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Brandenburg: Dracula ist tot

Otto Berbig war Adoptivsohn der Familie des transsilvanischen Grafen

Schenkendorf - Seine Blutspendepartys Ende der neunziger Jahre bleiben unvergessen. Dabei lebte „Dracula“ auf seinem Schloss in Schenkendorf bei Königs Wusterhausen so richtig auf. Vor einem Publikum von bis 600 Menschen erzählte er von den Legenden rund um den blutrünstigen transsilvanischen Fürsten Vlad Tepes aus dem 15. Jahrhundert, der den irischen Schriftsteller Bram Stoker 1897 zu seinem Vampir-Roman inspiriert hatte. Schließlich gab sich der Schenkendorfer Schlossherr als der letzte männliche Nachfahre der Dracula-Familie aus.

Skeptikern zeigte der 1940 als Otto Berbig in Berlin geborene Mann mit dem schwarzen lockigen Haar und dem kräftigen Schnurrbart eine sonst streng gehütete Urkunde. Darauf bestätigte 1986 eine hoch betagte Prinzessin aus der Tepes-Linie die Adoption des gelernten Konditors. Dieser hatte zu jener Zeit das Herz der damals als Antiquitätenhändlerin in WestBerlin tätigen alten Dame erobert. Sie wollte wegen fehlender männlicher Nachkommen der Familie mit der Adoption ein Aussterben ihres Hauses verhindern. Otto Berbig nannte sich ab sofort nur noch Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco.

Nach der Wende erwarb er das Schloss Schenkendorf, eröffnete ein Restaurant und arbeitete eifrig an seinem Image. Neben den Blutspendepartys lockte Prinz Dracula mit Gruselabenden und Mittelalterfesten zahlreiche Besucher an. Als CDU-Vertreter im Gemeinderat protestierte er heftig gegen die Eingemeindung von Schenkendorf ins benachbarte Mittenwalde und rief sein „Fürstentum Dracula“ aus.

Doch im vergangenen Jahre platzten die Träume vom Erlebnisschloss. Die Besuchereinnahmen deckten nicht mehr die laufenden Kosten. Der Prinz musste das Anwesen räumen und zog mit Ehefrau und dem einjährigen Sohn in eine kleine Wohnung in Königs Wusterhausen. Eine Gehirntumoroperation folgte. Am vergangenen Wochenende ist Otto Berbig an den Folgen der Operation gestorben. Am Sonnabend wird er auf dem Schenkendorfer Friedhof beerdigt. Das Schloss soll demnächst zwangsversteigert werden. Claus-Dieter Steyer

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