
© Cathrin Bach
„Mein CSD“ mit Autorin Nora Eckert: Vollgetankt mit Endorphinen
Eigentlich ist Nora Eckert ein CSD-Muffel, doch als sie einmal doch dabei war, hatte sie viel Spaß – und am nächsten Morgen Muskelkater.
Stand:
Um ehrlich zu sein: Ich bin ein CSD-Muffel. Nicht, dass ich etwas gegen das Feiern hätte. Im Gegenteil. Und schon gar nicht habe ich etwas dagegen, wenn wir uns feiern, wenn wir unsere Queerness für alle sichtbar leben, und das so richtig laut und knallbunt und mit Glitzer und mächtig viel Groove.
Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge der Schwulenbewegung im damaligen West-Berlin der frühen 1970er Jahre, kam ja selbst als junger, vermeintlich schwuler Mann Ende 1973 in die Stadt, um hier mein trans*Sein zu entdecken.
Auch an die ersten CSDs erinnere ich mich. Die waren noch recht schwul und ziemlich übersichtlich, fast familiär. Es waren Demos mit Transparenten und Sprechchören.
Es muss 1983 gewesen sein. Ich konnte den CSD aus der Wohnung einer Bekannten verfolgen, die Kant- Ecke Schlüterstraße wohnte. Das war kein stundenlanges Vorbeiziehen einer schier unendlichen Wagenkolonne. Nein, nach einer Viertelstunde war der Zug vorüber. Auch die Pride Flag war da noch ziemlich neu.
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Und dann sollten vierzig Jahre vergehen. Ich war gerade zu einer Veranstaltung bei Rad und Tat (RuT), als mich Anne Ole einlud, auf dem CSD-Wagen von RuT mitzufahren. Ob sie das ernst meine, fragte ich skeptisch. Aber natürlich. Und dann war es so weit. Die Sonne knallte schon vormittags. Endlich hatte ich den RuT-Wagen auf der Leipziger Straße gefunden. Es dauerte gefühlt ewig, bis der Zug sich in Bewegung setzte.
Ja, es hat Spaß gemacht, für ein paar Stunden eine ins Alter gekommene Dancing Queen zu sein. Und mit dem Publikum funktionierte es fantastisch – als ob die alle nur für mich gekommen waren. Am Nollendorfplatz bin ich ausgestiegen – kaputt, aber vollgetankt mit Endorphinen. Am nächsten Morgen wachte ich mit Muskelkater auf. Trotzdem wunderbar das Gefühl, einmal im Jahr die Mehrheit zu sein.
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