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Kein Grund zur Aufregung: Auch ohne ihre gesperrten Mannschaftskollegen Teodosic und Krstic konnten Serbiens Basketballer Angola ohne Mühe bezwingen. Hier rangeln Novica Velickovic (l.) and Kosta Perovic (M.)mit Eduardo Mingas (2. v. r.) und Joaquim Gomes (r.) unter dem Korb.

© AFP

Basketball: Wütende Worte

Serbiens Basketballer empfinden ihre Sperren bei der Weltmeisterschaft als überhart, doch der Deutsche Bundestrainer Dirk Bauermann sieht keinen Vorteil für das WM-Gruppenspiel am Sonntag.

Man kann wohl darüber streiten, was man unter „perfide“ versteht. Serbiens Nationalcoach Dusan Ivkovic benutzte diesen Begriff für die Entscheidung des Basketballweltverbands Fiba, zwei seiner Spieler zu sperren – und das weniger als 48 Stunden vor dem Beginn der Weltmeisterschaft in der Türkei. Andererseits war es auch nicht ganz unperfide, wie Milos Teodosic und Nenad Krstic sich vor zehn Tagen in Athen verhalten hatten. Im Freundschaftsspiel gegen Griechenland waren die beiden in eine üble Schlägerei verwickelt, Krstic setzte dem minutenlangen Fäusteschwingen schließlich ein Ende, indem er kurzerhand einen Stuhl auf einen Widersacher warf.

„Die Fiba hätte schneller reagieren können“, beschwerte sich Ivkovic nun. Teodosic wurde für zwei Spiele gesperrt, Center Krstic verpasst die ersten drei WM-Partien seines Teams. Damit werden beide auch am Sonntag (18 Uhr, live bei Sport1), am zweiten Spieltag der Gruppenphase, gegen das deutsche Team fehlen. Auch ohne ihre beiden gesperrten Leistungsträger deklassierten die Serben in Kayseri bereits am Samstagabend Angola mit 94:44 (43:18). Das deutsche Team verlor am Samstag nach einer starken Leistung gegen Argentinien mit 74:78.

„In den ersten beiden Spielen werden wir zehn gegen zwölf spielen, im dritten immer noch elf gegen zwölf – das ist ein großes Handicap“, sagte der 66-jährige Ivkovic. „Krstic ist unser Kapitän, unsere Säule, unser Hauptwaffe in der Offensive. Und mit Teodosic verlieren wir viel Kreativität.“ Bundestrainer Dirk Bauermann kann „nicht wirklich nachvollziehen“, wieso sich sein Kollege so aufregt. „Etwas mehr Demut würde gut tun“, sagt Bauermann. „Auch die Entschuldigung hätte deutlicher ausfallen können.“ Der deutsche Trainer glaubt aber nicht, dass es sein Team durch die Suspendierungen heute leichter haben wird: „Die Sperre wird die Serben wütend machen. Der Rest der Mannschaft ist hungrig und will zeigen, dass Serbien auch ohne Krstic und Teodosic zur Weltspitze zählt.“ Gleichwertig zu ersetzen sind die beiden allerdings auch im Kader des Vizeeuropameisters nicht. Der 23-Jährige Teodosic von Olympiakos Piräus wurde in der vergangenen Saison zum „Wertvollsten Spieler“ der Europaliga gewählt, der 27 Jahre alte Krstic von Oklahoma City Thunder ist der einzige aktuelle NBA-Spieler im serbischen Kader.

Angesichts des Ausmaßes der Schlägerei scheinen die Strafen alles andere als überhart. In den wohl entscheidenden Gruppenspielen gegen Argentinien und Australien werden beide Serben wieder dabei sein. Die griechische Mannschaft wurde ebenfalls bestraft und muss zweimal auf Routinier Antonis Fotsis und Center-Zentralmassiv Sofoklis Schortsanitis verzichten, wird das gegen China und Puerto Rico aber verschmerzen können. Im Vorstand des Weltverbands dürften die Spieler gnädige Richter gefunden haben: Vizepräsident George Vassilakopoulos stammt aus Griechenland, Borislav Stankovic, der die Geschicke der Fiba von 1976 bis 2002 als Generalsekretär leitete, ist Serbe.

Die deutschen Spieler machen sich wenig Gedanken darüber, ob Serbien nun stärker oder schwächer einzuschätzen ist. Natürlich seien die im Internet verbreiteten Bilder von der Prügelorgie aber auch Thema im Team gewesen, berichtet Aufbauspieler Demond Greene. „Im ersten Moment war es lustig“, sagt Greene, „im Nachhinein dann aber ziemlich erschreckend.“

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