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Max Strohe aus dem "Tulus Lotrek" kocht für Helfer in Krankenhäuser Gulaschsuppe, Entencurry und Würstchengulasch für die Kinderklinik

© promo

Volle Vorratskammern in Restaurants: Alles muss raus!

Wenn keine Gäste kommen, müssen Restaurants und Lieferanten überlegen, was sie mit der Ware machen. Sternekoch Max Strohe kocht jetzt für Helfer

Was tun, wenn die Kühlkammer voll, das Restaurant aber leer ist, weil zwangsweise geschlossen? Max Strohe vom Kreuzberger Sternerestaurant „Tulus Lotrek“ hat sich da was Besonderes ausgedacht. Aus dem Rindfleisch, das er noch hatte und das ihm ein Lieferant kostenlos überließ, kochte er 100 Liter Gulasch. Und anders als so viele Gastronomen, denen das Geschäft ebenso dramatisch wegbricht wie ihm, verkaufte er es nicht für Selbstabholer, sondern verschenkte es an all jene, die gerade unabkömmlich sind: Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, Kassiererinnen und Kassierer im Supermarkt.

Den Helfern helfen

Neben Gulasch kocht er noch Entenbrust-Curry und Tomatensuppe. Eine Zusammenarbeit mit dem Urbankrankenhaus, das gleich in seiner Nachbarschaft ist, hat Strohe schon initiiert. Für die anstehende Lieferung an eine Kinderklinik hat er Würste für ein Gulasch bekommen, „Die Suppe ist ein bisschen zu spicy und das Curry war scharf“ – Sterneküche im Carepaket. Das Presseecho ist riesig, allein finden viele Krankenhäuser keine Zeit, das Essen entgegen zu nehmen, auch wenn die Kantinen geschlossen haben und Ärzte und Pfleger das Wochenende durcharbeiten werden.

Über Facebook hat Strohe zu Spenden aufgerufen. Wer Kartoffeln, Kohl, Hülsenfrüchte, Wurzelgemüse (Kohlrabi, Rote Bete, Gelbe Bete), Tomatenmark, Sahne, Kräuter und Salate hat sowie wiederverwendbare, sterilisierbare Behältnisse mit Deckeln, der möge sich bei ihm melden (mail@tuluslotrek.de).

Weitere Helfershelfer machen mit

Unter Inzwischen schließen sich weitere Restaurants, das „Cordo“ sucht Abnehmer für seine Eintöpfe. Und da zeigt sich ein Schwachpunkt dieser Aktion: Warmes Essen ist für die Helfer bestimmt ein Segen, allein, die Abholung/Entgegennahme und Verteilung der Speisen ist hygienisch und zeittechnisch für das überlastete Personal nicht einfach zu stemmen. Auf keinen Fall dürfen Helfer durch gutgemeinte Aktionen infiziert werden. Bitte achtet unbedingt auf Hygiene und desinfiziert Hände und Oberflächen. Auch müssen Helfer-Küchen und -Köche unbedingt sorgsam darauf achten, dass eine Kontamination ausgeschlossen werden kann.

Verpacken, verkaufen, verschenken

Was tun mit den überschüssigen Waren? Diese Frage brennt vielen Gastronomen auf den Nägeln. Und es gibt ganz unterschiedliche Lösungen. Das „Engelbecken“ in Charlottenburg verschenkt Linsensalat mit Balsamico, Semmel- und Kartoffelknödel, Vanillesauce und noch vieles andere, was nur nicht mehr serviert werden kann. Nur an Selbstabholer, die in der Witzlebenstr. 31 vorbeikommen.

Das „Ernst“ im Wedding, das in den letzten Jahren mühsam ein weit verzweigtes Netzwerk an Kleinstlieferanten aus ganz Europa aufgebaut hat, verkauft Boxen mit Produkten wie Milch, Fischkäse, sizilianischen Blutorangen und Enteneiern zu 50 und 100 Euro. Die erste Charge war übrigens sofort vergriffen. Am Samstag wird es neue geben (info@ernstberlin.com).  

Das "Nobelhart & Schmutzig" to go - Die Kiste zum Selbstabholen enthält - bis auf den Wein - Speisen aus "brutal regionalen" Zutaten
Das "Nobelhart & Schmutzig" to go - Die Kiste zum Selbstabholen enthält - bis auf den Wein - Speisen aus "brutal regionalen" Zutaten

© promo

Micha Schäfer vom „Nobelhart & Schmutzig“ wiederum bereitet Menüs vor, die man sich zu Hause fertigkochen kann. Sinn der Übung: die Erzeuger aus dem Umland zu unterstützten, denen mit der Schließung der Lokale ein wichtiger Vertriebsweg wegbricht. Auf Wunsch sucht Nobelhart-Wirt Billy Wagner eine passende Flasche aus dem Weinkeller aus. Oder mehrere.

Lieber ein Bier? Da kann das Brlo-Brwhouse weiterhelfen. Wenn man am Gleisdreieck (Schöneberger Str. 16, Kreuzberg) von Montag bis Freitag zwischen 14 und 18 Uhr vorbeischaut, bekommt man pro gekauften Kasten Bier einen zweiten geschenkt.

Gastro-Zulieferer bieten Hofverkauf 

Bleibt die Frage: Was machen eigentlich aus den Lieferanten, wenn die kaum mehr jemanden zum Beliefern haben? Havelland Express ist so einer. Damit die Waren im Lager nicht schlecht werden, haben sie am Freitag und am Samstag von 8 bis18 Uhr einen Hofverkauf. Der findet unter freiem Himmel und aus dem Foodtruck aus statt. Wäre ja schade, wenn so gute Dinge wie der Havelländer Apfelschweinebauch vom Katerbow-Hof, die norwegische Fjordforelle oder die Shi-Take-Pilze schlecht werden, die diese Woche im Angebot sind (Gottlieb Dunkel-Str. 20/21, Tempelhof).  

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Felix Denk

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