Weg dafür zu ebnen, steht zunächst eine Videoschulung an. Wie lässt sich die körperlich starke und kompakte Abwehr der Ungarn ausspielen? Welche defensiven Maßnahmen können das Positionsspiel des Gegners bestmöglich stören?

Gegen Ungarn wartet ein erster echter Härtetest auf das DHB-Team

Nach der Theorie folgt die Praxis. Gut eine halbe Stunde benötigt das Team inzwischen mit dem Bus in die Halle. „Da sind wir jetzt mit einer Polizeieskorte unterwegs, die uns flüssig durch den Verkehr bringt. Am ersten Tag war das noch anders, da hingen wir wahnsinnig lange in der Rush-Hour fest“, erzählt der Berliner.

Hier wurden die Umstände ebenfalls für die Mannschaft verbessert. Normalerweise bleibt das Team eine Stunde in der Halle, am Sonntag konnten Drux und Co. die Sportstätte durch das ausgefallene Spiel gegen Kap Verde jedoch länger nutzen. Der Rechtshänder erklärt: „Die Ungarn haben ein paar richtige Brocken hinten drin stehen. Da müssen wir gewillt sein, den Kontakt zu suchen. Das kann dann schon mal weh tun.“

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Eine Spielweise, die ihm durchaus entgegenkommt. Als „Halblinker“ ist er bekannt dafür, dass er immer energisch auf die Lücke zieht und erst nach einem Torerfolg, oder durch den Pfiff des Schiedsrichters zu stoppen ist.

Am Essen soll es jedenfalls nicht scheitern. Auch am späten Sonntagabend gab es ausreichen Abendbrot, das vom eigens mitgebrachten Koch zubereitet worden war. Den Luxus gönnt sich der deutsche Verband, um so noch besser auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.

Für Paul Drux ein Traum: „Ich bin da nicht sehr wählerisch, doch er hat ein paar Gerichte, wie zum Beispiel seine Waldpilzcremesuppe, die sind überragend.“ Schlemmen in Hochkultur. Nicht ganz unproblematisch, weil die Verlockung groß ist, etwas mehr Kalorien zu sich zu nehmen, als für so einen Sportlerkörper gut ist. Auf der anderen Seite: Gegen die Ungarn braucht Paul Drux wahnsinnig viel Energie, um in die Lücken zu stoßen.

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