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Sport: Wieder einer weniger

Ismaels Wechselabsicht schockt Bremen

Patrick Owomoyela hatte extra einen Abstecher gemacht. Der von Arminia Bielefeld zu Werder Bremen wechselnde Nationalspieler machte gerade Urlaub auf Mallorca, und er schaute spontan in Cala Millor vorbei, wo seine künftigen Kollegen gerade ein Regenerations-Trainingslager abhielten. Eigentlich wollte Owomoyela nur ein bisschen an der guten Stimmung nach der überraschenden Qualifikation für die Champions League teilhaben. Doch schnell merkte er, dass es damit bei Werder nicht weit her ist. Das liegt daran, dass Valerien Ismael, Abwehrchef, Leistungsträger und Wortführer, seinen Weggang zum FC Bayern München angekündigt hat.

Sein Berater Bruno Satin hat den Deal ausgehandelt, der dem Spieler eine Verdreifachung des Gehalts (derzeit 500 000 Euro) und dem Klub zehn Millionen Euro Ablöse bringen sollte. Die Bayern dementieren und bestätigen derzeit nichts. Bremens Sportdirektor Klaus Allofs sagt nur : „Den Wunsch kann er ja haben. Es gibt aber Verträge. Und Valerien hat einen Vertrag bis 2007.“ Doch längst sind Geschäftsführung und Aufsichtsrat überein gekommen, dass es keinen Sinn macht, den 29-Jährigen gegen seinen Willen zu halten. „Wir sind enttäuscht, dass ein exzellenter Spieler gehen will. Die Freigabe gibt es erst, wenn entsprechender Ersatz da ist. Und es wird die Bayern eine beträchtliche Summe kosten“, sagte Werders Aufsichtsrat Willi Lemke gestern.

Die Diskussion im Bremer Fanforum lief – schlimmer als bei Ailtons Wechsel zu Schalke – derart aus dem Ruder, dass sie der Administrator der Werder-Homepage mit dem Vermerk „keep cool – alles wird gut“ schloss. Bremens Fanbeauftragter Dieter Zeiffer spricht erregt von „charakterlosem Verhalten“ des Spielers. „Vor drei Wochen hat er noch von der Werder-Familie fabuliert, in der er sich so wohlfühlt. Wir werden ihn mit Schimpf und Schande davon schicken. Der Verein muss ihn so teuer wie möglich machen. Und das Verhältnis zu den Bayern ist endgültig zerstört.“

Die Furcht wächst, dass der Aderlass nie endet. Zu frisch ist noch die Erinnerung an die Abgänge von Frank Rost (2001), Torsten Frings oder Claudio Pizarro (2002), Ailton und Mladen Krstajic (2004). Nun stehen neben Ludovic Magnin, Paul Stalteri und Krisztian Lisztes noch Fabian Ernst und eben Ismael auf der Liste. Von der Meistermannschaft des vergangenen Jahres sind nur noch Fragmente übrig. Zeiffer schwant Böses: „Dieser Weggang ist schlimmer als alle anderen, weil ein ganzer Rattenschwanz folgen kann: Bald hat auch Johan Micoud keinen Bock mehr, irgendwann fragt sich doch auch der Trainer, wie lange er das mitmacht, dass ihm hier weiter seine besten Spieler weggekauft werden.“

Anders die Gemengelage an der Säbener Straße. „Hier kann er sich ganz schnell einfügen“, sagte Ismaels Landsmann Willy Sagnol gestern. Und Trainer Felix Magath befand, dass es eine gute Aussage sei, wenn ein Spieler sagt, dass er zum FC Bayern will.

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