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Sarah Mestrovic (re.) und das Corps de ballet des Staatsballetts Berlin in der Staatsoper im Schiller Theater.

© imago images/POP-EYE

„Vorbild für andere Kompanien“: Wie angestaubt ist das Berliner Ballett?

Die Tradition des Berliner Balletts reicht weit zurück. Und doch hat sich einiges getan in den letzten Jahren. Gerade in Berlin werden Diversität und Inklusion großgeschrieben.

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Dass Berlin eine lebendige Tanzszene hat, ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass Ballett hier mit seiner reichen Geschichte, international anerkannten Kompanien und talentierten Nachwuchstanzenden einen besonderen Platz einnimmt.

Berlin hat große Namen der internationalen Ballettwelt hervorgebracht, aber auch angezogen. Dazu gehört Vladimir Malakhov, der viele Jahre als künstlerischer Leiter des Staatsballetts Berlin fungierte. Auch Polina Semionova, eine der gefragtesten Primaballerinen der Welt, prägte lange das Berliner Ballettgeschehen und kehrte nach einer internationalen Karriere an das Staatsballett zurück.

Viele talentierte Tänzerinnen tanzen aber nicht nur auf den Bühnen, sondern bilden selbst Nachwuchstalente oder Interessierte aus. So auch Sarah Mestrovic, die 19 Jahre beim Staatsballett Berlin tanzte und 2020 die Leitung der Berlin School of Dance übernahm. Das Künstlerische wurde ihr in die Wiege gelegt – die Oma war Opernsängerin und die Mutter erzog die Kinder dazu, Kunst als etwas Besonderes zu schätzen.

Mestrovic begann mit vier Jahren, Ballett zu tanzen und es wurde weit mehr als ihr liebstes Hobby. „Das Faszinierende am Ballett ist, dass es mehrere Kunstformen vereint: Musik, Kunst, Tanz und Erzählung. Im Ballett wird mit dem Körper eine Geschichte erzählt. Ganz ohne Worte, also nur durch die Bewegung im Einklang mit der Musik“, sagt sie.

Die Balletttradition Berlins reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Berlin zu einem Zentrum des klassischen wie auch des zeitgenössischen Tanzes. Die Berliner Staatsoper (ehemals Staatsoper Unter den Linden) und die Deutsche Oper Berlin waren die bedeutendsten Bühnen für klassisches Ballett. Heute ist das Staatsballett Berlin die größte und wichtigste Kompanie der Stadt.

Ob als Zuschauer oder als aktiver Tänzer – Berlin bietet für Liebhaber des klassischen Tanzes zahlreiche Möglichkeiten. Wer selbst starten will oder für seine Kinder Kurse sucht, findet in jedem Bezirk eine Anlaufstelle. Am besten ist es, in mehreren Studios Probestunden zu nehmen, denn die Ansätze und die Qualität der einzelnen Studios sind unterschiedlich. Die Staatliche Ballettschule Berlin ist die renommierteste Adresse für jene, die an eine professionelle Ausbildung denken.

Ballett bildet auch für andere Sportarten eine gute Basis

Mestrovic sagt, dass Ballett grundsätzlich etwas ist, das jeder machen kann. „Es ist ein toller Sport für den ganzen Körper, der durch die Musik dazu noch Spaß macht.“ Und sie ergänzt, dass Ballett auch für andere Sportarten eine gute Basis bildet. Jenen, die professionelle Ambitionen haben, empfiehlt sie, bereits mit elf Jahren eine richtige Ausbildung zu beginnen.

Und grundsätzlich hält sie es für gut, dass Kinder ab vier Jahren mit dem Ballett beginnen. „Es fördert die kognitive Entwicklung, schult die Musikalität, die Koordination, das Raummanagement, die Orientierung und die Haltung. Dazu wird die Muskulatur durch die Übungen und das Stretching gestärkt und verbessert.“

Ballett ist körperlich eine der schwersten Künste. Die Ausbildung ist sehr hart.

 Sarah Mestrovic, die 19 Jahre beim Staatsballett Berlin tanzte

Und tatsächlich zählen Disziplin und Körperbeherrschung zu den wichtigen Aspekten des Trainings. „Ballett ist körperlich eine der schwersten Künste. Die Ausbildung ist sehr hart“, so Mestrovic.

Laut der Tänzerin ähnele sie einer sportlichen Karriere, mit dem Unterschied, dass man beim Ballett die Gravitation aufheben müsse. „Die Bewegungen sollen den Anschein erwecken, dass sie federleicht sind und man fast schweben oder fliegen kann.“ Mestrovic untermauert das mit einem Zitat des Choreografen John Cranko, der sagte: „BalletttänzerInnen sind Schmetterlinge aus Eisen!“

Auf die Frage, ob Ballett nicht auch ein wenig ein „angestaubtes“ Image hat, antwortet sie, dass sich das klassische Ballett ähnlich wie Operninszenierungen weiterentwickelt hat. „Es gibt viele moderne Stücke oder Inszenierungen, die aktuelle Geschichten erzählen und auch das jüngere Publikum ansprechen.“

Mestrovic wünscht sich, dass besonders junge Menschen mehr ins Ballett gehen, um zu tanzen und zu sehen, wie zeitgenössisch Ballett über den klassischen Schwanensee hinaus geworden sei. „Gerade in Berlin werden beim Ballett Inklusion und Diversität großgeschrieben. Das Berliner Ballett ist damit Vorreiter und kann Vorbild für viele andere Ballettkompanien weltweit sein.“

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