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Sport: Zu stolz

Spanien macht sich Sorgen

Madrid. Es wissen ja die meisten: Die Spanier sind ein sehr stolzes Volk. Und selbstbewusst. Das hört sich vor dem Relegationsspiel für die EM 2004 so an: Norwegen sei ein Gegner, „vor dem man nicht gerade erschrickt“, sagte Spaniens Teamchef Inaki Saez. Mannschaftskapitän Raul wurde noch deutlicher: „Wenn wir gegen Norwegen nicht gewinnen können, haben wir nichts bei der EM in Portugal verloren.“

Solcherlei Töne waren noch direkt nach der Auslosung zu hören. Inzwischen ist die selbstgewisse Zuversicht leiseren Statements gewichen. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass Saez in erster Linie auf Spieler von zwei Mannschaften baut, die in der spanischen Meisterschaft ebenso wie in den europäischen Vereinswettbewerben nicht eben glänzten: Sechs Mann kommen von Real Madrid, fünf vom FC Valencia.

Zwar werden Länderspiel-Wochenenden in Spanien traditionell in erster Linie als lästige Störung des Meisterschaftsbetriebs empfunden, denn die Fans sehen Real Madrid oder den FC Barcelona bei weitem lieber als die Landesauswahl. Doch bei einer EM oder WM will man dann doch gern vertreten sein. Folglich registriert Fußball-Spanien mit gewissem Unbehagen, dass der Entscheidungskampf um die Fahrkarten nicht unter optimalen Voraussetzungen geführt wird. Unter den Experten sorgen vor allem die nominierten Abwehrspieler für Zweifel.

So stehen im Aufgebot Innenverteidiger wie Cesar von Deportivo La Coruña, der in seinem Verein nur die Ersatzbank drückt, oder Marchena vom FC Valencia, der letztes Wochenende nicht unerheblich an der Niederlage seiner Elf gegen Racing Santander beteiligt war. Hinzu kommen zwei Spieler aus jener Abwehr von Real Madrid, die eben erst von den Stürmern des FC Sevilla auf demütigende Weise vorgeführt wurde. Doch nicht nur diese Hypothek lastet auf Madrids Ivan Helguera, der ohnehin angeschlagen ist. Er befindet sich schon deshalb nicht in Topform, weil er in seinem Verein seit Wochen unentwegt zwischen Verteidigung und Mittelfeld hin- und hergeschoben wird.

Letztlich konzentrieren sich in Spanien aber alle Hoffnungen darauf, dass die Angreifer in Torlaune sind: allen voran Raul, der mit seinen 26 Jahren bereits einer der Veteranen der Elf ist, sowie der 19-jährige Fernando Torres von Atletico Madrid, in dem viele eine Art Raul-Duplikat sehen. In überragender Form zeigte sich zuletzt aber ein Stürmer, der international noch kaum bekannt ist: der 20-jährige Linksaußen José Antonio Reyes vom FC Sevilla. Ob ihn Saez in die Startformation stellt?

Harald Irnberger

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