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Valentina Limani (li., im Zweikampf mit Fiona Gaißer) und Turbine Potsdam haben am Sonnabend den ersten Punkt der Saison geholt, bleiben aber Schlusslicht.

© IMAGO/Matthias Koch

Wieder kein Tor, aber ein Punkt: Turbine Potsdam macht kleine Schritte nach vorn

Im Kellerduell gegen Carl Zeiss Jena beenden die Potsdamerinnen ihre Niederlagenserie in der Fußball-Bundesliga. Aber es wäre noch mehr drin gewesen.

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Etwas überraschend kam sie doch noch, die Riesenchance zum Sieg für Turbine Potsdam. Noa Selimhodzic hatte den Ball nach innen gebracht, dort stand Kim Schneider am Fünfmeterraum frei. Doch ihr Schuss verfehlte das Tor von Carl Zeiss Jena knapp, direkt danach pfiff Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer ab, Endstand 0:0. „Es ist sehr ärgerlich, dass der Ball nicht reingegangen ist“, sagte Kim Schneider.

Und das aus mehreren Gründen. Turbine hätte mit der minimalen Torverhältnis-Kosmetik von 0:25 auf 1:25 nicht nur das erste Saisontor und den ersten Saisonsieg gefeiert, sondern wäre in der Tabelle zwei Plätze nach oben geklettert. Vorbei an Jena und dem 1. FC Köln.

Da wegen der anstehenden Aufstockung der Fußball-Bundesliga der Frauen nur ein Verein absteigt und nicht zu erwarten ist, dass sowohl Jena als auch Köln plötzlich im großen Stil Punkte einsammeln, wäre das ein hübscher Ertrag für das erste Saisontor im achten Spiel gewesen. Zudem dürfte es zukünftig nicht mehr so vergleichsweise einfach werden, dreifach zu punkten wie gegen Jena.

Die Hoffnung auf den großen Befreiungsschlag hat sich also nicht erfüllt. Aber trotzdem gab es Fortschritte: der erste Punkt, zum ersten Mal ohne Gegentor. Für die Moral war das Ergebnis enorm wichtig. Schon vor der Partie hatte sich Trainer Kurt Russ alle Mühe gegeben, den Druck auf das verunsicherte Team nicht noch größer werden zu lassen. Vom unbedingt gewinnen müssen wollte Russ nichts wissen. Der Stadionsprecher sagte dafür vor dem Anpfiff: „Heute geht es um alles.“

Ich wollte ein anderes Gesicht sehen und ich habe eine Mannschaft gesehen, an der ich meine Freude hatte.

Kurt Russ, Trainer von Turbine Potsdam

Natürlich ist nach acht Spielen noch niemand abgestiegen. Doch eine Niederlage gegen einen Mitaufsteiger hätte das nach sieben zum Teil heftigen Pleiten nacheinander ohnehin nicht mehr ausgeprägte Selbstvertrauen weiter schrumpfen lassen.

Turbine zeigte aber vor 1229 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion von der ersten Minute, dass das Team verinnerlicht hatte, worum es ging. „Ich wollte ein anderes Gesicht sehen und ich habe eine Mannschaft gesehen, an der ich meine Freude hatte“ sagte Russ, dessen Team vor der Länderspielpause beim 0:6 auswärts gegen die TSG Hoffenheim alles hatte vermissen lassen. Diesmal gab es stattdessen „ein Riesenlob“ vom Trainer.

Potsdam hatte die ersten kleineren Möglichkeiten und kombinierte mitunter ansehnlich. Allerdings schlichen sich immer wieder Fehler in vielen Bereichen ein, in der derzeitigen Situation nicht unbedingt verwunderlich. Der Einsatz stimmte, die Leidenschaft war da – also all das, was im Abstiegskampf erwartet werden darf. „In der ersten Halbzeit hatten wir ein bisschen Probleme“, sagte Jenas Trainer Florian Kästner später.


Turbine Potsdams Valentina Limani trifft die Latte

Was bei Turbine nicht da war: das berühmte oder auch manchmal berüchtigte Quäntchen Glück. Die sehr auffällige Valentina Limani, Nationalspielerin des Kosovo, machte bei ihrer Einzelaktion Mitte der ersten Hälfte viel richtig. Ihr Schuss flog über Torhüterin Mariella El Sherif, war allerdings wenige Zentimeter zu hoch angesetzt und klatschte gegen die Latte.

Von einem „chancenarmen Spiel“ sprach Kästner treffend. Und in diesem hatte Jena noch weniger Gelegenheiten als Potsdam. Zwar machten die Gäste nach der Pause mehr Druck, die erste gute Chance ergab sich jedoch erst in der 81. Minute und vor allem deshalb, weil Torhüterin Vanessa Fischer den Schuss von Josephine Bonsu, die lange beim 1. FC Union gespielt hat, prallen ließ.

Weil dann auch Kim Schneider den Ball nicht über die Linie brachte, blieb es bei dem Ergebnis, das dem Spiel wohl am ehesten gerecht wurde – und keinem so richtig weiterhilft. Mit etwas Abstand sagte Kästner jedoch: „Mit dem Punkt sind wir glücklich, den nehmen wir mit.“ Russ war vor allem froh, „dass wir nicht noch ein dummes Gegentor bekommen haben, sonst wären die Mädels wieder am Boden gewesen.“

Durch das Unentschieden bleibt der Rückstand auf Jena gleich (zwei Punkte) und auf Köln ist es nur noch ein Zähler. Gegen Köln spielt Turbine Anfang Dezember zu Hause im Karl-Liebknecht-Stadion. Zunächst einmal stehen jedoch zwei sehr schwere Auswärtsspiele bei Spitzenteams an: Am kommenden Sonntag geht es zu Bayer Leverkusen, eine Woche später zum VfL Wolfsburg.

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