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Torhüter Andreas Wolff konnte trotz vollem Einsatz die Niederlage der Deutschen leider nicht verhindern.

© AFP/Stian Lysberg Solum

WM-Aus im Viertelfinale: Ein Rückschritt für den deutschen Handball

Der deutschen Mannschaft fehlte es bei der WM nicht nur an Souveränität, sondern auch an Lockerheit und Spielwitz. Und das nicht erst in ihrem Viertelfinale gegen Portugal.

Carolin Paul
Ein Kommentar von Carolin Paul

Stand:

Leere Gesichter, Fragezeichen überall – die deutschen Handballer waren nach ihrem Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft gezeichnet. Der erhoffte Einzug ins Halbfinale war verspielt, der Medaillentraum geplatzt. Dabei war die Hoffnung nacn Silber bei den Olympischen Spielen in Paris insgeheim bei vielen präsent.

Warum die Reise vorzeitig endete, darauf hatte in Oslo keiner der Akteure wirklich eine Antwort. Statt Klarheit zeigte sich Enttäuschung – und das zu Recht: Die DHB-Auswahl konnte während der WM zu keiner Zeit vollständig überzeugen.

„Wir haben viele große Mannschaften hinter uns gelassen“, versuchte Bundestrainer Alfred Gislason das Ausscheiden noch leicht scherzend umzudeuten und hatte insofern recht, als sich namhafte Nationen wie Spanien, Schweden, Norwegen bereits eine Runde vorher hatten verabschieden müssen. Doch die Enttäuschungen der anderen sollten keine Rechtfertigung für den eigenen Misserfolg sein.

Trotz einer günstigen Auslosung konnte sich das deutsche Team gegen keinen Gegner wirklich freispielen. Es gab stets Probleme in der Anfangsphase, und von Konstanz war auch nichts zu erkennen: Die einst so gute Defensive hakte, der Angriff war fehlerhaft und vom Tempospiel war wenig zu sehen. Das wurde der Mannschaft im Viertelfinale gegen Portugal letztlich zum Verhängnis. Selbst überragende Einzelleistungen wie von Torhüter Andreas Wolff konnten die Niederlage nicht verhindern, und die Deutschen verloren 30:31.

Nach der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Paris ist nicht nur der sechste Platz bei einer WM ein Rückschritt, sondern auch der Auftritt des Teams. Anders als noch im Sommer in Paris mangelte es an Lockerheit und Spielwitz. Von der allseits versprühten Freude am Handball war bei den Deutschen nichts mehr zu sehen.

Das Team von Bundestrainer Gislasons wirkte, als ob es den neuen Erwartungen nicht standhalten könne und sprach selbst von einem „schweren Rucksack“, den es zu tragen galt. Sie waren auf dem Feld wie an der Seitenlinie ideenlos und zeigten keine emotionale Führung. Ob irgendwann auch die Kraft fehlte? Andere Mannschaften haben diese WM unter den gleichen Voraussetzungen bestritten.

Die Deutschen brauchen wieder mehr Souveränität und Abgeklärtheit, um mit einer Favoritenrolle umzugehen. Dann könnten auch die Fragezeichen in Ausrufezeichen umgewandelt werden und Deutschlands Handballer wirklich wieder in der Weltspitze ankommen – und bleiben.

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