
© Foto: imago/WEREK
Zum Tod von Hans „Gustav“ Eder: Einer der Treuesten bei Hertha BSC
Hans Eder stand im ersten Bundesligaspiel von Hertha BSC auf dem Feld. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.
Stand:
Als die Fußball-Bundesliga Ende August 1963 an den Start geht, wartet auch der Tagesspiegel mit einer Neuerung auf. Immer mittwochs präsentiert er fortan auf seiner Sportseite den „Bundesligaspieler der Woche“, einen „Mann, von dem man spricht“.
Zur Premiere der neuen Rubrik wählt der Tagesspiegel einen Spieler aus, der sonst eher nicht im Rampenlicht steht. Es ist – so steht es in der Überschrift – „Der Hans, den sie ,Justav‘ rufen“.
Der Hans, den sie Gustav rufen, heißt mit Nachnamen Eder. Er spielt als Mittelläufer bei Hertha BSC Hertha BSC in der Abwehrreihe und hat dem großen 1. FC Nürnberg mit seiner Mannschaft am Samstag zuvor im Berliner Olympiastadion ein 1:1 abgerungen.
„Eder bester Mann auf dem Platz“, hatte der Tagesspiegel schon am Tag nach Herthas Bundesligapremiere geschrieben. Er habe seinen Gegenspieler Heinz Strehl in einer Weise beherrscht, „daß man von dem Nürnberger sagen konnte, er spielte an diesem Abend nur eine Statistenrolle“.
Es ist das erste von am Ende 57 Bundesligaeinsätzen für Hertha BSC. Den letzten absolviert Eder am 33. Spieltag der Saison 1971/72.
Eigentlich ist er da längst im Ruhestand. Doch weil der Mannschaft im Nachgang des Bundesliga-Skandals nicht mehr genügend Spieler zur Verfügung stehen, springt der Co-Trainer von Helmut „Fiffi“ Kronsbein gegen Arminia Bielefeld noch einmal als Spieler ein – mit fast 38 Jahren.
Er ist da, wenn Not am Mann ist
Vermutlich ist das typisch für Hans Eder, der wegen seiner äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Berufsboxer Gustav Eder meistens Gustav gerufen wird. Immer wenn Not am Mann ist, springt er ein. Als Spieler, vor allem aber als Trainer.
„Ich bin der geborene Co-Trainer“, hat Eder einmal über sich gesagt. Und trotzdem fungiert er zwischen 1971 und 1991 insgesamt fünfmal als Cheftrainer, mal nur für ein paar Tage, mal für einige Wochen. Das hat nicht einmal Karsten Heine geschafft.
Auf Herthas Homepage wird Eder zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 2004 als „einer der größten Herthaner aller Zeiten“ gefeiert. Auf jeden Fall ist er einer der treuesten. Fast 30 Jahre steht er bei dem Klub unter Vertrag.
Hertha BSC zahlt 80.000 Mark für ihn
Zur Saison 1962/63 ist der gebürtige Berliner, der bei Union Oberschöneweide seine Karriere begonnen hat, von Tennis Borussia zu Hertha gewechselt – für immerhin 80.000 Mark, eine für damalige Verhältnisse horrende Ablöse. „Ich möchte Berliner Meister werden und in die Bundesliga, deshalb gehe ich zu Hertha“, sagt er. Ein Jahr später ist er am Ziel.
Seine wahre Bestimmung aber lässt sich schon während seiner aktiven Zeit zumindest erahnen. „Man sollte nicht nur die guten Spieler loben, sondern lieber die schwächeren etwas aufmuntern“, sagt „Der Bundesligaspieler der Woche“ im August 1963 dem Tagesspiegel. „Einen schwarzen Tag haben wir schließlich alle einmal. Wie gut sind da ein paar tröstende Worte.“
Werner Fuchs, zu Wendezeiten Herthas Cheftrainer, bezeichnet die Zusammenarbeit mit seinem Assistenten als hervorragend, vor allem Eders Fußballkompetenz habe er geschätzt.
Dass Hertha das Arbeitsverhältnis Ende der Achtziger kündigt, Eder erst zum Trainer der Amateurmannschaft degradiert wird und er anschließend, angeblich auf Betreiben von Chefcoach Pal Csernai, nur noch als Spielerbeobachter tätig ist, das ist für den treuen Gustav nur schwer akzeptieren. „Ich habe keine silbernen Löffel gestohlen, niemand wirft mir etwas vor“, sagt er. Aber offenbar sei er dem Verein zu teuer geworden. „Dieser neue Stil bei Hertha verwundert mich schon etwas.“
Am Montag ist Hans Eder im Alter von 87 Jahren in Braunschweig gestorben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: