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„Afrikanische Sportlerinnen dort unterrepräsentiert“: Nigerianisches Frauen-Bobteam will zu Olympia
Bob-Teams aus Afrika sind immer noch die Ausnahme bei Winterspielen, insbesondere bei den Frauen. Simidele Adeagbo und Kewe King wollen 2026 in Mailand bei Olympia unbedingt dabei sein.
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Zugegebenermaßen – rein wettertechnisch war der Sommer eher enttäuschend und trotzdem denkt man an den zumindest teilweise sonnigen Tagen wohl eher an Sportarten wie Beachvolleyball, Schwimmen oder Surfen. Bobsport kommt vermutlich nicht allzu vielen Menschen gerade in den Sinn.
Dabei beginnt gerade jetzt für viele Athletinnen die Vorbereitung auf den Eiskanal. Das gilt auch für das nigerianische Bobteam Simidele Adeagbo und Kewe King. Gemeinsam absolvierten die beiden für drei Wochen ihr Training in Hachenburg im Westerwald – fernab des Winters, aber dafür unter besten Bedingungen.
Unterstützt wurden sie dort vor allem von dem Projekt der Golden Underdogs. Die von der ehemaligen Bobpilotin Sandra Kiriasis gegründete Initiative hat es sich zum Ziel gemacht, Sportlerinnen aus Nationen zu unterstützten, in denen es an Strukturen und Ressourcen für den Wintersport mangelt.
Der erste Kontakt zwischen Adeagbo und Kiriasis entstand dabei schon 2024, damals noch im Rahmen der Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft. „Ich wusste, dass ich eine Trainerin brauche, um wirklich konkurrenzfähig zu sein und da wurde mir empfohlen, mich an Sandra zu wenden“, berichtet Adeagbo. Und die Zusammenarbeit hatte direkt Erfolg: Adeagbo qualifizierte sich als erste afrikanische Monobob-Pilotin für eine Weltmeisterschaft. Und das, obwohl die 44-Jährige den Bobsport erst über Umwege für sich entdeckt hat.
Denn ursprünglich war die in den USA lebende Sportlerin in der Leichtathletik und vor allem im Dreisprung aktiv. Erst über diesen Sport habe sie so richtig von den Olympischen Winterspielen erfahren, erzählt Adeagbo. „Dass afrikanische Sportler und Sportlerinnen dort so unterrepräsentiert sind, habe ich als Chance gesehen. Ich wollte sowohl meinen athletischen Hintergrund nutzen als auch Geschichte schreiben – für Nigeria und für den Kontinent.“ Wobei Nigeria schon 2018 bei Olympia in Pyeongchang im Zweierbob der Frauen vertreten war.
Die finanzielle Hürde ist enorm
Der nächste Schritt auf Adeagbos Reise soll nun die Teilnahme an den Winterspielen 2026 in Cortina sein. Den Sommer nutzt sie deshalb gemeinsam mit ihrer Teampartnerin Kewe King, um dafür die athletischen Voraussetzungen zu schaffen. Die vergangenen drei Wochen arbeiteten sie zudem viel am Anschub, also dem allerersten Teil des Rennens. „Es ging vor allem darum, den Start wirklich synchron auszuführen und sich so möglichst viel Schwung zu verschaffen“, erklärt Adeagbo.

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Die Anlage in Hachenburg war für die beiden ein echter Glücksfall. Adeagbo schwärmt regelrecht von den Verhältnissen im Westerwald: „Das sind einfach die besten Bedingungen, die mir zur Verfügung stehen: Es gibt hier die spezialisierte Ausrüstung wie die Anschubbahn auf Weltklasseniveau und dazu ist alles auch noch leicht zugänglich.“
Für Adeagbo und King ist das alles andere als selbstverständlich. In den USA gibt es laut Adeagbo beispielsweise landesweit lediglich zwei dieser Anlaufbahnen. Und in Nigeria sind Möglichkeiten, wie die in Hachenburg, schlicht nicht vorhanden. Der Wintersport hat in Nigeria keine gewachsene Tradition, und entsprechend fehlen die Ressourcen, um langfristig professionelle Strukturen aufzubauen.
Dass afrikanische Sportler und Sportlerinnen dort so unterrepräsentiert sind, habe ich als Chance gesehen.
Simidele Adeagbo über ihre Entscheidung zum Bobsport zu wechseln
„Es gibt viele Herausforderungen, wenn man aus einem kleineren Land kommt. Vor allem aus einem, das ein warmes Klima hat und noch neu im Bobsport ist“, erklärt Adeagbo. Die größte Hürde bleibe neben der fehlenden Infrastruktur aber die finanzielle.
Der Bobsport gehört zu den teuersten olympischen Disziplinen – allein die Ausrüstung ist extrem kostspielig. Ein neuer Bob samt der nötigen Ausstattung kostet gut und gerne mal über 30.000 Euro. Eine Summe, die für Athletinnen aus Ländern ohne gezielte Förderung kaum zu stemmen ist. Zumal Adeagbo und King keine direkte finanzielle Unterstützung von ihrem Verband erhalten.
Ihr Ziel bleibt trotzdem klar: Olympia 2026. Bis zum Start der Spiele in Mailand-Cortina am 6. Februar zählt Adeagbo mittlerweile sogar schon die Tage: „Wir wollen jeden einzelnen Tag nutzen. Denn jeder bietet die Chance, unser Bestes zu geben, damit wir, wenn es so weit ist, so gut wie möglich mithalten können.“
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