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Schornsteinfegermeister Norbert Skrobek aus Kreuzberg hat seinen Transporter gegen ein Dienst-Lastenfahrrad getauscht. Auch seine Mitarbeiter radeln inzwischen zum Kunden.

© Matthias Matern

Flotter Feger: Lastenrad statt Kastenwagen

Innovative Lösungen auszuprobieren, ist vor allem für kleine Handwerksbetriebe im Alltag ein Wagnis. Schornsteinfegermeister Norbert Skrobek hat es gemacht und fährt gut damit.

Von Matthias Matern

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Nein, schön ist es nicht immer, muss Norbert Skrobek einräumen. Vor allem im Winter, wenn es kalt ist. „Doch die Vorteile überwiegen bei Weitem die Nachteile“, versichert der Kreuzberger Schornsteinfegermeister. Vor sieben Jahren ist er vom motorisierten Firmenwagen auf ein extra angefertigtes Lastenfahrrad umgestiegen. Die drei Transporter, mit denen er und seine drei angestellten Schornsteinfeger bis dahin unterwegs waren, hat er inzwischen verkauft. „Fast alles, was wir für unsere tägliche Arbeit brauchen, bekommen wir unter.“

Im Alltag oft kaum Zeit für Innovationen

Für kleinere Handwerksbetriebe, wie den von Skrobek, sind Experimente wie das Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad ein Wagnis. Meist lässt der Arbeitsalltag zwischen Kundenbesuchen und Buchhaltung kaum Zeit, sich mit neuen Ideen zu beschäftigen. Für Skrobek allerdings ist die Suche nach Innovationen alternativlos: „Man muss doch mit der Zeit gehen“, sagt der 65-Jährige, der Obermeister der Berliner Innung ist.

Der Impuls für den Wechsel kam von der Berliner Handwerkskammer. Im Rahmen des Programms „Ideenwerkstatt – Start-up trifft Handwerk“ hatte die damals junge Berliner Lastenradmanufaktur Velogut zusammen mit einem Tischler ein Lastenrad entwickelt, das auch für den Einsatz in einem Handwerkstrieb taugen sollte. „2018 wurde ich gefragt, ob ich es nicht einmal testen möchte“, erinnert sich der Schornsteinfegermeister. „Ich fand’s gut und habe gleich drei gekauft.“ Bei seinen Mitarbeitern indes, habe es etwas gedauert, bis sie sich von ihren motorisierten Dienstwagen trennen wollten, räumt er ein.

In Skrobeks Fall traf das Angebot mehr oder weniger zufällig einen Bedarf. Sein Kehrbezirk liegt in Kreuzberg, rund um den Mehringdamm. Parkplätze sind rar, die Straßen werktags nicht selten verstopft. Die weiteste Strecke, die Skrobek und seine Kollegen zurücklegen müssen, führt zur Kochstraße. „Da bin ich mit dem Lastenrad in 15 Minuten.“

Ich fand’s gut und habe gleich drei gekauft.

Schornsteinfegermeister Norbert Skrobek aus Kreuzberg

Inzwischen hat Skrobek nur noch einen geräumigeren Transporter – für große Geräte und Bauteile. „Auch den würde ich mir heute nicht mehr kaufen, sondern im Zweifel alles mit einem Leihwagen machen“, sagt Skrobek. Der Vorteil liegt auf der Hand: kaum noch Kfz-Steuer und Versicherung, deutlich geringere Werkstattkosten und keine Ausgaben für Parkerlaubnisse. Dazu kommt die Zeitersparnis. Die Parkplatzsuche beim Kunden fällt weg.

Kerstin Wiktor von der Handwerkskammer würde sich auch von anderen Betrieben der Stadt so viel Risikobereitschaft wünschen. Das Interesse an innovativen Lösungen sei da, doch fehle es oft an Zeit und Geld. Dazu komme die Befürchtung, dass am Ende nichts Zählbares herauskomme, so Wiktor.

Gerade erst hat die Kammer in Mariendorf ihr Innovationszentrum eingeweiht, in dem Handwerksbetriebe, Start-ups, Forschung und Unternehmen zusammenfinden sollen – „quasi eine physische Heimat für die ‘Ideenwerkstatt’“, sagt Wiktor.

Aber auch von der Politik erwartet Wiktor wieder mehr. Im Zuge der Sparmaßnahmen des Senats seien wichtige Förderangebote wie die Digitalprämie oder der Innovationsassistent eingestellt worden.

Indes machen gute Ideen auch so die Runde. „Ich kenne viele Kollegen, die sich bereits ebenfalls ein Lastenrad zugelegt haben: auch bundesweit“, bestätigt Schornsteinfegermeister Skrobek.

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