zum Hauptinhalt
Pedro Calles mittendrin. Albas neuer Cheftrainer startete mit einem Sieg.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

„Wir haben das Spiel auch für Isra gewonnen“: Ein bittersüßer Neubeginn für Alba Berlin

Nach dem Debütsieg des neuen Trainers Pedro Calles herrscht Feierstimmung bei Alba Berlin. Die Trennung von Israel González nimmt einige Beteiligte aber sichtlich mit.

Stand:

Pedro Calles kam aus der Kabine und sein weißes Hemd war klitschnass. Der neue Cheftrainer von Alba Berlin hatte an der Seitenlinie alles gegeben. Doch es war nicht nur Schweiß, sondern auch eine Wasserdusche der Spieler, die den 41 Jahre alten Spanier zum Umziehen zwang.

„Wir haben eine tolle Gruppe und sie wollten den ersten Sieg mit dem neuen Coach feiern“, sagte Calles nach dem 97:90 gegen Baskonia Vitoria-Gasteiz in der Euroleague.

Sein Debüt am Donnerstagabend war voller Emotionen – an der Seitenlinie, auf dem Parkett, in der Kabine und vor den Mikrofonen. Allen Berlinern war eine große Erleichterung anzumerken, doch da war auch Traurigkeit.

Trainerwechsel kam aus dem Nichts

Der am Mittwoch vom Assistenten zum Headcoach beförderte Calles sprach von „gemischten Gefühlen“. Auf der einen Seite ist da die Erfüllung des Traums, Trainer in der Euroleague zu werden. Auf der anderen die Entlassung von Israel González, „über den ich nur Positives sagen kann“.

Das ist schwer zu verarbeiten. Ich habe mein ganzes Basketballleben mit Isra verbracht.

Malte Delow, Spieler von Alba Berlin

Calles hat nur zwei Monate mit seinem Landsmann zusammengearbeitet, viele bei Alba kennen González deutlich länger. Himar Ojeda traf ihn vor mehr als 20 Jahren im Sportstudium auf Gran Canaria, Malte Delow und Jonas Mattisseck machten unter dem damaligen Duo Aíto García Reneses und González ihre ersten Schritte im Profibasketball.

„Das ist schon schwer zu verarbeiten“, sagte Delow nachdenklich. Der Trainerwechsel sei für die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt aus dem Nichts gekommen. „Ich habe mein ganzes Basketballleben mit Isra verbracht, aber so ist es im Profisport.“

Auch Martin Hermannssons Gedanken wanderten nach dem Spiel sofort zu seinem langjährigen Trainer. González habe sich am Donnerstagmorgen emotional vom Team verabschiedet und „alle umarmt“, sagte Albas Kapitän.

Dass die Mannschaft in dieser Saison bisher deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, habe viele Gründe, die Gonzalez nicht allein zu verantworten habe. „Es ist nicht alles seine Schuld, aber leider muss in diesem Business meist der Coach gehen. Wir haben das Spiel heute auch für Isra gewonnen.“

Ojeda versuchte, die Beweggründe für den Trainerwechsel vor den Fans und in einer kleinen Medienrunde zu erklären und wirkte dabei niedergeschlagen. Albas Sportdirektor hatte seinem Freund inmitten der größten Krise der Vereinsgeschichte lange den Rücken gestärkt, doch in der Nacht zu Mittwoch fiel die Entscheidung gegen González.

„Albas DNA ist seit 35 Jahren, bis zum letzten Tag kompetitiv zu sein, und um unser maximales Potenzial zu erreichen, mussten wir einen Wechsel vornehmen“, sagte Ojeda. Man habe den Trainer „opfern“ müssen, um einen neuen Impuls zu setzen. Der Spanier, der 2017 nach Berlin kam, habe das verstanden.

Viel Zeit, um der Mannschaft diese neuen Impulse zu geben, hatte Calles noch nicht, doch in Ansätzen war bereits zu erkennen, was sich bei Alba ändern soll. Er coachte deutlich aktiver und lauter, wirbelte an der Seitenlinie hin und her. „Isra hat versucht, viele Dinge von Aíto zu übernehmen. Pedro macht einiges anders. Das ist auch ein Stilbruch“, sagte Delow.

Erinnerungen an erfolgreiche Zeiten. 2022 gewann Israel González (links) in seiner ersten Saison als Headcoach das Double und feierte mit seinem langjährigen Freund Himar Ojeda.

© IMAGO/camera4+

Calles ist nicht nur lauter und emotionaler an der Seitenlinie, er fordert auch in der Verteidigung mehr Aggressivität. „Wir waren defensiv nicht auf dem Level, auf dem wir sein wollten, deshalb haben wir entschieden, uns auf ein paar Details in der Verteidigung zu konzentrieren“, sagte der neue Trainer.

Alle müssen sich neu beweisen

An welchen Aspekten des Spiels er in den kommenden Wochen arbeiten werde, könne er so kurz nach der Amtsübernahme noch nicht sagen.

Doch schon die kleinen Veränderungen und die neue Ansprache zeigte gegen Baskonia Wirkung. „Wir waren in den letzten Wochen so angespannt, heute haben wir nicht so viel nachgedacht“, sagte Hermannsson.

Delow ergänzte: „Alle müssen sich neu beweisen und der neue Impuls hat uns geholfen. Jetzt müssen wir versuchen, diesen Funken mitzunehmen in die nächsten Wochen.“ Schon am Sonntag (18 Uhr) wartet mit dem Bundesligaspiel in Braunschweig die nächste schwere Aufgabe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })