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Ein Mann mit Sturzhelm und auf Rollschuhen düst mit einem Triebwerk auf dem Rücken über eine Ebene.

© Getty Images/Andy Ryan/Stone RF

Vollgas in die Zukunft: Das sind die Preisträger des Innovationspreises Berlin Brandenburg 2025

Zuletzt haben Berliner Firmen so viel in neue Technologien investiert, wie nie zuvor. Bei der Zahl der Patente landet die Stadt aber nur auf Platz neun, Brandenburg auf Rang zwölf.

Von Matthias Matern

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Intelligente Pflege-Sensorik, innovative Brückenüberwachung und CO₂-negative Energie aus Holzabfällen – wer denkt sich bloß so was aus? Die Antwort: Unternehmen aus Berlin-Brandenburg. Seit mehr als 30 Jahren konkurrieren Start-ups, etablierte Firmen und Forschungseinrichtungen aus beiden Ländern mit ihren zukunftsweisenden Ideen um den Innovationspreis Berlin Brandenburg. In diesem Jahr wurden aus insgesamt 106 Bewerbungen erneut fünf Preisträger ausgelobt. Zusätzlich wurde ein Sonderpreis vergeben.

Für den Jury-Vorsitzenden und Präsidenten der Universität Potsdam, Oliver Günther, verdeutlichen die Einsendungen „das beeindruckende Innovationspotenzial in der Region Berlin-Brandenburg“. „Diese Entwicklungen reichen weit über die Grenzen unserer Metropolregion hinaus“, meint Günther.

6,2
Milliarden Euro hat die Berliner Wirtschaft 2023 in Innovation investiert

Tatsächlich scheint die Region in Sachen Innovation auf Kurs zu sein, zumindest, wenn man der aktuellen Innovationserhebung der Technologiestiftung Berlin folgt. Die jährliche Erhebung dokumentiert seit 2013 das Innovationsgeschehen in der Hauptstadt und beruht für das Jahr 2023 auf den Angaben von rund 1300 Berliner Unternehmen. Demnach hat die Berliner Wirtschaft mit 6,2 Milliarden Euro so viel in Innovation investiert wie nie zuvor, wie es bei der Vorstellung des Monitors im Sommer hieß.

Auch den Vergleich mit dem Rest der Bundesrepublik müssen die Firmen aus der Hauptstadt demnach nicht scheuen: Die sogenannte Innovationsintensität, also der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz, lag 2023 mit vier Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 3,5 Prozent. „Berlin ist Innovationshauptstadt“, feierte SPD-Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey anlässlich der Veröffentlichung im Juli.

Martin Gornig ist Forschungsdirektor für Industriepolitik in der Abteilung Unternehmen und Märkte beim DIW Berlin.

© DIW Berlin

Auch Martin Gornig, Forschungsdirektor Industriepolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, ist optimistisch. „Wir hatten zuletzt eine kleine Lücke bei den Technologieausgaben, vor allem durch die weiteren Folgen der Corona-Epidemie. Jetzt zieht es wieder an“, sagt der Wirtschaftsexperte. Das Potenzial der Hauptstadtregion sei „riesig“, nicht zuletzt wegen der hohen Konzentration von Wissen in Berlin und Potsdam. „Das sorgt für ein gutes Gründungsklima.“

Indes warnt Gornig davor, sich auf einer dynamischen Entwicklung auszuruhen, denn auch in den anderen Regionen Deutschlands sei natürlich ein Aufwärtstrend zu verspüren. Zumal ein Großteil der Innovationsleistung durch die Industrie erbracht werde. „Und die Industrie ist in Berlin eben vergleichsweise schwächer aufgestellt“, gibt der Wissenschaftler zu bedenken.

Dass Deutschland so deutlich zurückfällt, ist Anlass zur Sorge und ein klares Signal, dass wir uns stärker anstrengen müssen.

Eva Schewior, Präsidentin Deutsches Patent- und Markenamt

Misst man Innovation an der Zahl der beantragten Patente, lag die Bundeshauptstadt im Ländervergleich 2024 auf Platz neun. Das Land Brandenburg landete dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) zufolge lediglich auf dem zwölften Platz. Angeführt wird das Ranking von Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Sorgen bereitet DPMA-Präsidentin Eva Schewior indes der internationale Vergleich. Da sieht es nicht so rosig aus: Im Länderranking des Global Innovation Index 2025, einer weltweiten Studie der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), ist Deutschland vom neunten auf den elften Platz zurückgefallen und rangiert damit nicht mehr unter den zehn innovativsten Volkswirtschaften der Welt. Der Index wurde im September vorgestellt.

Schwächen bei digitalen Technologien

„Dass unser Land so deutlich zurückfällt, ist Anlass zur Sorge und ein klares Signal, dass wir uns stärker anstrengen müssen, wenn wir weiter zu den innovativsten Volkswirtschaften gehören wollen“, erklärte Schewior.

Deutliche Schwächen Deutschlands sieht die Studie beim Zugang zu und der Nutzung von digitalen Technologien. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur, etwa Breitbandinternet und leistungsfähiger Mobilfunk, kommt nur schleppend voran. Auch bei der Verfügbarkeit von Risikokapital und den Ausgaben im Bildungsbereich schneidet das Land vergleichsweise schlecht ab.

Logo des Innovationspreis Berlin Brandenburg

© Promo

DIW-Experte Gornig ist da etwas optimistischer: „Wenn es um die digitalen Rahmenbedingungen geht, etwa um Online-Angebote der Verwaltungen oder die Verfügbarkeit von schnellem Internet, hinkt Deutschland sicherlich etwas hinterher.“ Bei der Entwicklung neuer Technologien, etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz, sei das Land aber ganz gut aufgestellt. „Da gehört Deutschland sicherlich in die Spitzengruppe.“

Auch beim diesjährigen Innovationspreis spielte KI bei einigen Bewerbungen eine Rolle. Bei 34 Einsendungen handelte es sich um Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, 23 sogenannte Cross-Cluster Projekte und fünf Bewerbungen waren länderübergreifende Projekte. Dotiert ist der Preis in diesem Jahr mit 15.000 Euro pro Preisträger.

Lesen Sie hier die Firmenporträts aller Gewinner:

Die Firma Bettermarks GmbH wurde in diesem Jahr mit einem Sonderpreis gewürdigt.

Wirtschaftssenatorin Giffey lobte am Freitagabend bei der Preisverleihung in der Technischen Hochschule Wildau den Ideenreichtum der Unternehmen: „Ich gratuliere den ausgezeichneten Unternehmen herzlich und wünsche ihnen auf ihrem weiteren Weg viel Erfolg. Ihr Engagement und ihre Leistungen stärken den Wirtschafts- und Innovationsstandort Berlin-Brandenburg.“

Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) sagte: „Die innovativen Lösungen der prämierten Unternehmen zeigen uns, dass mit Kreativität, Mut und Entschlossenheit eine gute Antwort auf die heutigen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft gefunden werden kann.“

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