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Milchpreis: Bauernpräsident warnt vor Niedergang der Landwirtschaft

Brandenburgs Bauernpräsident Folgart fordert von der Politik Sofortmaßnahmen, um die Landwirtschaft zu retten. Aufgrund der niedrigen Milchpreise seien viele Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht.

Angesichts der Tiefstpreise für Milch hat der Präsident des Brandenburger Landesbauernverbandes, Udo Folgart, vor einem Niedergang der märkischen Landwirtschaft gewarnt. Der aktuelle Milchpreis von 18 Cent pro Liter käme "einem Todesurteil für die Bauern gleich", sagte Folgart am Freitag bei einer Rede vor Bauern auf der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung (BraLa) in Paaren/Glien. Er unterstrich, dass derzeit kein Betrieb in Brandenburg schwarze Zahlen schreiben könne.

Als Schuldige für die Entwicklung sieht Folgart große Lebensmitteldiscounter und Molkereien, "die ihre Marktmacht schamlos ausnutzen". "Molkereien sowie Aldi, Rewe und Lidl machen uns platt, um ihre Gewinne zu maximieren", bekräftigte der Bauernpräsident.

Folgart fordert Sofortmaßnahmen

Von der Politik forderte Folgart ein umfassendes und sofortiges Stützungsprogramm mit Zinsvergünstigungen, Steuerbefreiungen beim Dieselkraftstoff, Schulmilchprogrammen sowie einem Reinheitsgebot für Käse: "Ohne diese Hilfen geht die Aufbauarbeit der vergangenen 20 Jahre demnächst den Bach runter."

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bezeichnete die aktuellen Milchpreise als einen "gesamtgesellschaftlichen Skandal". Er appellierte an die Bundesregierung, "einen ungeordneten Strukturwandel in der Milchwirtschaft zu verhindern". So sollten Milcherzeuger, die ihren Betrieb aufgäben, eine Entschädigung erhalten.

Die Bauern rief der Ministerpräsident zu mehr gemeinschaftlichem Handeln bis hin zu einem Lieferstopp auf: "Wenn von den Molkereien ein gerechter Preis für das Produkt bezahlt werden soll, dann muss die Milchfront eben geschlossen stehen und sagen, dass es andernfalls keine Milch gibt."


BDM protestierte eine Woche ohne Ergebnis

In der vergangenen Woche hatte bereits der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) vor dem Bundeskanzleramt gegen zu niedrige Milchpreise demonstriert - bisher ohne Ergebnis. Dessen Vorsitzender Romuald Schaber will seinen Verband zu einem Milchkartell ausbauen, um die Preise unabhängig von Politik und Handel gestalten zu können. Dafür brauche er jedoch mehr Zeit. Bisher seien erst 30 Prozent der Milcherzeuger in Deutschland im BDM organisiert.

Ursache für die niedrigen Milchpreise ist eine Erhöhung der Milchquoten in der EU. Weil dadurch Bauern mehr produzieren dürfen, ist das Angebot gestiegen und die Preise sind gesunken. 2015 soll der Milchmarkt komplett liberalisiert werden. Die Erhöhung der Quoten war im November 2008 als Vorgeschmack auf den freien Markt von den EU-Landwirtschaftsministern beschlossen worden. (jz/ddp)

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