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Yovel Zoosman (links) wird bei Alba Berlin immer besser.

© imago images/HMB-Media

Alba Berlin findet zurück in den Rhythmus: Yovel Zoosman geht in die Offensive

Nach seinem Wechsel aus Tel Aviv wirkte Yovel Zoosman im Angriff oft zurückhaltend. Doch die Anlaufschwierigkeiten des Israelis scheinen überwunden zu sein.

Yovel Zoosman war ein gefragter Mann am Donnerstagabend. Der 23 Jahre alte Israeli wollte gerade vom Fernsehinterview in die Kabine, als ihn von der Tribüne einige Landsleute riefen. Ein paar nette Worte und ein Foto später beantwortete Zoosman noch ein paar Fragen, bevor er dann endlich in den Katakomben der Arena am Ostbahnhof verschwinden konnte. Nach seinem Wechsel von Maccabi Tel Aviv zu Alba Berlin im vergangenen Sommer hatte er wie viele Neuzugänge Anpassungsschwierigkeiten, doch die scheinen langsam überwunden zu sein. "Yovel war am Ende überragend, er war überall, hat Rebounds geholt, hat gestört", lobte Albas Manager Marco Baldi nach dem verdienten Euroleague-Sieg gegen den Play-off-Kandidaten Zenit St. Petersburg.

Zoosman selbst äußerte sich weit weniger euphorisch, doch die Freude an der steigenden Leistungskurve ist ihm durchaus anzumerken. "Ich fühle mich hier sehr wohl und hoffe, dass ich so weitermache", sagte der Flügelspieler und fügte einen Satz an, den jeder Trainer gerne von seinen Profis hört. "Ich arbeite viel neben dem Training und versuche meinem Spiel neue Facetten hinzuzufügen. Ich darf mich nicht zufrieden geben."

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Gegen Zenit zeigte Zoosman eine seiner besten Leistungen im Alba-Trikot. Neun Punkte klingen zwar nicht allzu spektakulär, doch entscheidend waren vor allem das Gesamtpaket und sein Timing. Zoosman gelangen in der Schlussphase des Spiels einige wichtige Offensivaktionen und er hatte großen Anteil daran, dass die Berliner an den Brettern dominierten. An seiner Defensive war auch in den eher unauffälligen ersten Monaten der Saison nichts auszusetzen gewesen. Zoosman ist ein exzellenter Verteidiger und kommt dabei erstaunlich oft ohne Fouls aus. An Zahlen lässt sich seine Qualität kaum ablesen, der Israeli ist nicht der Mann für die spektakulären Blocks oder Steals, doch er versteht es wie nur wenige, die Würfe der Gegenspieler enorm zu erschweren.

Bis Zoosman auch in der Offensive Spuren hinterlässt, hat es allerdings eine Weile gedauert. Im Vergleich zu seinen Vorgängern Marius Grigonis, Rokas Giedraitis und Simone Fontecchio brauchte er mehr Anlaufzeit und agierte ein wenig zurückhaltend. Doch das ändert sich langsam: Im Bundesligaspiel in Bonn am vergangenen Sonntag stellte Zoosman mit 18 Punkten eine neue persönliche Bestmarke auf.

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"Er hatte von Beginn an grünes Licht, aber jetzt attackiert er mehr", sagte Baldi. Dass bei Zoosman nicht von Beginn an alles glatt läuft, überrascht den Manager nicht. Der Israeli ist mit seinen 23 Jahren noch recht jung, muss aber vor allem in eine neue Rolle hineinfinden. Bei Maccabi war Zoosman in erster Linie als Verteidiger gefragt, die Offensive lastete auf den ausländischen Stars. "Hier ist er zum ersten Mal richtig gefordert in einem Team, in dem er ein Faktor sein muss", sagt Baldi.

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Erschwerend hinzu kommt die unterschiedliche Spielphilosophie, die vielen Zugängen anfangs Probleme bereitet. Selbst der seit Monaten überragende Maodo Lo fremdelte in der vergangenen Saison eine ganze Weile mit dem freien System. Denn während andere Trainer von ihren Spielern in festen Situationen feste Spielzüge erwarten, haben die Basketballer bei Alba verschiedene Optionen, die sie in Sekundenbruchteilen abwägen müssen, um dann die richtige Entscheidung zu treffen. "Es heißt bei Alba immer, das Spiel wäre so frei. Das hört sich irrsinnig einfach an, ist es aber nicht. Da muss man reinwachsen", sagte Baldi. In diesem Prozess befindet sich Zoosman mittlerweile ebenso auf einem guten Weg wie sein israelischer Landsmann Tamir Blatt und Jaleen Smith.

Dass diese Entwicklung gerade jetzt so deutlich wird, kommt für Alba genau zur richtigen Zeit. Am Sonntag ist Tabellennachbar Merlins Crailsheim zu Gast in Berlin (18 Uhr, Magentasport). Es folgt ein Auswärtsspiel in Frankfurt am Dienstag und am Wochenende das erste große Highlight der Saison: das Final Four im deutschen Pokal in eigener Halle. Einen Yovel Zoosman in dieser Form können die Berliner da sehr gut gebrauchen.

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