
© Lisa Winter
Vom Grunewald in die City West: So wohnt es sich in einer Premium Seniorenresidenz
Gute Pflege ist möglich, aber sehr teuer. Wer es sich leisten kann, zieht im Alter ins Tertianum Berlin – und das möglichst rechzeitig, bewusst und selbstbestimmt
Stand:
Auf den ersten Blick wähnt man sich in einem erstklassigen Hotel in zentraler Lage. Der Ku’damm ist um die Ecke, das KaDeWe schräg gegenüber, Theater und Restaurants sind fußläufig zu erreichen. Draußen brummt die Stadt, drinnen herrscht eine angenehme Ruhe.
Die frühsommerliche Sonne durchflutet den überdachten Lichthof der Tertianum Residenz Berlin, im Atrium stehen gediegene Sitzmöbel, mannshohe Grünpflanzen sorgen für ein gutes Raumklima, mittendrin befindet sich eine kleine Bühne samt Flügel, auf der regelmäßig Konzerte und Kulturveranstaltungen stattfinden. Vom Lichthof aus gelangt man zur Lobby mit Briefkästen und zwei Aufzügen, die zu den Wohnungen führen, sowie in den Clubraum mit Kamin und Bibliothek oder ins hauseigene Restaurant.
Das Haus verfügt über 82 Wohnungen ab 70 Quadratmeter oder mehr, darunter eine Penthousewohnung mit 160 Quadratmetern, allesamt top ausgestattet: Loggia oder Wintergarten, Marmorbad, Fußbodenheizung, Einbauküche und Wandtresor. Es ist an alles gedacht, sogar ein abschließbares Weinfach im gemeinschaftlichen Weinkeller kann genutzt werden. Ebenso der Wellnessbereich, ein Fitnessraum oder das Schwimmbad.
Gute Pflege ist teuer
Der erste Eindruck, ein Luxushotel betreten zu haben, schwindet allerdings, wenn man die erste Etage der Seniorenresidenz besucht. Dort ist die stationäre Pflegeabteilung untergebracht mit 25 Einzelapartments. „Wir sind glücklich, dass wir eine qualitativ so hochwertige Pflege anbieten können“, sagt Inken Seidel beim Rundgang durchs Haus. Als Direktorin ist sie für Pflege und Qualitätsmanagement zuständig. Die Pflegemanagerin ist auch ausgebildete Krankenschwester. 2012 kam sie ins Tertianum Berlin, zunächst, um den Pflegebereich bekannter zu machen. Inzwischen ist sie in die Geschäftsleitung gewechselt.
Wir bieten die teuerste Pflege in Deutschland an.
Inken Seidel, Direktorin Pflege und Qualitätsmanagement, Tertianum Residenz Berlin
Damals war das Tertianum vor allem als Wohnresidenz bekannt, die stationäre Pflegeabteilung stand weniger im Fokus. Mittlerweile ist das anders. „Allerdings bieten wir auch die teuerste Pflege in Deutschland an“, so Seidel weiter. Es kostet einiges an Geld, um so viel Personal zu beschäftigen. Derzeit kümmern sich 32 Pflegefachkräfte (einige in Teilzeit) um 25 Patienten.
Jedes Pflegeapartment ist mit 32 Quadratmetern großzügig bemessen, verfügt über einen begrünten Balkon und ist voll ausgestattet, auf der Stationsküche wird täglich frisch gekocht und das Pflegepersonal nimmt sich Zeit für ihre Patienten. Fachkräftemangel gibt es hier nicht, aufgrund der guten Arbeitsbedingungen sind die Stellen begehrt.
Besitztum als Ballast
Für gutbetuchte Menschen, die sich entscheiden, ins Tertianum zu ziehen, ist aber nicht nur die zentrale Lage und der Hotelcharakter ausschlaggebend, sondern das beruhigende Gefühl, sich in guten Händen zu wissen, wenn etwas passiert und man Pflege benötigt.
„Sicherheit ist ein großes Thema“, sagt Georg von Thadden, Direktor des Tertianum Residenz Berlin. „Die meisten kommen aus anspruchsvollen Berufen, haben viel bewegt und spüren mit zunehmenden Alter die körperliche Unsicherheit.“
Von Thadden ist seit gut sechs Jahren im Tertianum, er kommt eigentlich aus der Hotellerie und versteht sich – auch in der Seniorenresidenz – weiterhin als Gastgeber. Er beobachtet, dass es den Bewohnern darum geht, eigenständige Entscheidungen bewusst zu treffen, im vollen Verständnis, was es perspektivisch bedeutet: Sie wollen den letzten Lebensabschnitt selbstbestimmt planen.
Sicherheit ist ein großes Thema.
Georg von Thadden, Direktor Tertianum Residenz Berlin
Doch auch für Menschen, die sich eine Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnung im Tertianum leisten können, ist der Umzug ein großer Schritt. In der Regel haben sie in großen Häusern gewohnt und müssen sich massiv verkleinern. „Doch was nützt es, wenn man in einer Villa im Grunewald lebt, die Treppen nicht mehr hochkommt, nur noch im Erdgeschoss lebt, und nach dem Tod des Ehepartners dort vereinsamt“, sagt Seidel. „Dann wird plötzlich alles zu viel.“ Die Pflegemanagerin hat viele solcher Fälle erlebt, in denen sich die Betroffenen für einen Neubeginn entscheiden, den Ballast loswerden und sich um nichts mehr kümmern wollen.

© Yves Sucksdorff
Sie berichtet von einem Paar, das sich kürzlich für eine Wohnung angemeldet habe. Es kommt aus Düsseldorf und besitzt noch ein Haus in Holland. Perspektivisch wollen die Beiden ins Tertianum ziehen, auch weil ihre Kinder in Berlin leben. „Wir arbeiten mit sogenannten Vormerkungen“, erklärt Inken Seidel. Es wird festgelegt, welche Wohnung gewünscht ist. Sobald die Kriterien zutreffen und eine Wohnung frei wird, werden die Interessenten informiert. Im Schnitt dauert es zwei Jahre vom Erstkontakt bis zum Einzug.
„Manche sagen, wunderbar, wir ziehen ein, andere wollen lieber noch länger warten“, sagt Seidel. „Ich rate ihnen dann, nicht zu lange zu warten, denn man kann die Annehmlichkeiten unseres Hauses am besten genießen, solange man noch gesund ist.“ Wer „rechtzeitig“ einzieht, bleibt auch lange: „Die Verweildauer unserer Bewohner liegt zwischen acht und zehn Jahren“, sagt von Thadden.
Demenz ist ein Ausschlusskriterium
Wer allerdings auf der Warteliste steht und dann schwer erkrankt, kann nicht mehr einziehen. „In Ausnahmefällen nehmen wie die betroffene Person noch in der Pflegeabteilung auf“, sagt Seidel. „Aber eigentlich priorisieren wir interne Umzüge von einer Wohnung in ein Pflegeapartment.“ Ein beruhigender Faktor für die Bewohner des Tertianums: zu wissen, dass sie auch stationär versorgt werden, wenn das eigenständige Leben oder auch die ambulante Versorgung in der Residenzwohnung nicht mehr möglich ist.
Das tritt beispielsweise im Falle einer Demenz ein. Meistens ist es eine schleichende Entwicklung, man findet die eigene Wohnungstür nicht mehr, lässt die Herdplatte an und löst einen Feueralarm aus oder wandelt nachts durchs Haus.
„Wenn sich kognitive Einschränkungen häufen, dann begleiten wir die Betroffenen bis zum Übergang in den Pflegewohnbereich“, erklärt Seidel. In der Pflegestation dauere es dann meist einige Wochen, bis sich die Bewohner einleben. Dazu brauche es feste Strukturen und feste Ansprechpartner.

© Yves Sucksdorff
Demenzerkrankungen nehmen zu, weil die Menschen älter werden, bei einer beginnenden Demenz gibt es klare Phasen, aber auch solche hochgradiger Verwirrung. In jedem Fall schreitet sie fort, deshalb ist es nicht möglich, mit einer Demenz in einer Wohnung zu leben. Mehr noch: Mit einer diagnostizierten Demenz im Vorfeld ist ein Einzug im Tertianum gar nicht möglich.
Der Tod wird nicht totgeschwiegen
Bei all den Bemühungen, die letzte Lebensphase möglichst positiv zu gestalten, steht das Thema Sterben doch immer im Raum. „Der Tod ist Teil des Kreislaufs des Lebens“, sagt von Thadden und betont, dass buchstäblich nichts totgeschwiegen wird. Schließlich wisse jeder, dass der Zeitpunkt kommen wird.
Wir sind Wünscheerfüller in der letzten Lebensphase.
Inken Seidel, Direktorin Pflege und Qualitätsmanagement, Tertianum Residenz Berlin
Am Anfang des Einzugs empfinden einige es als verstörend, sich über den eigenen Tod Gedanken zu machen. „Nach einem Jahr allerdings gehen wir auf die Bewohner zu mit einem internen Fragebogen“, sagt Seidel. „Wir nennen ihn Wünsche in der letzten Lebensphase“. Dort sollen Wünsche festgehalten werden, die in einer Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht keinen Platz finden.
Dort kann man – auf freiwilliger Basis – beispielsweise festlegen, welche Musik gespielt werden soll, ob ein Geistlicher anwesend sein soll oder besser nicht, welche Kleidung man angezogen bekommen möchte und ähnliches. „An alles, was dort hinterlegt ist, halten wir uns dann.“
Es gehe darum, Angebote zu machen, es gebe keine Zwänge. Es gehe vor allem um Respekt: „Wir sind Dienstleister“, sagt von Thadden und Seidel fügt hinzu: „Und wir sind Wünscheerfüller in der letzten Lebensphase.“
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